Dealer vor Gericht Ist Nabi M. Auftraggeber oder Kurier?

Drei Männer wegen Drogenhandels und -besitzes vor dem Landgericht angeklagt.

Foto: dpa

Krefeld. Ist Nabi M. nun ein Drogenkurier im Auftrag eines großen Unbekannten oder ist er selbst womöglich der Chef? Mit dieser Frage und dem Bild des Angeklagten beschäftigte sich die 2. Große Strafkammer am zweiten Verhandlungstag im Prozess.

In dem Verfahren wegen des Besitzes und/oder Handels mit Heroin und Steinheroin mit einem Gewicht von insgesamt 2,5 Kilogramm, sowie Kokain im Grammbereich sitzen drei Angeklagte auf der Bank: Thomas B. (49) hat bereits gestanden, die Drogen im Oktober 2014 aus den Niederlanden geschmuggelt und einen Teil am Viersener Bahnhof den beiden Mitangeklagten übergeben zu haben. Leonid M. hingegen will lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen sein. Er habe seinen Freund Nabi M., der keine Fahrererlaubnis habe, nur zum Übergabeort kutschiert.

Nabi M., der am ersten Verhandlungstag die Vorwürfe pauschal bestritten hatte, teilte am Dienstag über seinen Anwalt mit, dass er sich mit dem Angeklagten Thomas B. zur Übergabe in Viersen verabredet und die Drogen für seinen Auftraggeber in Empfang genommen habe. Er habe dem Lieferanten kein Geld gegeben und für seine Dienste zehn Gramm Heroin erhalten.

„Mein Dealer regelt alles, davon ging ich aus“, ließ Nabi M. miteilen. Die Identität dieses Auftraggebers wolle er aus Angst nicht preisgeben. Leonid M., sagt Nabi M., sei lediglich sein Fahrer gewesen und habe von der Größe des Drogendeals nichts gewusst. Das Geschäft scheiterte am Ende, weil Polizisten das Trio noch am Bahnhof festnahmen.

Um zu klären, ob Nabi M. Bote oder auch Auftraggeber war, könnte — sofern der Angeklagte kein Geständnis ablegt — eine Stimmprobe eines Telefonats analysiert werden. Ob das vorhandene Material dem Experten ausreicht, scheint fraglich. Neue Stimmproben will der Angeklagte nicht liefern. So oder so wird der Prozess Ende April fortgesetzt. Dann wird wohl auch der Gutachter gehört.

Die Vorgeschichte des Angeklagten Nabi M. ist nicht rosig: Der heute 40-Jährige kam 2004 als ungelernter Arbeiter aus Russland nach Deutschland. Gut angekommen ist er hier nicht. Seine Akten dokumentieren Diebstähle und Hehlerei, Gefängnis- und Bewährungsstrafen sowie seine Drogenabhängigkeit — und der gescheiterte Versuch, eine Therapie anzufangen.