Gastronomie Hygiene-Ampel stößt in Krefeld auf Skepsis
Landesregierung plant Kontrollsystem, das Prüfergebnisse amtlicher Lebensmittelkontrollen in Rot, Gelb oder Grün sichtbar macht.
Krefeld. Wer hatte nicht schon mal das Glas mit Lippenstiftspuren vor sich auf dem Tisch oder den Kellner mit nicht ganz sauberen Händen? Das lässt den Besucher schaudern, und er fragt sich, wie es wohl in der Restaurant-Küche aussieht. Bisher haben Verbraucher kaum Möglichkeiten, sich über die Hygiene hinter den Gastronomie-Kulissen zu informieren, also bevor sie das Haar in der Suppe finden. Die Landesregierung will nun die Hygiene-Ampel einführen, ein Kontrollsystem, das die Prüfergebnisse amtlicher Lebensmittelkontrollen in Rot, Gelb oder Grün am Eingang sichtbar macht.
Die Gastronomen, samt den Vertretern ihres Dachverbandes, dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), sind davon wenig begeistert. Für die Kommunen bedeutet das geplante Kontrollbarometer des Landes einen deutlichen personellen und finanziellen Mehraufwand. Thomas Kolaric, Dehoga-Geschäftsführer Nordrhein, erklärt: „Wir sehen das Kontrollbarometer nicht als zweckmäßig und erfolgversprechend an, sehen aber auch keine Möglichkeit, es politisch zu verhindern.“ Der Fachmann sagt auch, dass es eine bundeseinheitliche Regelung geben müsste. Diese Risikobewertung per Ampelfarben habe mit Verbraucherschutz nichts zu tun, findet Kolaric. Außerdem: „Was ist, wenn das Lokal ein rotes Signet trägt?“, fragt er. „Bleibt es dann bis zur nächsten Prüfung auf oder zu? Wie reagiert der Kunde auf das Zeichen?“
Peter Siebenmorgen betreibt die Traditionsgaststätte Haus Kleinlosen. Er erklärt, dass die Ampel nicht repräsentativ und das Thema nicht ausgereift seien. „Wenn ein Signet an der Tür hängt, weiß der Gast doch nicht, wieso das so ist. Die Ampel könnte gut sein für diejenigen, die täglich ihre Hausaufgaben machen.“ Er hält es für besser, häufiger zu kontrollieren, wenn die Stadt dazu in der Lage sei. „90 Prozent der Betriebe sind sowieso in Ordnung.“
Torsten Prieß, Inhaber des Hexagon, findet die Grundidee gut, glaubt aber, dass sie nicht gut ausgearbeitet und durchdacht ist. „Was ist, wenn der Vermieter des Hauses bauliche Mängel nicht rechtzeitig beseitigt, Mängel, die der Gastronom nicht zu verantworten hat?“, fragt er. „Gibt es dann Rot?“ Es müsse möglich sein nachzubessern, bevor ein Zeichen an die Tür kommt. „Bei Rot können wir dichtmachen.“
Walter Sosul ist Dehoga-Vorsitzender in Krefeld und Hoteldirektor. „Die Frage ist: Wie wird die Vier-Augen-Regelung bei der Überprüfung umgesetzt?“ Er bemängelt, von Landesseite keine griffigen Infos zu bekommen, und sagt auch: „In wenigen Ländern in Europa gehen die gastronomischen Betriebe so verantwortungsvoll damit um, Lebensmittel für den Verzehr zuzubereiten, wie bei uns.“ Er würde gerne wissen, ob es einen gelben Punkt dafür gibt, wenn der Fisch verdorben auf den Tisch kommt oder die Küchenfliese zerbrochen ist. „Das hat doch mit Lebensmittel-Hygiene nichts zu tun.“ Oder: „Wenn nun einer einen roten Punkt an der Tür hat, wie schnell kommen die Kontrolleure zur Nachprüfung, die der Betrieb zahlen muss, damit das Warnsignal wegkommt?“
Bei den Kollegen herrsche Angst. „Wie gehen wir damit um?“, lautet die Frage an den Vorsitzenden. „Ein kleines Restaurant mit dem roten Punkt kann doch schließen, und bei Grün ist jeder glücklich?“ Es sei geplant, die Prüfergebnisse ins Internet zu stellen. „Was passiert denn damit?“ Auch Sosul würde gerne wissen, wie dieses neue Gesetz umgesetzt werden soll. „Wer soll alles prüfen? Werden auch Tankstellen, Bäcker und Metzger getestet?“ Deutschland habe gute Gesetze, findet er. „Wenn etwas passiert, haften wir dafür. Diese Pseudotransparenz, um vielleicht Menschen im Vorfeld zu erziehen, brauchen wir nicht.“