Natur Hier lässt sich das Frühlingserwachen in Krefeld besonders gut bestaunen
Krefeld · Unsere Redakteure verraten an welchen Orten sie in Krefeld besonders gern unterwegs sind, wenn der Frühling nach draußen lockt.
Ein Streifzug durchs Hülser Bruch
Wildschweingehege und viele spannende Wege locken (Von Steffen Hoss)
Bei vielen Krefeldern gehört der Spaziergang am Hülser Berg mit zum traditionellen Osterprogramm. Wer es nicht so überlaufen mag, kann auch abseits von Wildschweingehege und Aussichtsturm rund um den Berg die Natur genießen. Sobald man aus dem Wald auf den Weg durch die Wiesen gegenüber des Talring tritt, offenbart sich die herrliche Natur zwischen dem Hülser Bruch und Niep. Wer an den Ostertagen einen Ausflug ins Grüne machen will, ist auf den Wald- und Wiesenstrecken zwischen Umweltzentrum, Nieper Altrheinrinne und den Nieplkuhlen besonders gut aufgehoben – besonders jetzt zur Frühlingszeit. Egal ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß, Entdecker kommen hier voll auf ihre Kosten.
Frühaufsteher können Glück haben: Rehe streifen oft zwischen Wiesen und Wäldern umher. Der Specht klopft so laut, als wolle er Besucher regelrecht auf sich aufmerksam machen. Falken ziehen majestätisch ihre Kreise über den angrenzenden Feldern. Weil das Hülser Bruch als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist, dürfen die Wege zum Schutz der Natur aber nicht verlassen werden. Zu sehen gibt es in dem von Dyks geprägten Bereich aber auch so genug. Unter der Woche kann man auch mal den Rückepferden bei der Arbeit zusehen, wenn nach Stürmen abgebrochene Äste und schwere Baumstämme aus den Wäldern geborgen werden müssen.
Immer einen Besuch wert ist auch das Umweltzentrum auf der anderen Seite des Hülser Bergs. Dort, wo seit 1998 eine brachliegende Industriefläche mit ihrem herben Charme ein Ort zum Lernen für Schüler und alle Interessierten ist, kann man auch ganz wunderbare Spaziergänge machen und sehen, wie sich die Natur die Fläche Stück für Stück zurückholt.
Einen Moment einfach mal innehalten
Nicht nur auf einer Bank am Hökendyk lohnt es sich, die Augen zu schließen. (Von Claudia Kook)
Frühlingsbewunderer brauchen Ruhe. Und das ist keine Kritik am tierischen Spaziergänger auf der Pferdekoppel am Hökendyk. Argwöhnisch äugt der Vogel immer wieder zu den drei Bänken, wenige Meter von der Kliedbruchstraße entfernt. Wie in eine Blechdose gekrächzt hört sich sein Ruf an, den er über die ansonsten verwaist aussehende Wiese schickt. Selbstverständlich ist er trotz der frühen Morgenstunde nicht alleine dort. Nur ist alles, was kleiner ist als er, von der Bank aus nicht sofort zu erkennen. Jetzt kommt die Ruhe ins Spiel, die nötig ist, um den Frühling bewundern zu können.
Hingucken, Frühling sehen, Smartphone-Foto machen, Freunden schicken, weg. Das funktioniert nicht. Smartphone ausmachen und auch ruhig mal die Augen zu. Erst einmal runterkommen. Das passt. Schon entfaltet der Frühling einen besonderen Zauber — in der Nase, in den Ohren. Und so ist fast weniger wichtig, wo diese Bank steht, ob im Wald, auf einem der Berge, in einem Kleingartenverein oder im eigenen Garten. Entscheidend ist die Einstellung, mit der man sich darauf setzt.
Da hat jeder einzelne Vogel seine Chance, wahrgenommen zu werden. Zwiet-zwiet tönt es aus den Bäumen am Waldrand. Oder Füdüt. Füderüdrürürüderüdü oder so ähnlich. Ach, egal, ist das schön. Gemeinsam sind die Tiere so laut, dass sie sogar das entfernte Klappern eines Traktoranhängers fast überdecken. Wenn die Schnäbel mal schweigen, kann in dieser Stille sogar eine Biene oder Hummel, die sich an den langsam wärmer werdenden Tagen über Löwenzahn, Gänseblümchen oder Nesseln hermacht, zum lauten Flugobjekt werden. Die ersten frühblühenden Büsche lassen sogar schon wieder ihre weißen Blütenblätter auf den Hökendyk rieseln.
Ein Jogger ganz in Schwarz keucht durch diesen „Schnee“ auf dem Gehweg. Er hat kein Auge für das Idyll. Anders als der Hundebesitzer, der hier gerade seine Runde dreht und andere Fußgänger und Radler freundlich grüßt. Er lacht, als er den Blechdosen-Musiker von der Koppel knarzen hört. „Der muss neu eingezogen sein. Den hab ich hier noch nie gehört und ich gehe hier jeden Tag lang“, kommentiert er auf Nachfrage einer Passantin und wird genauso wie sein Golden Retriever aus sicherer Entfernung von der Wiese misstrauisch beäugt. Nachbarn unter sich.
Bunte Beete bekunden den Frühling
Im Botanischen Garten blühen Blumen, Ziergehölze und Polsterstauden jetzt um die Wette. Bei freiem Eintritt und trockenem Wetter ist das der ideale Ort, das neue Gartenjahr zu begrüßen. (Von Yvonne Brandt)
In Rosa, Violett und Weiß blühen die üppigen Tulpenbeete neben dem Graben am Hauptweg im Botanischen Garten. Leiterin Birgit Loy und ihr Team haben in diesem Jahr extra spät blühende Sorten ausgewählt und im Herbst gesetzt, damit sie zu Ostern noch blühen. Am Rande des Schönwasserparks liegt der Botanische Garten, der sich aus einem kleinen Schulgarten zu einer vielfältigen, attraktiv gestalteten, 3,6 Hektar großen Anlage entwickelt hat. Bei freiem Eintritt und trockenem Wetter bietet dieser Ort zu Ostern ein der besten Gelegenheiten in Krefeld, den Einzug des farbenprächtigen Frühlings in aller Ruhe zu beobachten.
„Besonders reizvoll ist der Steingarten zu dieser Zeit“, sagt Birgit Loy. Rund um den erhöhten Pavillon erwachen gerade die Blüten der Polsterstauden. Die Farbe Gelb dominiert bei Steinkresse und Steinkraut, die Schleifenblume in Weiß lässt das Gelb umso schöner strahlen. Dann gibt es Blaukissen und Steintäschel in Rosé, die schönen gelb-grünen Blüten der Walzenwolfsmilch und die ersten Enzianblüten.
Einen Blütentraum am Wegesrand versprechen auch die jetzt blühenden Obstbäume wie Zierapfel, Wildkirsche und im Bauerngarten Quitte und Pflaume sowie die Ziergehölze Duftschneeball und Felsenbirne zu werden. Zu ihren Füßen hat sich der sattgrüne Bärlauch, verwandt mit Knoblauch, breitgemacht. Seine weißen Blütenköpfchen wiegen sich sanft im Wind und werden umrahmt von den Hasenglöckchen in Blau.
In anderen Bereichen recken sich gelbe Elfenblumen und weiße Buschwindröschen zur Sonne hin. „Wenn das Wetter schön ist, können sich die Besucher auf eine der zahlreichen Bänke setzen und die Blütenpracht genießen“, sagt Birgit Loy.
Wer die eine oder andere Staude besonders ins Auge gefasst hat und gerne auch im heimischen Garten oder auf dem Balkon haben möchte, dem empfiehlt Birgit Loy die Pflanzen-Tauschbörse. Traditionell findet sie am Muttertags-Sonntag statt, in diesem Jahr am 12. Mai von 10 bis 15 Uhr.
Kirschblütentraum am Alexanderplatz
Umrahmt von Gründerzeithäusern – ein etwas verschlafener, kleiner Park. (Von Christian Oscar Gazsi Laki)
Ein Traum in Rosa, umrahmt von dem harmonischen Rhythmus der schmucken, gründerzeitlichen Fassaden der ihn umgebenden Häuser ist er, der Alexanderplatz, im Süden der Krefelder Stadtmitte. Der kleine Platz atmet pures 19. Jahrhundert. Nur unterbrochen von wenigen Nachkriegsbauten, die sich etwas lausbübisch zwischen die reich geschmückten Fronten der Wohnhäuser geschummelt haben, hat sich der Platz eine besondere Aura bewahrt.
Der mit japanischen Zierkirschen bepflanzte Platz entstand 1885 und verwahrt in seinem Herzen noch just eben eine Stimmung, die etwas aus unserer Zeit gefallen zu sein scheint. Mitten in ihm findet sich ein Rondell mit einer Laterne, die seinerzeit mit Gas beleuchtet wurde, heute verbirgt der Kandelaber elektrische Birnen in sich. Um dieses Herz erstreckt sich der Park, durchzogen von schmalen Wegen, an denen es sich trefflich entlang schlendern lässt. Nur Parkbänke finden sich eher nicht. Insbesondere im Herzen des Areals, unter dem Schatten der Kirschblüten, die zurzeit in vollster Pracht stehen, findet man leider keinen Sitz zum Rasten. So muss man sich mit der Idylle im Stehen und Gehen begnügen. Oder man wagt einen Schritt auf das satte Grün, ganz wie die Kinder einer Familie, die sich den Vormittag im Park versüßt. Es ist ruhig, hin und wieder hallt herzhaftes Kinderlachen durch die Häuserschluchten.
Kinderstimmen ganz besonderer Art gab es allerdings an diesem Platz auch früher, nämlich von einem Kleinkind, das später zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts werden sollte. Denn in dem Haus Nummer 5 am Alexanderplatz hat Joseph Beuys seine ersten Lebensmonate verbracht – so steht es auf der Webseite der Stadt zu lesen. Einen Hinweis vor Ort in Form einer Gedenktafel oder sogar so etwas wie einen Gedenkraum gibt es indes nicht. So bleibt das etwas unscheinbare, aber hübsche, Gründerzeithaus ein Geheimtipp für alle diejenigen, die sich mit dem Leben des Künstlers befassen wollen. Aber vielleicht ist es auch besser, dass der Ort nicht von Touristen überrannt wird und seine „Unschuld“ bewahrt hat.
Allerdings gibt es auch Tage, an denen auf dem Platz deutlich mehr Trubel im positiven Sinne zu erleben ist. Am 27. April wird hier zwischen 13.30 und 19.30 Uhr das 5. Kirschblütenfest gefeiert, das der Bürgerverein Bahnbezirk 1898 Krefeld organisiert. Dann bevölkern folkloristische Gruppen, Tänzer, Musiker oder auch Akrobaten aus der Nachbarschaft den Platz. Es gibt Mitmachangebote, Kindertrödel und auch Kulinarisches, sogar aus verschiedenen Ländern, wie die Veranstalter ankündigen.