Corona In der Corona-Zeit sind in Krefeld nicht mehr Kinder in Gefahr geraten
Von 2015 bis 2019 sind die Zahlen der möglichen Kindeswohlgefährdung in Krefeld stetig nach oben gegangen. Von 527 auf 743 gemeldete Fälle. „Das ist vermutlich auf eine Sensibilisierung der Bevölkerung und der kooperierenden Institutionen, wie Schule, Tagesstätte für Kinder und andere, zurückzuführen“, sagt Sonja Pommeranz, Leiterin des Fachbereiches Jugendhilfe.
Ausgerechnet im ersten Corona-Jahr gingen die Zahlen auf 453 gemeldete Fälle zurück. Im zweiten Corona-Jahr stieg die Zahl zwar auf 537 Fälle an, doch immer noch deutlich weniger als in den Jahren zuvor.
Dabei hatten die Experten gerade wegen der Lockdowns und des Rückzugs in die eigenen vier Wände befürchtet, dass die Zahlen von Übergriffen und Gewalt in den Familien steigen könnten. „Wir hatten uns direkt zu Beginn der Pandemie auf die vorhersehbaren Krisen der Familien bestmöglich eingestellt und ein zentrales Krisentelefon geschaltet“, berichtet Sonja Pommeranz. Mit den ambulanten Trägern der Jugendhilfe und den Beratungsstellen wurden außerdem kurzfristig Absprachen zu alternativen Hilfestellungen und Beratungsformen getroffen.
Im Lockdown wurde der Kontakt zu Familien intensiviert
Die Mitarbeitenden der Abteilung Familien waren außerdem zu jeder Zeit, auch während des „Lockdowns“, schichtweise präsent, um den persönlichen Kontakt zu den Bürgern zu halten. „Gerade in dieser Zeit wurde der persönliche Kontakt zwischen unseren Mitarbeitenden und Familien, die im Hilfebezug waren, zum Beispiel durch telefonische Kontaktaufnahme intensiviert“, sagt Sonja Pommeranz.
Diese Faktoren hätten einerseits dazu beigetragen, dass es offensichtlich zu weniger Krisen in der Familie und somit zu weniger Kindeswohlgefährdungsmeldungen gekommen sei. Pommeranz: „Möglich war dies jedoch nur, da viele Präsenztermine der Mitarbeitenden weggefallen sind und somit zeitliche Kapazitäten bestanden.“
Auf der anderen Seite sei festzustellen, dass seit Beginn der Corona-Pandemie weniger Polizeiberichte über häusliche Gewalt oder ähnliches bei der Stadt eingehen. Auch seien Mitteilungen aus Schulen und Tagesstätten für Kinder rückläufig gewesen, da diese zeitweise geschlossen oder reduziert geöffnet hatten.
Woran dieser Rückgang der Polizeieinsätze liegt, kann das Team der Jugendhilfe nicht in Gänze erklären. „Es wird vermutet, dass sich das teilweise durch die zeitgleiche Anwesenheit der Eltern, meistens der Mütter, im Homeschooling beziehungsweise der Betreuung der Kitakinder zuhause erklären lässt, und diese Konstellation teilweise einen guten Schutzfaktor für die Kinder darstellte.“
Offene Sprechstunde im neuen Familienberatungszentrum
Nachdem die Krisenhotline mit der Öffnung des neuen Familienberatungszentrums am Ostwall 107 im vergangenen Jahr abgelöst wurde, sei mit der Familienberatung ein umfangreiches Beratungsangebot mit einer offenen Sprechstunde über 37 Stunden pro Woche hinzugekommen – und somit ein weiterer präventiver Baustein in Krefeld.
Die Familienberatung soll den Krefelder Bürgerinnen und Bürgern niederschwellige Beratungsangebote bieten, um frühzeitig Unterstützungsbedarfe zu erkennen und den Familien stabilisierende und deeskalierende Angebote zu unterbreiten und sie auf Wunsch auch darin zu vermitteln. „Damit hoffen wir, den positiven Trend weiterhin aufrecht erhalten zu können und die Fälle von möglichen Kindeswohlgefährdungen in Krefeld weiterhin gering zu halten“, sagt Sonja Pommeranz.
Trotz der Corona-Pandemie und Zugangsbeschränkungen konnten im Zeitraum April bis Dezember 2021 auf diese Weise circa 500 Familien niederschwellige Beratung erhalten oder fanden Unterstützung bei einem der Kooperationsprojekte – zum Wohle der Kinder.