Lara Titt ist eine von 1038 jungen Menschen, die sich an der Jugendbefragung der Stadt Krefeld beteiligt haben. Über ihren Pfadfinder-Verein erfuhr sie im vergangenen November von der Befragung. Fünf Monate später besucht die 18-Jährige die Ergebnispräsentation unter dem Titel „Speak up! Deine Stadt. Deine Ideen“ und mustert die vielen Roll-up-Banner in der Mediothek. Was diverse Balkendiagramme, Grafiken und Prozentangaben hier abbilden, skizziert eine möglichst authentische Bestandsaufnahme aus dem Leben junger Krefelder.
„Die Ergebnisse decken sich in vielen Bereichen mit den Beobachtungen, die ich in meinem Leben und Freundeskreis mache“, erzählt Lara Titt. „Ich finde es sehr wichtig, dass all die Dinge, zu denen auch Probleme und Herausforderungen zählen, Gehör finden und auf dieser Basis gemeinsam an Lösungen gefeilt wird.“
Zahl der Teilnehmer
übertrifft die Erwartungen
Für den organisierenden Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung ist die 1038 die wohl wichtigste Kennziffer. Dass so viele junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren an der digitalen Befragung teilgenommen haben, hat die Erwartungen der Initiatoren übertroffen. „Die hohe Resonanz erlaubt es uns, einige Trends an aktuellen Wünschen und Bedarfen der Krefelder Jugendlichen abzulesen“, sagt Fachbereichsleiterin Sonja Pommeranz. Die ermittelten Anliegen und Ideen fließen als Grundlage in die Fortschreibung des Kommunalen Kinder- und Jugendförderplans 2026 bis 2030 ein.
Das Strategiepapier mit konkreten Handlungsempfehlungen für die Entwicklung der Krefelder Jugendhilfe legt die Verwaltung der Politik im Jugendhilfeausschuss als Beschlussvorlage vor. „Besonders erfreulich und wichtig für uns ist, dass die Teilnehmenden von allen Schulformen und aus allen Bezirken kommen. Dies ermöglicht uns eine umfassende Datenbasis“, sagt Melanie Ungerechts von der Abteilung Jugend. Sie hat die Befragung zusammen mit der Kommunalen Zentralstelle für Beschäftigungsförderung gestaltet und begleitet. Die Ergebnispräsentation hat die Stadt mit einer offen angelegten Kick-Off-Veranstaltung verbunden. Alle Krefelder Jugendlichen waren dazu eingeladen, die Ergebnisse zu diskutieren und Verbesserungsvorschläge einzubringen.
Mädchen und junge Frauen stellten bei der Jugendbefragung mit 55 Prozent die knappe Mehrheit. Die meisten Jugendlichen waren 14 bis 15 Jahre alt (41 Prozent), gefolgt von den 16- und 17-Jährigen (29 Prozent). Fast zwei Drittel der Teilnehmer besuchen die Schule. Die Bezirke mit den meisten Jugendlichen waren West (18,7 Prozent), Mitte (13,8 Prozent) und Nord (12,5 Prozent). Einen wesentlichen Kern der Umfrage bildete die Frage nach dem Freizeitangebot. Die Teilnehmer gaben an, dass ihnen für ihren Stadtteil Shoppingmöglichkeiten (56 Prozent), Spiel- und Sportflächen (50 Prozent) sowie Grünanlagen, Parks und Freiflächen (42 Prozent) am wichtigsten sind. Obgleich das Gros der Beteiligten ihre Freizeit am liebsten zu Hause verbringt (80 Prozent), besteht bei Treffpunktmöglichkeiten mit Freunden, wie beispielsweise Liegewiesen, Sitzgelegenheiten oder Freizeitanlagen, eine vergleichsweise hohe Nachfrage.
„Auffallend ist, dass immer wieder der konkrete Wunsch nach weiteren Frei-, Spiel- und Sportflächen und kostenfreien Freizeitangeboten genannt wurde. In diesem Bereich ist Krefeld mit seinem eng kooperierenden Netzwerk aus Verwaltung, freien Trägern der Jugendhilfe, Vereinen und Organisationen bereits sehr breit aufgestellt. Daraus schlussfolgern wir, dass diese Angebote künftig noch sichtbarer gemacht werden müssen“, analysiert Melanie Ungerechts.
Warnende Ergebnisse fanden sich in den Feldern Gesundheit und Sorgen wieder. 71 Prozent führten an, sich in den vergangenen Wochen immer oder oft müde und erschöpft gefühlt zu haben. Am meisten Sorgen bereiten den Jugendlichen derzeit Kriege (71 Prozent), Prüfungen (69 Prozent) und politische Entwicklungen (68 Prozent). In vielen Bereichen fehlt es den Krefelder Jugendlichen und jungen Erwachsenen an adäquaten Beratungs- und Unterstützungsangeboten. Das berifft insbesondere die Themenblöcke Umgang mit Geld, Steuern oder Schulden, Berufsorientierung und die Suche nach einem Nebenjob.
Bei Lara Titt hat die Jugendbefragung einen Denkprozess angestoßen. Sie hat den Entschluss gefasst, sich künftig vermehrt aktiv einzubringen. Demnächst möchte sie beim Jugendbeirat der Stadt Krefeld vorbeischauen. Die Befragungsergebnisse werden noch bis Samstag, 12. April, im Foyer der Mediothek ausgestellt. Red