Gymnasium: Erfolgreicher Start für den Doppeljahrgang

Wegen des Turbo-Abiturs lernen an den Gymnasien zwei Jahrgänge gemeinsam. Die Halbjahresbilanz fällt positiv aus.

Krefeld. Die einen besuchen die zehnte Klasse, die anderen die elfte — ihr Abitur machen sie trotzdem im Jahr 2013 gemeinsam: Die Rede ist von Schülern des sogenannten Doppeljahrgangs. Die derzeitigen Elftklässler sind die letzten, die 13 Schuljahre (G9) bis zum Abi hinter sich bringen. Und im laufenden Schuljahr treffen sie auf Zehntklässler, die nur zwölf Jahre lang auf die Schulbank müssen (G8). Mit enormen Konsequenzen für die Gymnasien: Die Größe des Jahrgangs hat sich einmalig verdoppelt — mit entsprechenden personellen, logistischen und inhaltlichen Auswirkungen.

Vor kurzem gab es die ersten Zeugnisse, Zeit für eine Zwischenbilanz. Denn die Sorge, dass die Jüngeren benachteiligt und schlechter abschneiden würden, trieb Schüler, Eltern und Lehrer um. Bestätigt hat sie sich an Krefelder Gymnasien aber nicht; die Eindrücke der neun Schulleiter weichen höchstens in Nuancen voneinander ab.

„Wir haben keine erkennbaren Unterschiede bei den Leistungen und Ergebnissen festgestellt“, sagt Horst Obdenbusch, Schulleiter des Gymnasiums Fabritianum. Die G8er seien gut vorbereitet in die Oberstufe gekommen.

Auch Klemens Seth, Schulleiter am Gymnasium Horkesgath, sagt, dass „alles unproblematisch gelaufen“ sei. Den Altersunterschied im Doppeljahrgang hält er nicht für grundsätzlich schwierig. Aber: „Bei bestimmten Unterrichtsinhalten hat er schon Auswirkungen“, sagt er. Etwa bei manchen Pflichtlektüren in Englisch oder gewissen Themen im Philosophieunterricht. „Da ist der Zugang für 15-Jährige manchmal nicht so einfach wie für 16-Jährige.“ Trotzdem dominierten die Älteren nicht den Unterricht. „Die G8er lassen sich nicht die Butter vom Brot nehmen“, sagt Seth.

Rolf Nagels, Sprecher der Krefelder Gymnasien und Schulleiter des Gymnasiums am Stadtpark, hält die Durchführung des Doppeljahrgangs an den Schulen ebenfalls für gelungen. Allerdings kritisiert er, dass die Reform von den Schulen so kurzfristig umgesetzt werden musste. „Die Verlage konnten sich gar nicht so schnell umstellen und die neuen Schulbücher drucken, so zügig ging das vonstatten“, sagt Nagels. „Wir mussten improvisieren.“

Auch die neuen Lehrpläne seien zum Teil nicht ausreichend durchdacht. „Aber wir haben uns durchgekämpft“, sagt er. Letztlich hätten die Lehrer mit Erfolg ausgebügelt, was „oben versaubeutelt wurde“.

Unter dem Strich sehen er und seine Kollegen die größten Probleme eher im administrativen Bereich, weniger im schulischen. „Wir hatten ein Raumproblem“, sagt Nagels. Zudem mussten doppelt so viele Schüler wie normalerweise in ein Stundenplan-Raster gequetscht werden — eine echte organisatorische Herausforderung.

Eine längere Vorbereitungsphase für G8 hätte sich auch Harald Rosendahl, Schulleiter des Arndt-Gymnasiums, gewünscht. „Es war ein enormer logistischer Aufwand“, sagt er. Doch letztlich sei es auch an seiner Schule reibungslos gelaufen. Das ist nicht zuletzt eine gute Nachricht für das Schulministerium in Düsseldorf. „Abgesehen von den allgemeinen Beschwerden, die G8 an sich betreffen, haben wir wegen des Doppeljahrgangs keine einzige negative Rückmeldung aus den Schulen“, sagt ein Ministeriumssprecher.

Das ist zwar als positiv zu verbuchen, sagt aber noch nichts über künftige Probleme aus. „Wenn der Doppeljahrgang auf den Ausbildungsmarkt und in die Unis strömt, wird es eng“, sagt Anita Ortmann, stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums am Stadtpark. Dieses Problem beschäftige die Schüler zum Teil bereits jetzt viel eher als der Umstand, Teil des Doppeljahrgangs zu sein. „Für die Schüler ist das mehr oder weniger ein Schuljahr wie jedes andere“, sagt sie.