Gastkommentar: Ein Nachruf auf den Doppeljahrgang

Krefeld. Die Debatte um die Schulreform ist aktuell wie nie. Jetzt, da sich das sogenannte Experiment Doppeljahrgang dem Ende zuneigt, fordern einige die Veröffentlichung des Versuchsprotokolls und verlangen Schlussfolgerungen und Langzeitprognosen.

Die offizielle Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse ist eine erste formale Auswertung des Versuchs „Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre“.

Der differenzierte direkte Vergleich der zwei Systeme scheint eine einmalige Chance. Wie werden sich die Leistungen der zwei Stufen G8 und G9 bei den exakt gleichen Prüfungsaufgaben unterscheiden? Wie aussagekräftig dieses Verfahren ist und ob die Ergebnisse ein Spiegel für die Leistungsfähigkeit des Jahrgangs sein können, bleibt fraglich. Ist vielleicht eine Stufe mehr als die Summe der erreichten Notenpunkte?

Meine persönliche Erfahrung als Mitglied des Doppeljahrgangs am Krefelder MSM-Gmynasiums: Die distanzierte Haltung, das Konkurrenzdenken und die Ressentiments zwischen den zwei Stufen des Doppeljahrgangs haben sich spätestens in den entscheidenden und aufregenden letzten Wochen und Monaten aufgelöst. Gemeinsam haben die Schüler Mottowoche und Abschlussfeier geplant, gemeinsam hat man die Abiprüfungen erlebt. Nun sind die emotionalen Barrieren gefallen und einem Einheitsgefühl gewichen. Vielleicht auch, weil wir Schüler alle ein Schicksal teilen: Alle stehen vor einem neuen Lebensabschnitt voller Freiheit und Selbstbestimmung - aber auch einer damit verbundenen Verantwortung.

Die Planung der gemeinsamen Entlassungsfeier des Doppeljahrgangs als symbolisches Ende eines Lebensabschnittes führt uns Schülern die Endlichkeit der gemeinsamen Schulzeit vor Augen. Ein persönlicher Höhepunkt wird die Zeugnisausgabe, untermalt mit einem 30-sekündigen Songausschnitt, sein. Mit diesem können die Absolventen ihre Schulzeit Revue passieren lassen, den eigenen Musikgeschmack zeigen, vielleicht auch einen Blick in die Zukunft offenbaren. An diesem Tag werden sich dann Gefühle des Aufbruchs mit den Gefühlen des Abschieds von einer großen Jahrgangsstufe vermengen.