6274,32 Euro im Jahr Hebammen machen steigende Haftpflichtbeiträge zu schaffen

Immer mehr Hebammen schließen wegen der hohen Haftpflichtbeiträge ihre Praxen.

Foto: Archiv A. Bischof

Krefeld. Hausgeburten gehören bald ganz der Vergangenheit an. In Krefeld gibt es dieses Angebot für Schwangere schon nicht mehr. Auch die Zahl der Hebammen, die freiberuflich Geburtshilfe leisten, ist von zehn auf eine zurückgegangen. „Die anderen habe alle diesen Teil ihres Berufes aufgegeben oder sind ins Angestelltenverhältnis gewechselt“, sagt Hebamme Simone Philipsenburg-Benger, zweite Vorsitzende des Krefelder Hebammenverbandes.

Auch die Landschaft der Hebammenpraxen habe sich verändert. „Von ehemals fünf Praxen existieren jetzt noch drei und auch diese haben große Zukunftssorgen“, sagt Philipsenburg-Benger. Grund hierfür ist die nächste Erhöhung der Haftpflichtprämien. Die jährlichen Prämien liegen mittlerweile über 5000 Euro. Ab dem 1. Juli steigt der Beitrag laut Angaben des Deutschen Hebammenverbands sogar auf 6274,32 Euro.

Dabei sei laut der Krefelder Hebamme langfristig eine Weiterversicherung ihres Berufsstandes nicht gewährleistet, da sich die Versicherer nach und nach aus der Absicherung von Geburtshelferinnen zurückgezogen haben. Die Verhandlungen mit Versicherten ab Juli 2016 laufen bereits. Zuversichtlich sind die Hebammen dennoch nicht. Um nur den Versicherungsbetrag zu erwirtschaften, müssten über 20 Geburten begleitet werden.

Der Kreisverband Krefeld hat deshalb einen Hilferuf gestartet und die Lokalpolitiker angesprochen. Die Situation der Hebammen wird im nächsten Jugendhilfeausschuss am 27. Mai Thema sein. Waren vor fünf Jahren in Krefeld noch 45 Hebammen freiberuflich tätig, sind es heute nur noch 35. „Das hört sich erst einmal viel an“, sagt Philipsenburg-Benger. Viele davon arbeiteten aber aus familiären Gründen teilweise im Angestelltenverhältnis, einige im Helios-Klinikum, die meisten in den umliegenden Städten.

Die Folgen sind für werdende Mütter spürbar. „Seit Beginn des Jahres bis heute mussten wir über 400 Frauen eine Absage für die Wochenbettbetreuung erteilen“, sagt Philipsenburg-Benger. Den Frauen, die ab September schwanger würden, könnten sie und ihre Kolleginnen nur unter Vorbehalt eine Betreuung zusichern. Der Grund dafür: „Wir wissen nicht, wie sich die Haftpflichtsituation entwickelt.“

Bereits vor Jahren hatten die Hebammen mit mehreren Aktionen auf ihre schwierige Situation aufmerksam gemacht. Das Familien- und Gesundheitsministerium hatte Unterstützung zugesagt. „Passiert ist bis heute nichts“, sagt die Hebamme.