Engagement für Obdachlose Kallis Café feiert 25. Geburtstag

Oppum. · Begonnen hat alles mit einer Unterkunft für Obdachlose — geblieben ist das gemeinsame Sonntagsfrühstück.

Am Sonntag wurde in der Oppumer Schutzengelgemeinde das 25-jährige Bestehen von Kallis Café gefeiert. 

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Der vergangene Sonntag war ein ganz besonderer: In der Oppumer Schutzengelpfarre wurde das 25-jährige Bestehen von Kallis Café gefeiert. Dort, wo es sonst nur nach frischen Brötchen und Kaffee duftet, gab es zur Feier des Tages ein gut bestücktes Buffet für die bedürftigen Menschen, die Sponsoren und Ehrengäste.

Peter (69) ist einer der Besucher, die gerne kommen; wegen des leckeren, sonntäglichen Frühstücks und vor allem wegen der Leute, die er dort trifft. „Ich war elf Monate obdachlos, habe die Notschlafstelle an der Lutherstraße besucht“, berichtet er. „Durch eine Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme fand ich einen Job bei der Diakonie und eine Wohnung. Jetzt bin ich Rentner. Ich kenne viele Klienten der Lutherstraße, unterhalte mich hier gerne mit ihnen.“

Begonnen hat die Geschichte von Kallis Café 1993. An einem eiskalten Winterabend Anfang November. „Da erfror ein junger Mann im Vorgarten der Oppumer Pfarrei“, berichtet Karin Späth, eine Frau der ersten Stunde. „Besonders junge Leute waren empört, dass so etwas noch in Krefeld passieren kann.“

Der Vorschlag, eine Notschlafstelle für Obdachlose einzurichten, kam da schnell. „Die Umsetzung gestaltete sich schwierig. In den kirchlichen Räumen der Schutzengelpfarre gab es keinen Platz. Schließlich haben wir die Bleibe der Pfadfinder in der ersten Etage des Klosters am Parkplatz Hauptstraße verlegt“, sagt Späth. Die zweite Hürde: „Der Pfarrgemeinderat befürwortete das Projekt. Die Mitglieder des Kirchenvorstandes wollten jedoch keine Obdachlosen genehmigen. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen. Als schließlich Pfarrer Brüggemann erklärte, es könne auch jeder einen Obdachlosen mit nach Hause nehmen, lief die Sache“, führt sie aus.

Dann ging alles Schlag auf Schlag. Ehrenamtliche räumten die Räume leer, doppelstöckige Betten für zwölf Leute wurden aufgestellt. Es gab eine kleine Küche und viele Spenden der Bevölkerung. Bis März 1994 existierte die Notschlafstelle. Es engagierten sich 72 Frauen und Männer. „In Zweierbesetzung sorgten sie dafür, dass in zwei Schichten – von 20 bis sieben Uhr – die Notschlafstelle 87 Nächte geöffnet war.“ Es gab Notfallmedikamente, zwei Ärzte, zwei Friseurinnen, Frauen, die die Wäsche erledigten und den Zug zwischen Krefeld und Oberhausen. „Den nutzten die Obdachlosen mit ihrem Ticket, um in diesem eisigen Winter tagsüber in einem geheizten Raum hin und her zu fahren.“

Im März mit der Betreuung aufzuhören, habe keiner übers Herz gebracht. „Es entstand die Idee, sonntags den Frühstückstisch zu decken“, erinnert sich Maria Schroers, auch eine Frau der ersten Stunde. „Es kamen zuerst zehn bis zwölf Leute. Es war ein Akt der Nächstenliebe“, sagt sie.

Heute, im Jahr des 25-jährigen Bestehens, erscheinen jeden Sonntag zwischen 25 und 35 Personen. Seitdem Frauen und Kinder dabei sind, gibt es auch Schokocreme und Kakao. „In den letzten Jahren kommen – aufgrund der sozial angespannten Lage – immer mehr Menschen zu uns“, berichtet Pastoralreferent Arno Wildrath. Das Frühstück und die Sorge um das leibliche Wohl stehen an erster stelle. Darüber hinaus sei es wichtig, dass es auch Raum und Zeit für Gespräche über „Gott und die Welt“ oder über persönliche Sorgen und Probleme gebe. Bei Bedarf würden auch Adressen und Personen genannt, die eine weitere Hilfe und Unterstützung anbieten. Schließlich gebe es genügend Platz für Geselligkeit mit Gesellschaftsspielen wie Schach. Wildrath sagt: „Unser Engagement ist schon mehrmals mit Preisen bedacht worden, so seitens der Kirche im Rahmen der Aktion ‚Lebendige Schätze im Bistum Aachen‘ (2006) und von der Stadt Krefeld in 2015 mit dem Preis der ‚Bürgerschaftlichen Selbsthilfe‘.“ Eine der aktuellen Helferinnen ist Vera Pfeiffer. Sie sagt: „Ich bin jetzt seit fünf Jahren dabei. Die Treffen sind immer sehr harmonisch, die Freude ist auf beiden Seiten. Bei denen, die den Tisch decken und bei denen, die frühstücken.“

Kallis Café im Pfarrsaal an der Hauptstraße ist nach einem langjährigen Gast namens Karl-Heinz benannt. Es ist sonntags zwischen zehn und zwölf Uhr geöffnet und wird fast ausschließlich über Spenden von Caritas, Privatleuten und politischen Parteien finanziert.