Missbrauch Gewalt an Kindern ist in Krefeld ein Problem

Vor allem kinderpornografische Taten über das Smartphone nehmen stark zu und sind schwer einzudämmen. In Krefeld gibt es aber auch viele Angebote, um Kinder und Eltern besser zu schützen.

Auch in Krefeld werden Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs.

Foto: Patrick Pleul

Krefeld. Allein die Zahlen sind erschreckend. Die Polizei registrierte in Deutschland 12 850 Kinder als Opfer sexuellen Missbrauchs; jeden Tag werden 36 Kinder Opfer von sexueller Gewalt. Offiziell wurden 4247 Kinder besonders schwer misshandelt. So erschütternd die Statistiken auch sind, die Folgen für die Opfer und deren Umfeld sind noch viel verheerender. „Und das ist bloß das kleine Hellfeld. Das Dunkelfeld ist leider viel größer“, sagt Dietmar Siegert.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kinderschutzbundes Krefeld weiß, dass „vieles verdeckt wird, und Familien häufig kein Interesse haben, dass Straftaten aufgedeckt werden. Denn, und das ist nicht minder erschreckend: Viele Straftaten, gerade im sexuellen Bereich, passieren im direkten Umfeld der Kinder und Jugendlichen.

„Rund 96 Prozent der Täter sind den Kindern bekannt.“ Einige dieser Täter sind sogar noch keine Erwachsene, sondern selbst noch jugendlich. Und neben den offensichtlichen Formen von schwerer Gewalt kennt Siegert auch die zunehmenden Straftaten, die eher unter der Oberfläche stattfinden — in diesem Fall im Netz. „Da gibt es Möglichkeiten, die es vor ein paar Jahren noch nicht gab.“

Dietmar Siegert, Geschäftsführer Deutscher Kinderschutzbund Krefeld

Schnell werden mit dem Smartphone entblößte Körperteile junger Mädchen fotografiert oder von jugendlichen Tätern die eigenen Genitalien an Kinder gesendet. „Da ist schnell was verschickt“, weiß Siegert. Deshalb gehe es nicht nur um reine Gewaltprävention, sondern auch um Medienpädagogik. „Für Eltern, aber auch Lehrer und Erzieher werden die Herausforderungen immer größer. Das ist teilweise kaum zu schaffen.“ Daher ist es laut Siegert wichtig, immer mit den Kindern und Jugendlichen in einer guten Beziehung zu stehen. Denn oftmals wissen die Täter nicht, dass sie Täter sind. Und Opfer trauen sich nicht, ihre Erlebnisse zu schildern.

Beim Kinderschutzbund betreut Siegert daher nicht nur Opfer, sondern auch jugendliche Täter. „Deren Verhalten ist nicht zu entschuldigen. Aber es herrscht noch Entwicklungspotenzial, und wir möchten Wiederholungen vermeiden.“ Siegert ist daher auch ein Befürworter, junge Täter anzuzeigen. Dabei gehe es nicht darum, den Kindern die Zukunft kaputtzumachen. „Aber es ist ein wichtiges Signal und unser erzieherischer Auftrag. Denn viele Jugendliche unterschätzen ihre Taten.“

Siegert betont aber auch, dass steigende Zahlen von Gewaltdelikten nicht immer bedeuten, dass wirklich mehr Gewalt an Kindern verübt werde. Durch bessere Arbeit der Ämter und Institutionen würde auch die Hellziffer größer werden. Außerdem würde hier in Krefeld einiges getan, um Kindern und Eltern zu helfen. „Es ist eine gute Qualität, die sich bei den Themen Schutz und Prävention in Krefeld entwickelt hat“, sagt er.

Dazu zählt das Programm „Kein Täter werden“, das potenziellen Tätern bei der Selbstregulation hilft. Oder die „kommunalen Präventionsketten“, die die Lebenssituationen von Kindern in Krefeld verbessern sollen. Bei akuten Gefährdungen hilft auch das Team Kindeswohl.