Jagdszenen am Elfrather See

Passanten beschweren sich über Jäger im Hunde-Freilaufgebiet. Die Polizei sagt: Alles ist rechtens.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Angelika Bongers fühlt sich von den Jägern und ihren Waffen bedroht: „Die Hunde drehten durch und liefen in alle Himmelsrichtungen. Die Menschen — auch Spaziergänger — erschraken sich fürchterlich. Die abgeschossenen Gänse fielen tot auf die Hundewiese. Eine Gans stürzte zwei Meter von einem Spaziergänger entfernt ab.“ Jagdszenen am Elfrather See. Hundebesitzer, die sich im „Freilaufgebiet“ im Recht fühlen, treffen auf Jäger, die einen Auftrag haben und sich daher ebenfalls im Recht fühlen — Konflikte sind programmiert.

„Es kann nicht sein, dass in einem öffentlichen Gebiet, in dem sich Hundebesitzer, Spaziergänger und Kinder befinden, ohne Absperrung und Sicherung zu dieser Tageszeit geschossen werden darf“, meint Angelika Bongers. Sie fordert notfalls eine Änderung der gesetzlichen Grundlagen: „Oder leben wir in einer (Bananen-) Republik, in der einige etwas gleicher sind als andere?“

Als die Jäger ihre Waffen luden und erklärten, dass der Beschuss der Gänse von der Stadt Krefeld genehmigt sei, wollten die Hundebesitzer das nicht glauben. Sie riefen die Polizei, die zunächst abwartend reagiert habe. Erst nach einem weiteren Anruf sei dann ein Streifenwagen ausgerückt. Und die Beamten hätten vor Ort erklärt, dass alles rechtens sei, so Bongers.

Für die Beamten habe es keinen Grund gegeben, die Jagd zu stoppen, so Polizeisprecher Acor Kniely: „Die Jäger dürfen nur schießen, wenn eine Gefährdung auszuschließen ist.“ Und eine Gefährdung habe hier nicht vorgelegen. Die Beamten hätten daher keinen Grund gehabt, einzuschreiten.

„Wenn man einen Schuss hört, heißt das nicht, dass Leute gefährdet sind“, meint Inge Schürmann, Sprecherin der Kreisjägerschaft Krefeld: „Die Vögel werden grundsätzlich im Flug geschossen. Das Gewehr ist also in den Himmel gerichtet.“

Zwischen allen Beteiligten sei unbestritten, dass der Bestand reduziert und daher die Gänse bejagt werden müssten. Eine Absperrung während der Jagd am Elfrather See sei nicht sinnvoll, da es sich um ein größeres Gelände handele und die Jäger („Gänse sind schlaue Vögel!“ schon nach einer halben Stunde wieder weiterziehen müssten. Und an die Hundebesitzer gerichtet, sagt Inge Schürmann: „Wenn ich einen Hund habe und sehe, dass gerade eine Jagd stattfindet, gehe ich halt woanders lang.“

„Wir würden die Aufgabe liebend gerne anderen überlassen“, betont Jäger Edmund von Holtum aus Traar, der an den Jagdszenen am Elfrather See ebenfalls beteiligt war — nur auf der Gegenseite: „Wir haben uns bei der Jagd an die Vorschriften gehalten. Die Polizei hatte keine Beanstandungen.“

Man sei um ein gutes Verhältnis zur Bevölkerung bemüht: „Wir machen die Leute immer darauf aufmerksam, ihre Hunde anzuleinen. Und entsprechende, speziell angefertigte Warnschilder haben wir auch dabeigehabt“, betont Edmund von Holtum. Dies sei der erste Beschwerdefall in den vergangenen drei Jahren gewesen.