Geschichte der Gleichstellung — von Frauen nachgespielt
An neun Stationen in der ganzen Stadt lassen Schauspieler historische Begebenheiten lebendig werden.
Krefeld. Es ist Januar 1955 und sehr kalt. Eine junge Frau, die ein wenig verwirrt scheint, sucht die Mütterschule in der Stadt. Passanten zeigen ihr den Weg zum Westwall. Dort wird sie sich „im Nähen ertüchtigen“ und erfahren, „wie man das Kind pflegt“.
Aus der Mütterschule wurde später die Familienbildungsstätte, und diese entwickelte sich zum Katholischen Forum Krefeld-Viersen. Ute Linnemann-Degen, pädagogische Mitarbeiterin des Hauses, gehört zu den Aktiven, die mit anderen Frauen den Krefelder Beitrag zu 100 Jahre Internationaler Frauentag gestalten. Die Verantwortlichen von acht Einrichtungen lassen unter der Regie der Gleichstellungsstelle Geschichte lebendig werden.
„Elf Frauen werden an verschiedenen Stationen die historischen Begebenheiten szenisch darstellen“, berichtet Doris Schlimnat von der Volkshochschule. „Sie wurden von Theaterpädagogin Mariola Küsters angeleitet.“ Natürlich stehen immer die Krefelderinnen im Mittelpunkt, politisch und gesellschaftlich. „Wir werden die neun Stationen im Rahmen einer Stadtführung unter Leitung von Lydia Paggen abgehen und mit dem Bus abfahren“, sagt Schlimnat.
Ziemlich lautstark beginnt die Zeitreise um 11 Uhr am Rathaus. Trümmerfrauen in Kittel und Kopftuch beschlagen Steine. Mit „Frauen und Politik“ ist die Station überschrieben. Hier geht es um Wahlrecht, Grundgesetz und Politik. „Man bedenke: 1919 wurde das Frauenwahlrecht eingeführt, die Gleichberechtigung von Mann und Frau wurde erst 1949 ins Grundgesetz aufgenommen“, sagt Lydia Paggen. Neben den Akteurinnen spielt sich die Gleichstellungsbeauftragte Christine Weinbörner selbst und spricht über politische Partizipation.
Am Stadtpalais zeichnet sich ein „magisches Dreieck“ ab, bestehend aus der dort früher untergebrachten Bank, der Kirche und der Gleichstellungsstelle. Schlimnat: „Es treffen also Geld, Kirche und Frauen aufeinander, es verspricht spannend zu werden.“
Ebenso wie an der Station am Kastanienhof.
Hier geht es um den Krefelder Frauenverein und Margarete Engländer, die 1949 Vorsitzende des Krefelder Frauenvereins für Wöchnerinnen und Säuglingsfürsorge wurde. Die „Ode an die schöne Krefelderin“ steht im Textilmuseum auf dem Programm. Im Forum an der Felbelstraße ist Schluss mit der Rundreise. Dort gibt es abschließend Infos über „Bräute und Jungmädchen ab 18 Jahre“, die einst die Mütterschule besuchten.