Großbrand bei Compo: Wer zahlt Entsorgung des Löschwassers?

Die Düngemittel-Firma Compo will die Kosten nur unter Vorbehalt tragen. Man wartet auf ein Grundsatz-Urteil.

Krefeld. Fast zehn Monate sind seit dem verheerenden Großbrand beim Düngemittelhersteller Compo im Hafen mit zweistelligem Millionenschaden ins Land gegangen — doch die Folgen sind längst nicht ausgestanden. In einem Becken der Kläranlage an der Parkstraße bunkern weiterhin 6000 Kubikmeter Löschwasser, die mit Produktionsrückständen belastet sind.

Mit Spezialtankfahrzeugen war das Wasser von Betriebsgelände zur Kläranlage gebracht worden. Bei den sechs Millionen Litern handelt es um den kleineren Teil des eingesetzten Löschwassers: Bis zu 30 Kubikmeter pro Minute pumpten die Feuerwehren am 25. September in die Flammen. Gebrannt hatte es drei Tage lang.

Die bis Emmerich sichtbare Rauchwolke beeinträchtigte am ersten Tag des Großfeuers sogar den Flugverkehr in Düsseldorf. Ein Teil des Löschwassers verdampfte, große Mengen flossen aber auch in den Kanal zum Wendebecken.

Die Entsorgungskosten von rund 600 000 Euro will das Unternehmen mit Sitz in Münster nur unter Vorbehalt übernehmen. Firmensprecher Max Löbig auf Anfrage der WZ: „Die Frage, unter welchen Voraussetzungen ein Erzeuger oder Besitzer von Abfällen für deren Beseitigung in Anspruch genommen werden kann, ist Gegenstand eines derzeit beim Bundesverwaltungsgericht anhängigen Musterprozesses nach dem Brand in einem anderen Unternehmen.“

Max Löbig, Firmensprecher

Max Löbig sagt aber auch: „Compo hat kein Interesse daran, die Entsorgung des Löschwassers zu blockieren.“ Bereits im April habe das Unternehmen den Auftrag zur Reinigung des Löschwassers erteilt — eben unter Vorbehalt.

Bezirksregierung und Entsorgungsgesellschaft Krefeld haben das Verfahren unter Einschaltung eines Gutachters abgestimmt. Einen zustimmenden Bescheid hat die Bezirksregierung inzwischen erteilt: Das Löschwasser wird vorbehandelt und peu peu in den Klärprozess gegeben. Der Vorbehandlungs- und Reinigungsprozess muss zudem dokumentiert werden.

Volker Klagges, Sprecher der Bezirksregierung in Düsseldorf, schließt nach der Vorbehandlung und Klärung des Wassers aus, dass „schädliche Stoffe in den Rhein gelangen“ könnten. Wann es losgeht, lässt die Bezirksregierung allerdings offen. Eine Frist sei nicht gesetzt worden.

Bei Compo läuft die Produktion wieder — allerdings nicht in der beim Brand vollständig zerstörten Anlage zur Herstellung von mineralischen Mehrnährstoffdüngern (NPK).

Von den anfangs 108 in die Kurzarbeit geschickten Mitarbeitern des Betriebes sind 90 wieder in die Vollzeit zurückgekehrt. Die Aufräumarbeiten auf dem Gelände sind weitgehend abgeschlossen, mit der Wiederaufnahme der NPK-Produktion (mit den Grundstoffen Stickstoff, Nitrat und Kali) wird aber nicht vor Anfang 2014 gerechnet. Erst dann werden alle 185 Mitarbeiter wieder im Schichtbetrieb arbeiten.

Compo-Sprecher Löbig: „Der vollständige Wiederaufbau des Standortes soll bis Ende 2014 abgeschlossen sein.“ Anstelle der abgebrannten, 100 Jahre alten Riesenhalle (22 400 Quadratmeter groß), deren hölzerne Wände wie Zunder brannten, sollen nach Angaben der Firma drei getrennte Hallen in Stahlbetonkonstruktion errichtet werden.