Gebärdensprache Gehörlosen Menschen im Alltag antworten können
Am Ausbildungszentrum in Uerdingen wird ein Kurs für Gebärdensprache angeboten.
Krefeld. So wie Deutsche, Italiener oder Franzosen haben auch Gehörlose ihre eigene Kultur. Und genau wie Deutsch, Italienisch oder Französisch ist die Gebärdensprache eine vollwertige Sprache, nur dass sie sich mit Gestik, Mimik und Körperhaltung ausdrückt. „Gehörlose sind eine Randgruppe. Auch in Krefeld haben sie es schwer, sich zurecht zu finden“, sagt Pia Giesen. „Ob beim Arzt, beim Einkaufen oder auf Ämtern, keiner spricht ihre Sprache.“ Das möchte die Leiterin des Ausbildungszentrums Uerdingen ändern und bietet als neues Projekt in ihrem Haus einen Kurs in Gebärdensprache an. „Sprachliche Barrierefreiheit für Gehörlose ist mein Traum“, sagt die 25-Jährige. „Es wäre doch schön, wenn die Beschäftigten in Geschäften, Arztpraxen oder im Krankenhaus wenigstens die Grundkenntnisse der Gebärdensprache beherrschten.“
Kerstin Schwarze unterrichtet Deutsche Gebärdensprache (DGS). Sie weiß, wie schwer es in alltäglichen Situationen ist, mit Gehörlosen einen einfachen Dialog zu führen. „Oft führt die Hemmschwelle dazu, dass die Menschen auf den Boden blicken oder sich ganz wegdrehen. Dabei ist der Blickkontakt so wichtig“, sagt Kerstin Schwarze.
Die beiden Frauen möchten „gehörlosen Menschen Gehör verschaffen“. Das Vorhaben kommt bei den Uerdinger Geschäftsleuten gut an. Der erste DGS-Kurs findet am zweiten Wochenende im Juli statt und ist fast ausgebucht. In nur zwei Tagen sollen die Teilnehmer die wichtigsten Anfängergebärden lernen und einfache Bedürfnisse mitteilen und verstehen können. „Danach sind alle in der Lage, eine kleine Geschichte in Gebärden zu kommunizieren“, versichert Kerstin Schwarze. Zudem gibt es Einblicke in die Gehörlosenkultur.
Für Pia Giesen hat das Erlernen der Gebärdensprache auch eine soziale Komponente. Welcher Gehörlose könne schon ohne Block und Stift in einer Buchhandlung ein Buch kaufen? „Das bestellt er dann lieber im Internet“, sagt sie. Für den Urlaub lernt sie immer ein paar Vokabeln in der jeweiligen Landessprache. „Jemanden begrüßen, danke und bitte sagen — in solch kleinen Schritten kommt man sich näher.“ Künftig soll alle zwei, drei Monate im Ausbildungszentrum Uerdingen ein Kurs stattfinden. Und damit das Erlernte nicht vergessen wird, plant Pia Giesen, einen monatlichen Stammtisch ins Leben zu rufen.