Villa Goecke: Ein Blick auf das Wesentliche der Form

Die Villa Goecke präsentiert mit Leo Erb und Josef Neuhaus zwei zu Unrecht in Vergessenheit geratene Künstler.

Krefeld. Ganz langsam ziehen sich die weißen Aluschienen auseinander und wieder zusammen. Es erfordert schon Konzentration und Geduld, den kleinen Turm beim gleichförmigen Wachsen und Schrumpfen zu beobachten. Die reduzierte Form und die einfache Mechanik vermögen auch nach über vier Jahrzehnten noch zu faszinieren.

Dieses kinetische Objekt von 1968 ist nur eines der vielen Werke, die jetzt in einer Ausstellung in der Villa Goecke neu zu entdecken sind. Mit Leo Erb und Josef Neuhaus präsentiert Ralph Kleinsimlinghaus zwei zu Unrecht etwas in Vergessenheit geratene Künstler, die sich ganz der konkreten Kunst verschrieben haben.

Beide wurden 1923 geboren und sind inzwischen verstorben. Neuhaus lebte bis 1999, Erb starb letzten Herbst. Wie gut sich die Arbeiten beider Künstler ergänzen, beweist die jetzige Schau.

Der eingangs erwähnte Turm ist von Erb, darüber hinaus gibt es verschiedene Beispiele seiner Linienbilder zu sehen. Aus schmalen Holzleisten oder Wellpappe sind sie gebildet.

Meist in Weiß gefasst, bilden sie spannendes Gefüge aus reduzierter Form und lebendigen Strukturen. Auch reine Strukturbilder, die durch weiße auf Holzplatte gerollte Farbe entstehen sind zu sehen.

Noch radikaler in ihrer Reduktion und dadurch zeitloser wirken die plastischen Arbeiten von Neuhaus. Auch hier ist Weiß angesagt, so bei einer Holzform mit 64 quadratischen Öffnungen.

Eine kleinere Version dieses Prinzips bildet eine fast zwei Meter hohe Stele mit entsprechenden Öffnungen. Ebenso radikal ist die aus neun kleinen Würfeln zusammengefügte Form, bei der die Trennlinien kaum wahrnehmbar sind.

An die Strenge asiatischer Kunst erinnert das und Begriffe wie Stille und Klarheit kommen dem Betrachter in den Sinn. Als Gegenentwurf zur heutigen Reizüberflutung funktionieren diese Arbeiten besser denn je und die Konsequenz, mit der die Künstler unbeeindruckt vom jeweiligen Zeitgeist ihr Werk über Jahre kontinuierlich fortsetzten, beeindruckt nachhaltig.

Tiergartenstraße 57, Besichtigung Mi. und So. 15-18 Uhr und nach Vereinbarung; bis 31. Juli.