Verdreckte Schultoiletten Hans Butzen (SPD): "Gehen Sie doch mal Probe-Putzen"
Die verdreckten Schultoiletten und schlechten Arbeitsbedingungen der Putzkräfte beschäftigen den Verwaltungsausschuss.
Krefeld. Die Gebäudereinigung in Schulen sorgt weiter für Aufregung. Nachdem Eltern, Schüler, Lehrer und Putzkräfte in den vergangenen Wochen ihrem Ärger über verdreckte Schultoiletten oder Turnhallen und schlechte Arbeitsbedingungen Luft gemacht haben, fordern jetzt auch zwei Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW): „Schluss mit Turbo-Putzen!“
Die Situation sei „katastrophal“, schilderte ein Vertreter im Ausschuss für Verwaltung, Vergabe, Ordnung und Sicherheit und forderte „eine Rücknahme von Lohnkürzungen, Verbesserung der Arbeitssituation und Neuausschreibungen“.
Das Gros der Parteien hatte zuvor im nicht-öffentlichen Teil Anträge gestellt, die Gebäudereinigung zum Thema der nächsten Sitzung des Fachausschusses im Februar zu machen. Nun sei es Aufgabe der Stadt, weiter vor Ort zu prüfen und einen Sachstandsbericht zu liefern, sagte Ratsherr Hans Butzen (SPD).
Thomas Schmitz, Obermeister Gebäudereinigung für den Mittleren Niederrhein, schilderte die Situation aus Arbeitgebersicht: 80 Prozent der Kosten im Reinigungsgewerbe entfallen danach aufs Personal. Was passieren würde, nachdem die Stadt die Mittel für die Schulreinigung um 300 000 Euro gekürzt hat, sei daher klar gewesen, sagte auch Butzen: „Wer im Preis 40 bis 60 Prozent unter der Angebotslinie liegt, der muss Abstriche bei der Leistung machen.“
Er nannte Beispiele: Statt wie zuvor drei Stunden habe eine Reinigungskraft nur noch eine Stunde und 50 Minuten Zeit, um eine Turnhalle zu reinigen. Dabei sei die Zahl der Kräfte an den Schulen um rund 40 Prozent zurückgeschraubt worden — „bei gleichbleibenden Gebäudeflächen und Qualitätsanforderungen“, betonte Butzen und versprach: „Wir werden darauf achten, dass die Menschen nicht auf der Strecke bleiben.“ Walter Fasbender (CDU) gab zu bedenken, dass man erst prüfen müsse, ob Änderungen in den aktuellen Verträgen oder gar Neuausschreibungen möglich seien.
Erstmals äußerte sich auch die Verwaltung zu den Vorwürfen. Die Verträge seien teilweise 30 Jahre alt gewesen, bei den Preisen habe es keine Anpassung an den Markt gegeben. „Das war nicht mehr länger haltbar“, erklärte Annette Terhorst, die sich im Fachbereich Gebäudemanagement bei der Stadt mit dem Thema befasst. „Jetzt haben wir eine marktübliche Preis- und Stundensituation.“
Dennoch habe man aktuell nicht „annähernd einen Status erreicht, den wir erreichen wollen“. Daher solle es in Zukunft weitere Qualitätskontrollen bei Dienstleistern und Schulen geben, sagte Terhorst. Ratsherr Hans Butzen hatte dafür einen Tipp parat: Um sich einen Eindruck von den Bedingungen vor Ort zu machen, schlug er den Mitarbeitern der Verwaltung vor, selbst einen Tag in der Schule putzen zu gehen.