Im Josefsheim kehrt Ruhe ein
Staatsanwalt prüft die Vorwürfe. Caritasverband hat Mängel im Haus beseitigt und die Leitung ausgetauscht.
Krefeld. Im Altenheim St. Josef ist Ruhe eingekehrt. Die Strafanzeige eines ehemaligen Pflegehelfers wegen des „Vorwurfs der fahrlässigen Tötung von 15 Heimbewohnern“ zu Beginn des Jahres hatte bundesweit das Augenmerk auf die allgemeinen Missstände in der Altenpflege gelenkt.
Massive Mängel wurden im Josefshaus nach intensiver Prüfung nicht festgestellt. Dennoch sind inzwischen die Führungsspitze ausgewechselt und zahlreiche Nachbesserungen umgesetzt worden.
„Der Vorwurf der fahrlässigen Tötung von Heimbewohner ist völlig haltlos“, sagt Caritas-Geschäftsführer Hans-Georg Liegener im Rückblick. Juristisch abgeschlossen ist das Thema indes noch nicht. Die Staatsanwaltschaft hat noch nicht entschieden, ob ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eröffnet oder der Fall eingestellt wird.
Ende Mai hatte der inzwischen fristlos gekündigte 62-jährige Pflegehelfer seine Anzeige um zwei weitere wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge gegen die zuständigen Pflegekassen ergänzt. Auch der Sohn eines im Altenheim verstorbenen Ehepaares hat eine Anzeige erstattet.
Dass sich das Verfahren so lange hinzieht, hat allerdings nichts mit der Recherchearbeit der Staatsanwaltschaft zu tun. Pressesprecher Axel Stahl deutete schon im Juni an, dass „ein hinreichender Tatverdacht nicht zu begründen sein“ werde. Urlaubssituation, Krankheit und Vertretungen zögen die Entscheidung in die Länge.
Der Caritasverband als Träger des Josefshauses hatte bereits vier Wochen nach Bekanntwerden der Anzeige und einer dreitägigen Sonderprüfung des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) und der Heimaufsicht die festgestellten Mängel im Haus abgestellt.
Die beiden Kontrolldienste hatten die nicht ausreichende Sturzprophylaxe, die Lagerung der Dekubitus-Patienten, die nicht immer durchgängige Bezugspflege sowie die Besetzung im Nachtdienst reklamiert. Alle anderen Prüfbereiche waren in Ordnung.
Auch wenn der Personalschlüssel im Josefshaus den gesetzlichen Vorgaben entspricht, setzt die Caritas seit dem Frühjahr in der Nachtschicht statt der zwei bei 100 Bewohnern vorgeschriebenen Mitarbeiter nun eine weitere Kraft ein. Geld von den Krankenkassen gibt es dafür allerdings nicht.
Auch ist die Tür im zweiten Stock gesichert worden, durch die eine 101-Jährige in ihrem Rollstuhl gefahren und anschließend die Treppen hinuntergestürzt war. Kritik an der Fixierung von Bewohnern ist vom MDK nicht laut geworden. „Die wird korrekt gehandhabt“, hatte Horst Huber im Februar versichert.
Inzwischen ist der Geschäftsführer der Krefelder Caritasheime Ende Juni einvernehmlich aus dem Dienst ausgeschieden. Auch Heimleiter Andreas Berger ist nicht mehr dort beschäftigt, ebenso wie die bisherige Pflegedienstleiterin, die sich beruflich verändert hat. Ihr Nachfolger ist seit dem 1. Juli Markus Fritsch. Die Heimleitung übernimmt Guido Ruegenberg, der als Neuer seit dem 1. Juli das Kunigundenheim leitet. Dazu Liegener: „Dieser Wechsel hat nichts mit den Vorwürfen zu tun — auch wenn es zunächst den Anschein hat.“