Glosse: Sparen für die Goldene Himbeere

Krefelds Kultur - erst ausgezeichnet, dann ausgebremst

Krefeld. Wenn Olympia ist oder Oscar-Verleihung, schaut die Welt genau hin. Caster Se-menya wird bester Hauptdarsteller, Clint Eastwood läuft die 100 Meter unter zehn Sekunden, und alle kriegen es mit.

Als Ute Schäfer - das ist die NRW-Kulturministerin - Ende Oktober zehn Städte für beispielhafte Konzepte zur kulturellen Bildung ausgezeichnet hat, ging es vermutlich etwas weniger glamourös zu. Wahrscheinlich hat die Ministerin nicht mal ein Abendkleid getragen, sondern bloß zu ihrem Pressesprecher gesagt "Schreib’ mal eben eine Mitteilung!". Vermutlich ist sie höflicher als Wolfgang Schäuble.

Wie auch immer: Krefeld steht in den Top Ten, und das gehört sich auch so. Es gibt hier viele Kulturschaffende, die sich für Kinder und Jugendliche engagieren, von der Mediothek bis zum Kresch, von der Musikschule bis zu den Kunstmuseen - ganz zu schweigen von der freien Szene. All diese Menschen, die sich in Krefeld für kulturelle Bildung einsetzen, und das Kulturbüro, das die Fäden zusammen hält, haben Grund, stolz auf die Auszeichnung zu sein.

Doch ganz besonders stolz ist die Politik. Im Kulturausschuss am Dienstag erfüllte rhythmisches Schulterklopfen den Raum, und als man damit fertig war, ging man zur Tagesordnung über: Kürzen von Geldern, Streichen von Zuschüssen, Schließen von Büchereien - ein überzeugendes Gesamtpaket, das die frisch ausgezeichneten Kulturinstitute am ausgestreckten Arm verhungern lässt. Argumente braucht man nicht, zum Glück gibt es "die Haushaltslage".

Natürlich hat jede Fraktion ihren St. Florian, der bitte nicht angerührt werden darf, doch das Grundprinzip scheint ziemlich unumstritten. Als hätte die Ministerin in Düsseldorf jetzt einen Preis für das Kaputtsparen funktionierender kultureller Strukturen ausgelobt.

Doch wer die Krefelder Politik kennt, der weiß: Zwei himmelschreiende Widersprüche sind stets besser als einer. Deshalb herrscht in einem zweiten Punkt weitgehende Einigkeit: In den Kulturinstituten, die weniger Geld haben und dadurch weniger bieten, sollen die Bürger künftig mehr Eintritte und Beiträge bezahlen. Und falls die Leute wider Erwarten nicht dazu bereit sind, reduziert sich der Etat der Institute eben noch weiter.

Ein solch absurdes Drehbuch ist eigentlich oscarreif. Doch vermutlich reicht es bald nur noch für die Goldene Himbeere.