Gemalte Schilder weisen Demenzkranken den Weg
Die ersten Hinweisschilder in Fischeln werden in Kürze angebracht. Das Vorhaben ist deutschlandweit bislang einzigartig.
Fischeln. Im Verlauf einer Demenz geht die örtliche Orientierung immer mehr verloren. Damit sich betroffene Fischelner in ihrem Stadtteil besser zurechtfinden, hat Manuela Hansmann vom „Bündnis Leben mit Demenz in Fischeln“ einen Demenz-Wegweiser initiiert. Dazu werden demnächst Hinweisschilder aufgehängt, die den Weg zu markanten Gebäuden wie der katholischen Kirche St. Clemens, dem Seniorenheim Saassenhof und dem Rathaus weisen.
„In Deutschland ist das bislang einzigartig“, sagt Hansmann. Zwar gibt es laut der Mitarbeiterin des Arbeiter-Samariter-Bundes bereits Wegweiser für demenzfreundliche Kommunen in Form von Broschüren. Aber praktisch umgesetzt — wie demnächst in Fischeln — sei er noch nirgendwo. „Damit wird Fischeln deutschlandweit Vorreiter für eine demenzgerechte Quartiersgestaltung sein“, erklärt Hansmann.
Die Idee dazu ist bei einem Spaziergang gekommen, den sie vor mehr als einem Jahr gemeinsam mit Dirk Bahnen, dem Leiter der Beratungsstelle für Alterserkrankungen am Alexianer-Krankenhaus, und interessierten Bürgern unternommen hat. Gemeinsam haben sie sich das Quartier auf seine Alterstauglichkeit geprüft und überlegt, wo was noch verbessert werden könnte. Die Ergebnisse des Spaziergangs prangen auf einem großen Plakat, das bei ihr im Büro am Wimmersweg 29 hängt. Darauf steht, dass in Fischeln Sitzgelegenheiten, insbesondere an der Kölner Straße, fehlen. Zur besseren Orientierung im Stadtteil wurden Wünsche geäußert, wie beispielsweise eine gleichbleibende Farbmarkierung für Ruhebezirke, Begleitdienste des Einzelhandels und gelb unterlegte Straßenschilder mit wichtigen und bekannten Gebäuden.
Während das Kurzzeitgedächtnis bei einer Demenzerkrankung schnell nachlässt, bleibt die Erinnerung im Langzeitgedächtnis abrufbar. Darauf bauen die Hinweisschilder auf, die das Original naturgetreu wiedergeben. Die drei Motive sind von Fischelnern gemalt worden: das Rathaus von dem vor kurzem verstorbenen Rudolph Menk, St. Clemens von Sigrid Delmes und der Saassenhof von Rosa Teschemacher. Auch die Standorte der insgesamt sechs Schilder sind ausgewählt: Vor dem Clemensmarkt weist jeweils ein Schild den Weg zur Clemenskirche und zum Saassenhof, am Marienplatz wird der Weg von beiden Seiten aus zum Rathaus angezeigt; vor der Volksbank wird es einen Hinweis auf den Weg zum Rathaus und zum Saassenhof geben. „Doch dazu muss erst der Mast wieder auftauchen, der vor dem Bau der neuen Volksbank dort gestanden hat und die Schilder für die Radwege trug“, erzählt Hansmann. Bei der Stadt werde derzeit danach gesucht. Finanziell wird das Bündnis von Bürgerverein und der Bezirksvertretung Fischeln bei den Schildern unterstützt. Dort hatte die Sozialpädagogin die Ergebnisse des Rundgangs vorgetragen — und Zuspruch erfahren.
Hansmann ist keine Unbekannte in Fischeln. Sie koordiniert seit vier Jahren das Quartiersprojekt des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Das wird bis Ende dieses Jahres von der Deutschen Fernsehlotterie finanziell gefördert. Dann wird sie sich nicht mehr in dem Umfang dem Thema demenzgerechtes Quartier widmen können. Das montägliche Demenz-Café (von 14.30 bis 17.30 Uhr) wird es aber weiter geben ebenso wie den regelmäßigen Tanztee und den Aktionstag. Der Nächste findet im März des kommenden Jahres statt.
Wenn sie sich etwas wünschen dürfte, dann zwei Dinge: Dass bei dem Neubau von Straßen und Neubaugebieten in Krefeld eine demenzgerechte Quartiersentwicklung berücksichtigt wird. „Schließlich wird die Bevölkerung immer älter - und es kann jeden treffen.“ Und dass es auch künftig finanzielle Unterstützung für weitere Maßnahmen aus dem Demenzwegweiser gibt, wenn Ende des Jahres die Förderung der Deutschen Fernsehlotterie ausläuft.
Manuela Hansmann ist zu erreichen unter der Telefonnummer 02151/ 934 17 18.