Inrath früher und heute: Fotosammlung wächst und wächst
Seit 18 Jahren ist Rolf Roosen auf der Suche nach historischen Bildern. Gerne möchte er noch eine Inrather Ausstellung organisieren.
Inrath. Ein paar Doppelklicks auf dem Laptop und die Welt wird schwarz-weiß. Frauen in Schürzen stehen an Inrather Pumpen, um ihre Krüge zu füllen. Im Kolonialwarenladen wird gerade auf der Kippwaage Ware abgefüllt. Mit braven und beschleiften Rattenschwänzen stehen Mädchen in Festkleidchen vor dem Haus Inrath — irgendwann in den 1930er-Jahren. Was genau gefeiert wurde, ist nicht überliefert.
Aber ansonsten kann Rolf Roosen zu fast jedem Bild auf seinem Computer eine kleine Geschichte erzählen. Zum Beispiel vom Friseurladen Hilgers, von dem ein Foto aus den 50ern in seinen Dateien steckt. „Willi Hilgers war nicht nur Friseurmeister, sondern auch bekannter Liederschreiber“, erzählt der 61-Jährige und holt auch gleich noch den Text von „An’t Ennert“ (also „Am Inrath“) aus dem Schrank. „Am Inrath hat meine Wiege gestanden“, heißt es zu Beginn des Refrains in dem Stück, das Schäng Blasius Flönz Rakete neu vertont hat. Auch Lieder wie „Du Stadt am Seidenfädchen“ stammen aus der Feder des „Sängers vom Inrath“.
Bilder wie das vom Hilgers-Geschäft gehören zu den Hunderten von Fotos aus dem Archiv des Bürgervereins Inrath, die Rolf Roosen alle digitalisiert auf dem Rechner hat. Es sind Fotos, die Mitglieder des Vereins gemacht haben, oder solche, die die Besitzer oder Familien der Besitzer dem Verein irgendwann vererbt haben. „Das Schönste ist, wenn diejenigen mir noch erzählen können, wer auf den Bildern ist“, sagt der 61-Jährige, der selbst mit 13 Jahren ans Inrath zog. In die Siedlung „Am Kapuzinerkloster“. „Mein Vater arbeitete bei der Verseidag.“
Er fühle sich, „als ob ich hier geboren wäre“, sagt Roosen und erklärt damit auch sein Engagement fürs Inrath, wo er im Vorstand des Bürgervereins ist, Mitglied im Karnevalsverein und bei den Pfadfindern, in der Gemeinde St. Elisabeth aktiv und den wöchentlichen Bürger-Treff „Am In“ im Raphaelsheim organisiert.
Für das Sammeln, Auswerten und Katalogisieren der fotografischen Erinnerungsstücke würde sich Rolf Roosen jemanden wünschen, der sein „Interesse fürs Inrath teilt“. Was heute noch frisch und unscheinbar ist, ist in zehn Jahren vielleicht schon historisch bedeutsam. Manches ist vielleicht auch unwiederbringlich verloren — siehe Beispiel Kapuzinerkloster, das Ende vergangenen Jahres abgerissen worden war. Ein schwerer Moment für Rolf Roosen, der viel Zeit bei den Kapuzinern verbrachte und sozusagen im Schatten des Klosters aufwuchs.
Gerne würde der gelernte Radio- und Fernsehtechniker und Chemikant, der heutzutage „freischaffender Künstler ist“, wie er sagt, auch wieder eine Ausstellung vorbereiten. 2009 waren bei einer Schau zahlreiche historische Bilder von Häusern, Straßenzügen und anderen Orten am Inrath zu sehen, die den Gebäuden und Straßen von heute gegenübergestellt wurden.