Hensel-Jagd: Kripo verfolgt 30 Hinweise

Noch immer gibt es keine „heiße“ Spur des Zwei-Meter-Mannes. Ein Selbstmord wird nicht ausgeschlossen.

Krefeld. Nach der Fernsehfahndung nach dem mutmaßlichen Mörder Hans-Peter Hensel sind am Montag fast gleichzeitig Hinweise aus mehreren Orten eingegangen.

Viele Leute glaubten, ihn gesehen zu haben. "Es ist immer dasselbe", stöhnte ein Leitstellen-Beamter. Etwas konkreter wurde es gestern nach den örtlichen Presseberichten.

Bis zum Mittag hatte die zwölfköpfige Mordkommission (MK) unter der Leitung von Gerd Hoppmann an die 30 Hinweise auf den Gesuchten aus Krefeld bekommen, denen die Beamten nun akribisch nachgehen. Bis zum Abend allerdings war Hensel weiterhin wie vom Erdboden verschluckt.

Routinemäßig ist auch das Rheinufer nach dem weiß-blauen Trekkingrad abgesucht worden, mit dem Hensel zuletzt unterwegs war: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der 50-jährige Drogenkonsument umgebracht hat, ist groß.

Als seine Freundin vor vier Wochen mit ihm Schluss machte, hatte er gedroht, ihr und sich "etwas anzutun". Das Abfackeln seiner Wohnung im Haus Lindenstraße 62, in der er schon seit Jahren lebte, spricht für einen endgültigen Schlussstrich.

Als die 47-jährige Altenpflegerin am Sonntag gegen 8.35 Uhr erstochen im Schlafzimmer ihrer Wohnung an der Süchtelner Straße in Gatherhof gefunden wurde, war sie noch nicht lange tot. "Einen genauen Todeszeitpunkt können wir nicht nennen", so Polizeisprecher Dietmar Greger am Dienstagnachmittag.

Fest stehe nur, dass Hans-Peter Hensel das Opfer am Samstag zwischen 21.15 Uhr und 22 Uhr in dem Reihenhaus in Gatherhof aufgesucht hat. Nicht bekannt ist hingegen, wie lange er dort geblieben ist. Er wollte vermutlich die 47-Jährige zu einer Rückkehr bewegen.

Hensel verließ anschließend die Wohnung seiner Freundin und zündete am Sonntag gegen 6.20 Uhr seine Parterrewohnung im Hause Lindenstraße 62 an.

Eine wichtige Erkenntnis hält die Kripo aus ermittlungstaktischen Gründen noch zurück: Von welchem Telefon Hensel am Sonntag gegen 8.25 Uhr bei der Feuerwehr einen Notarzt bestellte - "zu einem Todesfall".

In den verkohlten Resten des Mobiliars in seiner Wohnung sucht seit Montag ein Brandsachverständiger nach Spuren. "Wir haben noch keine Erkenntnisse etwa über die Art des verwendeten Brandbeschleunigers", sagt Polizeisprecher Greger.

Die Nachbarn waren von einem Knall und der kurbelbetriebenen Sirene Hensels rechtzeitig aus dem Schlaf gerissen worden. Das ganze Haus ist vorerst unbewohnbar, die Mieter mussten sich andere Quartiere suchen.

"Hensel hat versucht, wieder in die Spur zu kommen", wertet Dietmar Greger die Bemühungen des Gesuchten, sich nach Verbüßung seiner Haftstrafe wegen zweimaligen Bankraubs innerhalb von sechs Wochen über Wasser zu halten: Er arbeitete hier und da, nahm auch Ein-Euro-Jobs an. Das reichte freilich nicht, um an harte Drogen zu kommen. Er hat geklaut und Einbrüche begangen. Als Dealer ist er übrigens nicht aufgefallen.