Jugendliche vor Komasaufen gewarnt

In der Montessori-Gesamtschule werden Jugendliche vor dem übermäßigen Trinken gewarnt.

Krefeld. Als der Moderator zur Begrüßung sagt: „Willkommen zu unserer Informationsveranstaltung zum Thema Komasaufen“ ist der Applaus mit Johlen und Pfiffen durchsetzt.

Doch als Andreas Franke von der AOK dann seine Powerpoint-Präsentation startet, schlägt die Partystimmung bei den etwa 500 Schülern der Montessori-Gesamtschule schnell in Betroffenheit um.

Vor allem die eingespielten Schnipsel einer Dokumentation mit dem Titel „Saufen, bis der Arzt kommt“ sorgen für nachdenkliche Mienen. In den Ausschnitten sind alkoholvergiftete Jugendliche zu sehen, die von Krankenschwestern und Ärzten notversorgt werden müssen.

Auch Dr. Ulrich Lenssen, Leiter des Rettungsdienstes, setzt auf die Macht der Bilder. Die Fotos von Jugendlichen, die in ihrem eigenen Erbrochenen liegen, sorgen bei den jungen Zuschauern für Ekel — „Iiih!“ — aber auch für Mitleid — „Oh, nein . . .“

Lenssen betont: „Immer, wenn Ihr so was seht, ruft die 112. Wir helfen immer, wir helfen gerne.“

Wenn Lenssen und sein Team die Schnapsleichen eingesammelt und erstversorgt haben, landen sie meist bei Dr. Reinhard Mühlenberg, Oberarzt in der Helios-Kinderklinik. Ihm machen vor allem die steigenden Fallzahlen Sorgen: „Mittlerweile haben wir zwischen 50 und 60 Vergiftungsfälle im Jahr. Früher waren es nur einer bis zwei.“

Das sei für das Personal ziemlich lästig, manchmal sogar gefährlich: „Einmal hat ein alkoholisierter Jugendlicher eine Krankenschwester mit einem Faustschlag niedergestreckt.“

Ein hohes Aggressionspotenzial bestätigt auch Jörg Grothus, Leiter des Kommissariats Vorbeugung bei der Polizei: „Zwischen 1998 und 2008 haben die Straftaten von Jugendlichen unter Alkoholeinfluss um 144,5 Prozent zugenommen.“

Aber betrunkene Jugendliche würden nicht nur schneller zu Tätern, sondern auch zu Opfern: „Bei den Jungs sind das dann meist Körperverletzungen und bei den Mädchen Sexualdelikte.“

Jonas Haußmann, ein 16-jähriger Zehntklässler, musste vor diesen Gefahren des Alkoholmissbrauchs gar nicht erst gewarnt werden. Er hatte schon vor der Veranstaltung eine klare Meinung zum Thema: „Komasaufen ist Kummersauen.“