Guter Start ins Leben: Erziehungstipps im Café Juwel

Das Angebot „Guter Start ins Leben“ hilft jungen Schwangeren und Müttern dabei, ihre Situation zu meistern.

Manchmal ist Damian für Marion B. eher wie ein kleiner Bruder. Die 20-Jährige ist selbst in einer Familie mit vier Geschwistern aufgewachsen. Doch der 14 Monate alte, übers ganze Gesicht strahlende kleine Junge auf ihrem Schoß ist ihr Sohn. „Es ist so passiert, eine Kinderüberraschung eben“, erzählt sie bei einem Kaffee im Café Juwel. Sie macht das Beste aus der Situation. Unterstützt wird sie dabei von Katy Himmelreich und Andrea Altenberg vom Projekt „Guter Start ins Leben“.

Sie war die erste Besucherin des offenen Frühstückstreffs Café Juwel, der im Januar 2012 am Dionysiusplatz 22-24 erstmals die Türen für Schwangere und junge Mütter zwischen 18 und 21 Jahren geöffnet hat. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der Katholische Beratungsdienst für Lebens-, Ehe- und Erziehungsfragen kooperieren bei dem Projekt.

Gemeinsam wollen sie jungen Frauen und Familien helfen, die Schwierigkeiten und Herausforderungen der Schwangerschaft, der Geburt und der ersten Zeit miteinander aus eigenen Kräften zu bewältigen. Inzwischen treffen sich jeden Donnerstag zwischen 11 und 13 Uhr bis zu sieben junge Frauen mit ihren Kindern im Café Juwel.

Marion B. ist gerade mal 18, als sie schwanger wird. Ihr damaliger Freund stellt sie unmissverständlich vor die Wahl: „Entweder das Kind oder ich.“ Er geht mit ihr zur Schwangerenkonfliktberatung. Doch er rechnet nicht mit ihrer Stärke und Zuversicht. Nach dem gemeinsamen Besuch entscheidet sie sich für ihr Kind — und gegen ihn. Er trennt sich. „Das war das größte Problem für mich“, sagt Marion B. im Rückblick.

Mit Unterstützung einer Mitarbeiterin der katholischen Beratungsstelle sucht sie sich eine eigene Wohnung, regelt ihr Leben neu und knüpft Kontakt zu einer alten Schulfreundin. Die ist ebenfalls schwanger. „Wir haben die ganze Schwangerschaft zusammen verbracht, wie ein altes Ehepaar“, erzählt sie und lacht über ihre Wortwahl. Dann wird sie wieder ernst: In dieser Zeit habe sich gezeigt, wer die wahren Freunde sind. Denn die meisten der scheinbaren Freunde hatten kein Interesse an einer Schwangeren und später an einer jungen Frau mit Baby.

„Diese Erfahrung machen viele“, sagt Andrea Altenberg. Im Gegensatz zu Marion, die von ihrer eigenen Mutter unterstützt wird und Unterhalt vom Kindesvater bezieht, sind die meisten der jungen Besucherinnen allein mit ihrem Kind. Ihnen allen tue es gut, sich mit Gleichaltrigen in einer ähnlichen Situation auszutauschen und in schwierigen Situationen Tipps und Hilfe zu erhalten. „Wir haben nichts mit dem Jugendamt zu tun; alles, was wir hier besprechen, ist und bleibt vertraulich“, betont Andrea Altenberg. Und dieses Vertrauen zahle sich aus.

Die Probleme der jungen Frauen sind vielfältig. Sie reichen von der schwierigen Beziehung zum Vater des Kindes über Schwierigkeiten mit den eigenen Eltern, Probleme bei der Wohnungssuche oder mit dem Jobcenter bis hin zu finanziellen Nöten. Das alles macht es nicht leichter, sich auf die neue, ungewohnte Mutterrolle einzulassen.

Vor allem aber unterstützen die beiden Mitarbeiterinnen die jungen Mütter beim Aufbau ihrer Beziehung zu den eigenen Kindern und helfen dabei, die unterschiedlichen Bedürfnisse zusammenzubringen. „Nichts ist schlimmer als so typische Sprüche der älteren Generation, man müsse weinende oder sogar schreiende Kinder schreien lassen“, sagt Andrea Altenberg.

Sie erklären den jungen Frauen, in welcher Situation das Kind sich jeweils befindet und was es braucht. Aber ebenso, was sie selbst tun könnten, wenn ein Kind in der Trotzphase ist. „Bevor es dann zu einer Kurzschlusshandlung kommt, ist es besser, für kurze Zeit das Zimmer zu verlassen“, erklärt Katy Himmelreich. „Ganz oft haben junge Mütter das Gefühl, mein Kind will mir was.“ Dass das nicht so ist, will sie gemeinsam mit ihrer Kollegin allen vermitteln.

Marion B. wickelt Damian währenddessen mit sicherer Hand und herzt ihn, bevor sie sich für heute von der Runde verabschiedet. „Ich habe von Anfang an ein liebes Kind gehabt“, sagt sie — und fügt hinzu: „Es hätte nicht anders laufen müssen — vielleicht nur etwas später . . .“

Der nächste Frühstückstreff steht schon dick angekreuzt in ihrem Kalender.