Gold und Roboter für Leiterplatten

Precoplat hat Millionen in neue Anlagen investiert. Der mittelständische Familienbetrieb gehört zu den Top zehn Deutschlands in seinem Metier.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Precoplat? Schwestergesellschaft MicroCirtec? Wer, bitte? Etwas abseits im Stadtteil Dießem nahe der Kulturfabrik residiert auf dem ehemaligen Zangs-Gelände mit dem Leiterplattenhersteller ein mittelständischer Familienbetrieb mit 75 Mitarbeitern, der gerade 40 Jahre alt wird. In seinem Spezialgebiet ist er nicht weniger als die Nummer eins in Krefeld und zählt zu den Top zehn in Deutschland. Zugute kommt dem geschäftsführenden Gesellschafter Andreas Brüggen, dass die Digitalisierung in vielen Branchen fortschreitet (siehe Kasten), in denen ohne moderne Leiterplatten, wie etwa für die LED-Technik, nichts geht. Der geschäftsführende Gesellschafter krempelt die Ärmel hoch und gibt Gas, oder besser Vollgas.

„Wir kamen gar nicht mehr mit der Produktion hinterher“, sagt er. Die Folge: „Wir reinvestieren im Durchschnitt etwa zehn Prozent des Jahresumsatzes, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Das sei nicht nur unternehmerischem Mut geschuldet, sondern auch der technischen Entwicklung bei den Kunden. So habe sich in kürzester Zeit der Trend von doppellagigen zu mehrlagigen Multilayern gedreht, unter anderem, um die elektromagnetische Abschirmung zu verbessern. Im Januar ging bereits eine hochmoderne Galvanikanlage in neuer Halle für drei Millionen Euro in Betrieb, mit der die Produktionskapazität verdoppelt wurde.

Doch damit nicht genug. Soeben wurde die alte Sechs-Etagen-Presse mit einer neuen Steuerungstechnik ausgestattet, technisch aufgerüstet und um eine neue Acht-Etagen-Presse ergänzt, so dass jetzt auf bis zu 14 Etagen produziert werden kann. Dort werden die Leiterplatten nach den Layout-Daten des Anwenders verpresst. Neu ist außerdem eine automatische Reinigungsstraße, um die mit Harz verunreinigten Pressflächen per Roboter zu reinigen. Das Bohr- und Fräszentrum wurde ebenfalls um weitere Maschinen ergänzt. Gesamtkosten: weit mehr als eine Million Euro.

Die Investitionen finanziert Precoplat aus eigenen Mitteln. Schwierig ist allerdings die organisatorische Umsetzung im Betrieb. „Die Mitarbeiter müssen sich in die neuen Maschinen und Techniken erst einmal reindenken und sie verstehen lernen“, berichtet Brüggen. Hinzu komme, dass auch die Infrastruktur wie Elektrik, Wasser- und Abwassertechnik angepasst werden müsse.

Das Hauptproblem sei jedoch, genügend möglichst flexible Arbeitskräfte zu finden — sowohl Fachkräfte als auch ungelernte Mitarbeiter —, klagt der Firmenchef und nennt gleich mehrere Gründe. Das Image von Produktionsarbeit im „Blaumann“ sei ohnehin schlecht. „Wenn Kräfte vom Arbeitsamt hören, dass im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet wird, kommen sie oft erst gar nicht zum Gespräch“, sagt der 51-jährige Diplomkaufmann. Für höherwertige Jobs oder Praktika im Bereich Informatik laufe er oft den Hochschulen erfolglos hinterher. Und ein Meister für eine eigene Ausbildung sei ebenfalls nicht zu finden. Jetzt will er Azubis wie Mechatroniker über einen Dienstleister generieren. „In den nächsten zehn Jahren brauchen wir etwa 40 neue Mitarbeiter“, sorgt er sich.

Nach den jüngsten Investitionen sei Precoplat für die Zukunft bestens gerüstet. Für 2018 sind erneut Investitionen von einer Million Euro geplant, unter anderem in eine Chemisch-Nickel-Gold-Anlage. Eine hauchdünne Goldauflage auf der Struktur der Halbleiterplatte verhindert, dass Nickel korrodiert und sich die Bauteile verziehen. Das macht eine Leiterplatte bis zu 20 Prozent teurer, werde von den Kunden wegen der hohen Präzision aber gerne bezahlt, sagt der Firmenchef.

Mit Blick auf den Billigmarkt China achtet er darauf, dass die Kosten im Rahmen bleiben. In Sachen Qualität, Lieferzeit, regionaler Nähe und Flexibilität sieht sich der Krefelder Fachbetrieb klar im Vorteil.