Jugendliche kaufen Alkohol im Auftrag der Stadt

16- und 17-Jährige versuchen testweise, harte alkoholische Getränke in Geschäften zu bekommen.

Krefeld. Jugendliche kaufen im Auftrag der Stadt Alkohol — was lange Zeit unmöglich war, wird jetzt Realität: 16- und 17-jährige Testkäufer überprüfen, wo sie problemlos harte alkoholische Getränke bekommen. Während drinnen Minderjährige Spiritousen kaufen, warten draußen Ordnungsbehörde und Jugendamt, um die Flaschen in Empfang zu nehmen. Bisher haperte es, um allzu laxen Umgang mit dem Jugendschutzgesetz zu ahnden: Ohne ausreichende Beweise waren Bußgeldverfahren von vorneherein zum Scheitern verurteilt.

Im Kampf gegen das Komasaufen bei Jugendlichen will die Stadt durch die Testkäufe eine potenzielle Quelle versiegen lassen. Allein die Ankündigung, sagt Jugend-Abteilungsleiter Norbert Axnick, soll Geschäftsleuten deutlich machen, dass die Stadt Repressionen folgen lassen wird, sollte verbotenerweise Alkohol an Jugendliche verkauft werden. Die Stadt hat eine Liste mit 60 Geschäften, die vor Karneval Besuch von den fünf bis sechs Testkäufern erhalten werden. „In der Regel handelt es sich um Kioske. Wir haben Hinweise von Bürgern erhalten, dass dort Alkohol an Jugendliche verkauft wird“, sagt Axnick. Zwar haben etwa 20 bereits Besuch vom Jugendamt erhalten, weil sie mehrfach genannt worden waren, doch mehr als der erhobene Zeigefinger war eben bisher kaum möglich. „Wir sind keine Bußgeldverfahren-Sucher. Der optimale Zustand ist, wenn wir bei den Kontrollen feststellen, dass keiner Alkohol an Jugendliche verkauft“, nennt Axnick den gewünschten präventiven Effekt der jetzt geplanten Aktion. Er sagt allerdings auch: „Machen wir uns nichts vor: Wenn Minderjährige an Alkohol kommen wollen, schaffen sie das auch.“

Beigeordneter Roland Schneider sagt, die Komasäufer würden immer jünger. Die Testkäufe wolle man mit verantwortungsvollen Jugendlichen, die für ihre Aufgabe geschult und fernab ihres persönlichen Umfelds eingesetzt werden sollen, durchführen — Azubis von Stadt oder Polizei und Mitglieder des Jugendparlaments. Da sie nicht als Zeugen aussagen sollen, wird im Fall eines erfolgreichen Kaufs stets sofort ein Stadt-Mitarbeiter übernehmen. Je nach Geschäft werden die Jugendlichen von einem Beamten begleitet. Im Jugendhilfeausschuss war das Konzept gestern umstritten, es wurde aber mehrheitlich zugestimmt.