Krefeld Gänseplage: Landwirt beklagt hohen Schaden
Die Kosten, die das Federvieh auf seinen Feldern verursacht, betragen bis zu 10.000 Euro jährlich.
Krefeld. Das schöne Wetter treibt die Menschen raus in die Natur, beispielsweise zum Naherholungsgebiet Elfrather See. Wenn sie dort ankommen, sind die Gänse schon da. Die gefiederten Freunde kehren dem Niederrhein überhaupt nicht mehr den Rücken, sie haben hier ein gutes Leben.
Hunderte Kanada-, Grau- und Nilgänse bleiben das ganze Jahr und koten laut Kreisjägerschaft auf Liegewiese und in das Badesee-Gewässer, fallen auf benachbarte bewirtschaftete Felder ein. Mit der aktuellen Gesetzeslage werde sich an der stetig steigenden Population auch nichts ändern. Und die Stadt sagt: „Im Moment bleibt es so, wie es ist.“
Dabei sind die Gänse nicht nur eklig für die Leute, die sich nicht auf eine schmutzige Wiese legen möchten. Landwirt Heinz-Peter Lehnhoff hat ganz andere Probleme. Da auf seinen Feldern regelmäßig hunderte Tiere landen, hat der Mann, der im Besitz eines Jagdscheins ist, eine Ausnahmegenehmigung für seine Felder erhalten, die Gänse nach dem 31. Januar jagen zu dürfen: „Ich kämpfe schon seit Jahren mit viel Aufwand um das Papier, jetzt hat es erstmals geklappt.“ Die offizielle Jagdzeit ist zwischen Mitte Juli und 31. Januar.
30 Gänse habe er zwischen dem 10. Februar und 10. März erlegen können. „Die Gänse sind schlau. Wenn sie das Knallen hören, fliegen sie schnell zurück zum Elfrather See.“
Die Gänse besuchen mit Vorliebe seine Felder, die mit Getreide, Zuckerrüben und Raps bestellt sind. „Das junge Grün mögen die Vögel.“ Meist rupfen sie es mit Wurzel aus. „Etwa 30 meiner 100 Hektar sind befallen. Das macht einen jährlichen Schaden zwischen 6000 und 10 000 Euro aus. Ich bekomme keinen Euro Ausgleich von der Stadt. Das Kernproblem ist der E-See. Die Stadtväter sorgen nicht für die Landwirte. Eigentlich sollte ich sie verklagen.“
Seiner Meinung nach müssten die Gänse das ganze Jahr lang im gesamten Naherholungsgebiet gejagt werden dürfen, damit sich etwas ändert; ausgenommen das brütende Federvieh. Da es sich beim Elfrather See um ein befriedetes Gebiet handele, in dem Jagen nicht ohne weitere Erlaubnis erlaubt werden dürfe, sei die Lage nicht einfach, berichtet er weiter. Lehnhoff schlägt als Lösung vor, den Muttertieren Gips-Eier unterzulegen und die richtigen zu entfernen. „So müssten wir auch nicht mehr so viel schießen.“ Er schlägt zudem Berufsjäger vor, damit die Gänse nicht mehr aufs Feld fliegen.
Edmund von Holtum ist das Problem bestens bekannt. Er gehört zur Kreisjägerschaft und hat sein Revier direkt am Erholungsgebiet. „Der Badebetrieb ist belastet. Es sind hunderte, so viele, dass wir sie nicht zählen können“, berichtet er. „Sie brüten auf den Inseln des Gewässers und können dort ungestört ihre Jungen aufziehen. Die Population wächst und verdoppelt sich alle fünf Jahre.“
Die Gänse zu erwischen, sei nicht so einfach. 2015 waren es 118, in 2016 nur 18 Tiere, die erlegt wurden. Ihm fehle die Minister-Entscheidung, auf die Inseln gehen zu können und die Eier bis auf eines aus dem Nest beseitigen zu dürfen, so sein Vorschlag. „Das Problem ist jagdlich nicht zu lösen.“
Umweltdezernent Thomas Visser findet, eine gute Möglichkeit, die Gänse zu vertreiben, sei es, neben dem Besuch der Badegäste mehr „Nutzungsdruck“ am See aufzubauen. „Wenn es dort Musik- oder Sport-Veranstaltungen gibt, wie beispielsweise den Triathlon oder bald die Jugend-EM im Rudern, ist dort keine Gans zu finden.“
Seiner Meinung nach seien die Gänse aber auch ein stückweit Natur, gehörten zum Elfrather See dazu wie der Freizeitwert, die Vereinsstruktur und die Erlebbarkeit. „Die Gänseproblematik ist nicht alles.“