Ingenieur Raimund Krawinkel bricht eine Lanze fürs Seidenweberhaus
Ingenieur Raimund Krawinkel sagt zur Abriss-Diskussion: Das Haus ist statisch in Ordnung.
Krefeld. Glasklar ist die Aussage von Raimund Krawinkel: „Hände weg vom Seidenweberhaus.“ Der Chef von Krawinkel Ingenieure von der Kempener Alle begrüßt den Beschluss des Stadtrates, das Stadthaus zu sanieren, und versteht die Krefelder SPD nicht, die das Seidenweberhaus abreißen lassen will. „Der Rat hat ein Votum für die Sanierung des Stadthauses abgegeben. Das ist richtig, weil das Haus statisch in Ordnung ist. Solch ein Beschluss für das Seidenweberhaus fehlt mir.“
Die Vorschläge des Architekten Victor Woytowicz, der für die City kämpft (die WZ berichtete) findet der „Berufs-Krefelder“ Krawinkel lückenhaft: „Ich vermisse unter anderem die Verkehrslösung: Wo sollen zum Beispiel die Parkplätze für die städtischen Bediensteten, die er im Horten-Haus unterbringen will, geschaffen werden?“
Das Seidenweberhaus sei ebenfalls statisch in Ordnung. Die Fassade mit dem bröckelnden Beton allerdings gehöre saniert, „aber richtig und vielleicht mit künstlerischen Elementen.“ Dafür würde er sogar einen seiner Bekannten, Hadi Teherani vom international renommierten Architekturbüro BRT in Hamburg, einschalten: „Das würde die Stadt nichts kosten.“
Viel zu viele alte und schöne Bauten seien in Krefeld schon abgerissen worden, sagt Krawinkel: „Der alte Krefelder Hof, die Markthalle, der Wasserturm Gladbacher Straße. Das Stadthaus ist ebenso ein Stück Stadtgeschichte und erhaltungswürdig“, sagt er. Als Praktikant hat er für Prof. Egon Eiermann die Planung für das Stadthaus, damals für die Verseidag, miterarbeitet. Auch das Seidenweberhaus, im Januar 1976 feierlich eröffnet, kennt er bestens: „1983, im Rahmen der Feier ,300 Jahre Deutsche in Amerika’ mit US-Vizepräsident George Bush und Bundespräsident Karl Carstens, haben meine Mitarbeiter und ich die technische Durchführung der Feier im Seidenweberhaus in den Händen gehabt. Das Haus muss an der Fassade saniert und innen mediengerechter aufgerüstet werden. Auch an der Einrichtung könnte man was tun. Das Raumprogramm aber reicht für Krefeld aus. Abriss wäre Irrsinn.“
Vor Wochen hatte Matthias Melcher von der Weinbrennerei Dujardin bereits einen „Nachruf“ für das Seidenweberhaus verfasst: „Du bist aus heutiger Sicht vielleicht nicht hübsch, aber du bist etwas Besonderes. Deine Form beweist Mut. Du bis einmalig. Für mich bist du ein Denkmal.“
Hansheinz Hauser wünscht sich mehr Bedacht, Gelassenheit und Sachverstand bei der Diskussion um das Seidenweberhaus. „Auf der Suche nach einer Lösung sollte man in aller Ruhe nachdenken und die Kosten im Blick behalten.“ Der ehemalige Oberbürgermeister, in dessen Amtszeit (1968-1982) das Haus gebaut wurde, neigt persönlich aus heutiger Sicht zur gründlichen Sanierung. „Das muss nicht das letzte Wort sein. Aber eine bessere Lösung habe ich bislang nicht gehört. Wo sollen Veranstaltungen oder Kongresse stattfinden, wenn das abgerissen wird? Eine Stadt wie Krefeld braucht solche Räume.“