Für Briten aus Krefeld gibt's Gurkensandwich zur Royal Wedding
Der Brite Richard Worts lebt in Krefeld und bezeichnet sich selbst als Nicht-Royalist — einer, der kein Fan des Königshauses ist. Bei der Hochzeit freut er sich mehr für die bürgerliche Meghan Markle als für Prinz Harry.
Nein, als Royalist möchte Richard Worts ganz sicher nicht dargestellt werden. Einen Union Jack habe er nicht, auf ein Foto mit einem Poster von Prinz Harry und Meghan Markle verzichtet er lieber. Aber die königliche Hochzeit am Samstag, the Royal Wedding, schaut er sich natürlich trotzdem an. „Ich freue mich auf Pink Champagne“, sagt der englische Privatschullehrer Worts, der seit 1983 in Krefeld lebt. „Pink Champagne und Gurkensandwiches, ganz traditionell.“
Wenn sich der britische Thronfolger und die US-Schauspielerin am Samstag auf Schloss Windsor das Ja-Wort geben, sitzt auch Worts vor dem Fernseher. Aber kurioserweise geht es ihm dabei nicht um Prinz Harry oder das britische Königshaus. „Für uns ist es nur ein Thema, weil es um Meghan geht. Ich habe alle Folgen von ,Suits’ gesehen, mein Sohn sogar schon zweimal“, sagt der 61-Jährige, der sich auf einen „lustigen Tag“ mit seinen erwachsenen Kindern Joshua und Mia freut.
„Suits“ ist die amerikanische Dramaserie, mit der Markle als Anwaltsgehilfin Rachel Zane ihren großen Durchbruch hatte und international berühmt geworden ist. Gerade Markles „normale“ Herkunft sowie ihre gemischten Wurzeln durch ihre afroamerikanische Mutter seien „zu diesem Zeitpunkt perfekt. Das ist gut für das Königshaus“, findet Worts. Er und seine Kinder feiern also eher die bürgerliche Ehefrau als den Enkel der Königin.
Richard Worts über Prinz Harry.
Allerdings, und da reiht sich Worts in die Mehrzahl seiner Landsleute ein, kann er auch gewisse Sympathien Prinz Harry gegenüber nicht verbergen. „Rote Haare, ein bisschen wild, ein Partytyp. Ich denke, er ist einer von uns.“ Und damit ist auch die Frage geklärt, warum der Nicht-Royalist, der die Hochzeit von Harrys Bruder Prinz William 2011 nicht groß verfolgt hatte, sich nun doch auf Samstag freut.
Ansonsten ist sein Verhältnis zu den Royals ziemlich ambivalent. Kritisiert jemand sein Heimatland und dessen Monarchie, verteidigt Worts es und zeigt die Vorteile auf. Ist jemand zu sehr Royalist, übt Worts Kritik. Über Skandale lacht er, der Hype um Hochzeiten und Babys sei schlicht „nett für die Menschen“.
Dabei hat auch der Englisch- und Musiklehrer, der in seiner Freizeit in Irish Pubs auftritt und bei den Alten Herren des TSV Bockum Fußball spielt, einige Berührungspunkte mit dem Königshaus. Sein Bruder war damals großer Diana-Fan, war 1997 sogar auf der Beerdigung der ehemaligen Prinzessin von Wales und schrieb im vergangenen Jahr einen Zeitungsartikel darüber.
Worts selbst hatte am 6. Dezember 1997, dem Tag der Beerdigung, einen Auftritt „in Solingen oder Remagen. Meine deutsche Frau hat die gesamte Beerdigung auf zwei Videokassetten aufgenommen. Als ich abends nach Hause kam, gab sie mir die zwei Kassetten und einen Whisky. Also habe ich drei Stunden die Beerdigung geschaut und den ganzen Abend geheult.“ Seit dem Tod Dianas, „England’s Rose“, hat kein Mitglied der Königsfamilie die Herzen der Briten wirklich bewegt. Ihr Sohn Harry und Meghan Markle sorgen nun für eine neue Euphorie.
Und auch wenn am Samstag ein britischer Feiertag ist, wird Worts zwischendurch ein wenig zornig. Natürlich dann, wenn das Wort Brexit fällt. „It’s a desaster, ein komplettes Desaster.“ Dabei richtet er seine Zeigefinger wie Pistolen nach unten und sagt: „Damit hat sich Großbritannien nicht nur in einen Fuß geschossen, sondern in beide.“
Und dabei zeigt sich auch wieder, wie hin- und hergerissen Worts ist. Der Ärger über die Politik, die Tatsache, dass er wie seine Tochter die doppelte Staatsangehörigkeit anstrebt und „endlich Deutscher“ werden will. Aber gleichzeitig fährt er immer „in die Heimat“, wenn er England besucht. Auch bei Richard Worts schlagen die Wurzeln immer wieder durch.