Essen und Trinken Gastronomen feiern Super-Sommer
Das Wetter hat Cafés und Biergärten in den vergangenen Monaten gut gefüllt. Wie gut, erzählen einige Betreiber. Eine Bilanz.
Krefeld. Das Leben in den Biergärten und den Cafés hat seit Mai synchron zur Sonne Fahrt aufgenommen. Sobald die Temperaturen angestiegen waren, erwachten die Außenbereiche zum Leben. Das Essen und Trinken an der frischen Luft brachte den Urlaub und das Leben wie Gott in Frankreich, Spanien oder Italien in die Stadt. Die Krefelder Gastronomen strahlten bei den Umsätzen dieses Jahres mit der Sonne um die Wette. Nur: Zu heiß durften die Temperaturen dann auch nicht sein. Denn dann blieben die Gäste lieber zu Hause im kühlen Haus.
„Die Außengastronomie boomt, nicht nur wenn die Sonne so stetig vom Himmel scheint wie in den vergangenen Monaten“, bestätigt Thorsten Hellwig, Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Nordrhein-Westfalen. „Das Sommersaison-Phänomen hat sich mittlerweile zum Ganzjahresgeschäft entwickelt. Im Winter stehen Heizstrahler bereit, es liegen Decken parat, und es wird für Windschutz gesorgt.“ Die „Draußen nur Kännchen-Zeiten“ seien definitiv vorbei, erklärt der Fachmann. „Das Außengeschäft ist ein wichtiger Pfeiler der Gastronomen geworden. Wer kann, setzt seine Gäste vor die Tür“, sagt er und schmunzelnd. Dabei müssten die „Rahmenbedingungen“ stimmen. Sprich ordentliche Temperaturen und wenig Niederschlag. Letztere Aussage bedeute, dass die Besucher tagsüber bei mehr als 30 Grad wenig Lust haben, ihr Haus zu verlassen. „Da lässt es sich in den Abendstunden draußen schon besser aushalten.“ Was den Verzehr betrifft: „Abends wird dann auch wieder mehr Bier als alkoholfreie Getränke konsumiert.“
Doch was sagen die Krefelder Betreiber?
Vera Goossens ist Chefin im Café Kosmopolit an der Lindenstraße in der Innenstadt. „Als es sehr heiß war, hatten wir weniger zu tun“, berichtet sie. „Dabei ist es bei uns schattig, wir haben viele Pflanzen im Garten. Doch die Gäste sind erst gegen 19 Uhr, als es kühler wurde, gekommen. Vorher waren sie wohl im Schwimmbad“, vermutet sie.
Bei erträglichen Temperaturen reichten die 60 bis 70 Plätze draußen nicht aus. „Dann haben sich die Leute Stühle von drinnen geholt.“ Weißweinschorle und Weizenbier seien die Getränke-Hits des diesjährigen Sommers bei ihr gewesen.
Mit solch einem Sommer hat Bo Trost, Chef in der Kulisse an der Virchowstraße, nicht gerechnet. „Wir hatten vier Wochen geschlossen, weil wir drinnen renoviert haben. Solch einen Jahrhundertsommer hatten wir nicht auf dem Plan“, sagt er. Aber nun sei es im Winter schön in den Kulisse-Räumen. „Wir haben neue Decken eingezogen, besitzen ein überarbeitetes Lichtkonzept und frische Wände. Es ist viel passiert.“
Der wohl schönste Biergarten der Region am Stadtwaldhaus hat in diesem Sommer Gäste ohne Ende gesehen: „Alles was zwei und vier Beine hatte, war bei uns“, sagt Inhaber Helmut Lang und lacht. „Ich bin jetzt seit 27 Jahren im Stadtwald. Solch ein außergewöhnliches Jahr habe ich noch nicht erlebt.“
Als es einige Tage über 35 Grad heiß war, seien die Besucher mittags nicht gekommen. „Wir haben auch unsere Mitarbeiter geschützt und die Brezelbude erst gegen 17 Uhr geöffnet, damit die Angestellten nicht auch noch gebacken wurden.“ Für die Servicekräfte sei die Arbeit trotzdem sehr anstrengend gewesen. Das Positive: „Alle haben mit Bravour mitgezogen, keiner hatte schlechte Laune, alle waren gut drauf.“ Die Lage des großen Biergartens ist von Vorteil, weil vom Weiher eine etwas kühlere Brise herüberweht. „Dann haben es sich die Gäste gegen Abend mit leichter Sommerküche gut gehen lassen.“ Damit alle Altersgruppen Spaß im Stadtwald haben, hat Lang einen Techno-Abend für die jüngere und einen Auftritt der Schmackes-Brass-Band für die ältere Generation organisiert.
Obwohl Familie Furth vorsorglich noch zwei weitere Sonnenschirme für ihren Außenbereich am Oranierring gekauft hatte, war es auch dort ab und zu sehr heiß. „Viele Gäste hielten sich dann in der Gaststätte auf. Andere fanden es schön, später die Sonne hinter den Gleisen untergehen zu sehen“, weiß Mitinhaber Johannes Furth. „Der Betrieb ging bei uns bei heißem Wetter oft später los, eher zu mediterranen Zeiten, am Abend.“ Die Gäste hätten auch bewusster gegessen. „Wir haben noch mehr Salate angeboten.“
„Hervorragend“, so bezeichnet Karin Van Hooren an der Dujardinstraße den Besuch in den vergangenen Monaten. „Wir hatten besonders an den Wochenenden ,volles Haus`. Unter unseren großen dunkelroten Sonnenschirmen haben es sich die Gäste gut gehen lassen.“
„Das war nicht nur ein schöner Sommer, sondern auch ein prima Fahrrad-Sommer“, erzählt Yvonne Dahlhoff, Chefin des Cafés Kornblume. Kleine Gerichte und auch glutenfreie Kuchen im umgebauten Kuhstall oder im lauschigen Innenhof-Biergarten hätten sich die Radler in Hinterorbroich schmecken lassen. „Große Renner sind Stachelbeer-Baiser und Pflaumenkuchen.“ Nur auf den Blick auf die blühende Wiese gegenüber mussten die Gäste verzichten. „Die war in diesem Jahr vertrocknet.“