Jahrgangsbeste in NRW Neugier ist das Geheimnis ihres Erfolgs
Krefeld · Die Krefelderin Annika Grzesitza ist bei ihrer Ausbildung zur Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten Jahrgangsbeste in NRW.
Mit dieser Auszeichnung habe sie selbst nicht gerechnet, sagt Annika Grzesitza. Klar, sie habe gewusst, dass ihre Prüfungsleistungen in der Ausbildung zur Pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten sehr gut waren. Als eine Arbeitskollegin der Apotheke am Markt ihr dann vor einigen Tagen die Zeitungsmeldung mit ihrem Namen schickte, war Grzesitza dennoch überrascht. Der Verband Freier Berufe verleiht ihr den Titel „Beste Auszubildende in Nordrhein-Westfalen“, stand dort geschrieben. Unter tausenden jungen Leuten stach die Leistung der 22-Jährigen besonders hervor. „Jeder hat sich mit mir gefreut“, sagt Grzesitza. „Und ich freue mich immer noch.“
Jedes Jahr ehrt der Branchenverband die jahrgangsbesten Azubis aus Nordrhein-Westfalen. Sie kommen aus unterschiedlichen Bereichen. Schließlich vertritt der Verband Freier Berufe als Dachorganisation Apotheker, Ärzte, Ingenieure, Anwälte, Steuerberater und weitere Berufsgruppen. Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte ist einer der Berufe, den junge Menschen in diesem Bereich anstreben können.
Grzesitza absolvierte die drei Jahre Ausbildungszeit bei der Apotheke am Markt in Uerdingen. Schon während der Schulzeit lernte die Krefelderin die Arbeit bei einem Praktikum kennen. Ihr war klar: Das soll es auch in Zukunft sein. Also legte sie gleich nach dem Abitur los. In ihrem Beruf sei sie für kaufmännische Arbeiten in der Apotheke zuständig, sagt Grzesitza. Das heißt, dass sie sich etwa um die Bestellung der Ware kümmern muss. Im Verkauf darf sie teilweise helfen: Nicht bei Medikamenten, dafür aber bei Kosmetik oder Sonnenpflege.
„Ich mag die Verbindung zwischen zwei Richtungen“, sagt Grzesitza. Sie spricht vom „Mischmasch aus Zahlen und Medizin“. Da müsse man sehr flexibel sein. Und vor allem muss Grzesitza zwei Dinge können, die für viele ein Schultrauma geblieben sind. Rechnen und Latein. „Das unterschätzt man“, sagt Grzesitza. Viele Fachbegriffe seien in ihrem Arbeitsalltag gefordert. Abgeschreckt hat sie das nie. Ihre Begeisterung für den Beruf sei eher noch gestiegen.
Wie aber wurde aus dieser Freude eine erstklassige Leistung? „Ich hatte von Anfang an Ehrgeiz und wollte alles wissen“, sagt Grzesitza. Sie sei während der kompletten Ausbildung neugierig geblieben und habe bei den Ausbildern immer wieder nachgefragt. „Auch, wenn das vielleicht mal nervig ist“, sagt Grzesitza.
Ob das jemals der Fall war? Wenn Apotheken-Inhaber Roman Bastian nun über seine Auszubildende spricht, klingt ausschließlich Begeisterung durch. Angesprochen auf die Ehrung sagt er: „Sowas haben wir auch noch nicht erlebt.“ Und besonders schön sei: Er habe Grzesitza als Angestellte übernehmen können.
Grzesitza schwärmt von ihrer neuen Vollzeitstelle. Das sei schon ein tolles Team, mit dem sie arbeiten könne. „Ich hoffe, dass ich lange bleiben kann.“ Der große Rückhalt, auch bei diesem Schritt, soll ihre Familie sein. Grzesitza nennt sich selbst einen „totalen Familienmensch“. Dieses Umfeld habe ihr in drei Jahren Ausbildung sehr geholfen. Sei es bei Stress auf der Arbeit. Oder bei den vielen Stunden, die sie ins Lernen und Wiederholen für ihre Prüfungen gesteckt hat.
Dass letztlich alles so gut läuft, war für Grzesitza im Frühjahr nicht abzusehen. Die aufkommende Corona-Krise brachte einiges durcheinander. Mit anderen Auszubildenden konnte sie nur noch per Telefon lernen. Ein Vorbereitungskurs fiel aus. Prüfungstermine wurden verschoben. Und so passt es, dass auch Grzesitzas Ehrung unter Pandemie-Bedingungen stattfinden wird. Der Festakt mit NRW-Justizminister Peter Biesenbach ist für den 24. November digital geplant. Grzesitzas Blick scheint sich ohnehin schon weiter in die Zukunft zu richten. „Man kann ja immer noch was dazulernen“, sagt sie.