Gold zum Karriereende Krefelderin Aline Rotter-Focken siegt als erste Deutsche Ringerin bei Olympia

Tokio · Aline Rotter-Focken sichert sich als erste deutsche Ringerin eine olympische Medaille - und dann gleich Gold. Im letzten Kampf ihrer Karriere besiegt sie die favorisierte Amerikanerin Adeline Gray.

Die frühere Weltmeisterin Aline Rotter-Focken ist die erste deutsche Olympiasiegerin im Frauen-Ringen.

Foto: dpa/Jan Woitas

Die frühere Weltmeisterin Aline Rotter-Focken ist die erste deutsche Olympiasiegerin im Frauen-Ringen. Die Krefelderin gewann im letzten Kampf ihrer Karriere das Finale der Gewichtsklasse bis 76 Kilogramm am Montag mit 7:3 gegen die favorisierte Amerikanerin Adeline Gray. Schon der Finaleinzug der 30-Jährigen am Sonntag war ein historischer Erfolg und sicherte dem deutschen Frauen-Team die erste Olympia-Medaille überhaupt. Für Rotter-Focken, die ihre aktive Laufbahn nun beendet, war Gold im letzten Kampf zudem der krönende Karriereabschluss.

Mit Siegen über Wassilissa Marsaljuk aus Belarus, die Chinesin Qian Zhou und Asienmeisterin Hiroe Minagawa aus Japan hatte Rotter-Focken das Finale von Tokio erreicht. In dem galt sie gegen die fünfmalige Weltmeisterin und bei den Spielen in Japan topgesetzte Gray als Außenseiterin. Doch sie überraschte ihre Gegnerin, mit der sie eng befreundet ist und gegen die sie bei der WM 2019 noch verloren hatte.

Der bislang letzte Olympiasieger aus den Reihen des Deutschen Ringer-Bunds (DRB) war Maik Bullmann, der 1992 in Barcelona triumphierte. Alexander Leipold gewann zwar Gold in Sydney 2000. Nach einem umstrittenen Doping-Verfahren ist er rechtmäßig Sieger des Turniers, darf sich aus rechtlichen Gründen aber nicht Olympiasieger nennen. In den offiziellen Siegerlisten wird er nicht mehr geführt.

Rotter-Focken ist seit Jahren das Aushängeschild des deutschen Frauen-Teams. Neben Gold 2014 gewann sie unter anderem drei weitere WM-Medaillen: 2017 Silber, 2015 und 2019 jeweils Bronze. Drei dieser vier Plaketten holte sie noch in der Klasse bis 69 Kilogramm. Olympisches Edelmetall fehlte ihr bislang. Anders als die Männer absolvierten die deutschen Frauen direkt vor Olympia noch ein Trainingslager in Japan, um sich zu akklimatisieren. Der Plan ging auf. Zielstrebig marschierte Rotter-Focken in Tokio ins Finale.

„Das war mein Traum“, hatte sie nach ihrem Halbfinal-Erfolg gesagt. Diese Medaille sei „längst überfällig angesichts der tollen Arbeit, die unser Team seit Jahren leistet“. Nicht nur für Rotter-Focken selbst ist dieses Gold ein großer Erfolg. Auch für Bundestrainer Patrick Loes, der sie schon seit zehn Jahren betreut. „Ich habe sie aufwachsen sehen“, sagte der 34-Jährige, der mitunter auch schon als Sparringspartner herhalten muss. Genau wie der Ehemann der Athletin, der frühere Ringer Jan Rotter. Mit Freunden verfolgte dieser die Abschiedsvorstellung seiner Frau in einem Kino im heimischen Triberg.

„Natürlich wird uns Aline fehlen - als Zugpferd, Trainingspartnerin und Teamkameradin“, sagte Loes. „Aber sie wird ja auch nicht ganz weg sein.“ Der DRB plant, die betriebliche Gesundheitsmanagerin auch künftig in seine Strukturen miteinzubinden - beispielsweise bei Lehrgängen. „Sie hat viel für unseren Sport getan und wird das auch weiterhin“, sagte Sportdirektor Jannis Zamanduridis. Dem hierzulande nach wie vor ein absolutes Nischendasein fristenden Frauen-Ringen dürfte auch dieser Olympia-Titel helfen, sich weiter zu etablieren.

(dpa)