Junge Designer erobern Krefeld
Ab Samstag wird es in der Innenstadt modisch. Dann geht das neue Modedesignfestival „Krefelder Laufmasche“ an den Start.
Mitte. 100 neue Sitzgelegenheiten, Schubkarren mit Wildblumen, Musik und Baucontainer, die sich in Showrooms (Ausstellungsräume) verwandeln — das alles gibt es von Samstag, 21., bis einschließlich Samstag, 28. Juli, beim Modedesignfestival „Krefelder Laufmasche“ zu sehen. Organisiert wird die Veranstaltung vom Stadtmarketing. Dabei zeigen 18 junge Designer deutscher Modeschulen eigene Entwürfe und Kreationen. Aus den Kollektionen der Krefelder Laufmasche wird eine Jury drei Projekte für den Deutschen Modepreis „Goldene Seidenschleife“ nominieren.
Die Verleihung findet am Freitag, 27. Juli, in der Alten Samtweberei an der Lewerentzstraße ab 18 Uhr statt. Profimodels zeigen dort die nominierten Kollektionen auf dem Laufsteg. Im Anschluss verleiht Oberbürgermeister Frank Meyer den Award. Der Preisträger bekommt unter anderem eine Präsenz auf einer internationalen Modemesse in Düsseldorf, zur Verfügung gestellt vom Partner Igedo Company.
Doch wer ist alles dabei und was wird es zusehen geben? Hier kommen die ersten sechs Nominierten: Die Natur ist ein Gesamtkunstwerk, das sich durch seine Elemente Wind, Wasser, Feuer und Luft zu unendlichen beeindruckenden Facetten zusammenfügt. Die Idee der Kollektion ist, diesen unerschöpflichen Facettenreichtum der Natur zu visualisieren. Die Inspirationsquelle übersetzt Designerin Nadine Isabel Baldus in eine Kollektion, die sich durch innovative, aufwendige Handarbeit auszeichnet. Mit viel Liebe zum Detail entwickelt die Designerin ganz neue Stoffdesigns. So besteht beispielsweise ein Kleid der Kollektion aus über 2000 einzelnen handgefertigten Elementen. Indem sie vorgegebene Stoffbindungen modifiziert, kreiert sie weiche, zarte Fransenoptiken, mit denen sie ganze Looks verziert.
„Lost in cultures“ von Marketa Schroll wird auf dem Willy-Göldenbachs-Platz in einem Container präsentiert (Container 11). Balinesische Mode im Wandel: In dieser Kollektion werden Elemente der traditionellen balinesischen Kleidung mit Elementen des westlichen Kleidungsstils gepaart. Die Silhouetten sind auf der Basis von historischen Schnitten entstanden, die dekonstruiert und neu zusammengesetzt wurden. Taschenklappen und Puffärmel sind neben der asymmetrischen Form, die für das Ungleichgewicht zwischen Tradition und Moderne steht, charakteristische Merkmale der Kollektion. Auch die ausgefallenen Farbkombinationen sind durch die Märkte Balis inspiriert.
Caterina Goppert zeigt ebenfalls in einem Container am Evangelischen Kirchplatz „Aura — Tomorrow is timeless”, eine zeitlose Kollektion für freie Persönlichkeitsentfaltung. Die Kollektion soll die menschliche Aura in Verbindung mit der Aura des Natürlichen visualisieren. Aura steht für Energie und Charakter, frei von Regeln und Realität: überwältigend und großzügig, unberechenbar und zeitlos. Sie spiegelt die Gefühle der Menschen in der Zeitlosigkeit und der „Brutalität“ der Natur wider. Bei der Stoffwahl wurde sehr viel Wert auf Innovation und Funktionalität gelegt. So sollen diese zum Beispiel im Sommer kühlend wirken und eine hohe Verdunstung gewährleisten und im Winter bei hohen Minusgraden die Körpertemperatur aufrechterhalten.
Auf dem Platz an der Alten Kirche zeigt Dania Mollemeier in einem Container „Straightforward“. Ihre nachhaltige Premiumkollektion verbindet glaubwürdig die Ästhetik und Ethik. Die Kollektion steht für geradlinige, cleane Designs. Sie spiegelt die Philosophie des Labels wider und will langfristig soziale und ökologische Standards in der Modebranche durch nachhaltige Konzepte sowie eine transparente Wertschöpfungskette verbessern. Die Kollektion besteht ausschließlich aus Naturfasern wie Hanf, Tencel und Ahimsa-Seide. Die Kollektion verbindet mit ihrer Philosophie gegensätzlich wirkende Elemente, welche gestalterisch durch Paspelbänder, Teilungsnähte und unterschiedlichste Materialien aufgegriffen werden. Vertikale Linien und weite Schnitte werden durch die horizontale Taillenbetonung unterbrochen, geradlinige Silhouetten treffen auf feminine Details wie transparente Einsätze und Schlitze.
Im Container auf dem Platz an der Alten Kirche zeigt Ellen Müller „KNIT [ed]it“. Die Verbindung von Design und Stricktechnik gibt Einblicke in die Potenziale verschiedener Herstellungsprozesse wie beispielsweise das In-Form-Stricken von Kleidungsstücken (Fully-Fashioned) oder die innovative 3D Stricktechnik ohne Nähte (Seamless-Knitting). Beide Verfahren zeichnen sich durch eine optimale Materialnutzung aus. Partiell eingesetzte plastische Oberflächenstrukturen schaffen ein Arrangement aus einem wechselseitigen Spiel von zweidimensionalen Flächen und dreidimensionalen Formen.
Schönheit im vermeintlich „Unschönen“ zeigt Florian Schulze im Container auf dem Platz an der Alten Kirche in „Put me back together again”. Inspiriert durch die obdachlosen Frauen der amerikanischen Großstädte, mit ausgefransten und zerrissenen Stoffen bekleidet, ist eine Kollektion entstanden, die mit Verschlissenem und Kaputtem spielt und den eigentlichen Makel zu etwas Spannendem, Wertigem macht. Die Farbe Schwarz wird dabei als verbindendes und bewusst düsteres Element eingesetzt. Durch die Tatsache, dass die meisten Menschen obdachlose Personen zwar körperlich wahrnehmen, jedoch sie nie wirklich anschauen, sind diese Personen nahezu gesichtslos in unserer Gesellschaft. Daraus entstand die Idee, unterschiedlichste Kopfbedeckungen und Masken zu entwerfen, die auch den Models eine gewisse Anonymität geben.