Kampf um das Stadtwaldhaus
Pächter Helmut Lang möchte auch nach der anstehenden Sanierung weiter die Gastronomie betreiben. Dafür muss er aber die Details kennen - und die sind bislang unklar.
Geht es um „sein“ Stadtwaldhaus, ist Helmut Lang mit Herz und Seele dabei. „Es ist fantastisch, wie sich die Stadt für das Haus einsetzt. Und ich gehe jeden Weg mit, um es zu erhalten“, sagt der Gastronom, der seit 27 Jahren das Stadtwaldhaus betreibt. Gleichzeitig sagt er aber auch: „Ich schließe gerne einen langfristigen Pachtvertrag, aber ich muss die Rahmenbedingungen kennen. Und unter den gegebenen Voraussetzungen ist das Risiko für einen Gastronomen sehr hoch.“
Das ist die Zerrissenheit, die Lang derzeit ausstrahlt. Absolute Begeisterung, wenn es um das Stadtwaldhaus geht, aber auch Unsicherheit und Sorge vor der anstehenden Sanierung, hinter der noch so viele Fragezeichen stehen. Nach den Vorstellungen von Oberbürgermeister Frank Meyer könnte die Krefelder Bau GmbH künftig das Stadtwaldhaus in eigener Verantwortung bewirtschaften und verwalten — und zuvor für geschätzte vier Millionen Euro sanieren.
Im Kultur- und Denkmalausschuss wurde nun bekannt, dass für die Sanierung bei laufendem, aber natürlich eingeschränktem Betrieb drei Jahre veranschlagt werden, bei geschlossenem Stadtwaldhaus anderthalb Jahre. Davon wusste Lang nichts. „Ich habe keine Ahnung, ich kenne keine Details“, klagt der 57-Jährige. Aus diesem Grund möchte er auch keinen Blankovertrag über möglicherweise zehn weitere Jahre als Pächter unterschrieben, wenn die Modalitäten noch so unklar sind.
Bei einer Sanierung bei laufendem Betrieb könnte beispielsweise der Biergarten in den Sommermonaten geöffnet bleiben, während drinnen umgebaut wird. „Aber habe ich dann noch meine Küche, die Kühlhäuser, meine Logistik? Ich kann schlecht 2000 Plätze mit drei Kühlcontainern bedienen“, gibt Lang zu bedenken.
Viel wichtiger ist ihm allerdings sein Team, das bei einer Sanierung vor einer ungewissen Zukunft stünde. Derzeit hat Lang 25 Mitarbeiter fest angestellt, dazu kommen rund 120 Aushilfen. „Das ist mein Grundgerüst. Ohne meine Mitarbeiter kann ich das Haus nicht betreiben.“ Inwieweit er sein Team bei teilweiser oder kompletter Schließung noch beschäftigen kann, ist ebenfalls unklar. Außerdem muss er wissen, wie er mit Anfragen für Veranstaltungen im kommenden Jahr oder sogar 2020 umgehen muss. Zurückweisungen sind keine Option, aber Garantien kann er derzeit auch schlecht vergeben.
Richtig Bewegung wird in die Causa Stadtwaldhaus wohl erst nach der Sommerpause kommen. Dann soll eine Vorlage hinsichtlich der Finanzierung und weiterer Modalitäten präsentiert werden. Doch dann wünscht sich Lang, dass er Informationen, die ihn und sein Team betreffen, auch persönlich erfährt und nicht aus der Presse. „Das Ganze kann nur mit einem Gastronomen gehen, der es bespielt.“
Auch die Stadt weiß, dass sie mit Lang einen verlässlichen Partner an ihrer Seite hat. Generell ist die Gastronomie im Stadtwaldhaus von großer Kontinuität geprägt. Vor Lang hatte die Familie Müller das Haus mehr als 30 Jahre lang geführt — macht also 60 Jahre Stadtwaldhaus-Geschichte mit nur zwei Pächtern.
Wie die Geschichte auch ausgeht, sie wird wohl weiter mit Lang geschrieben. „Es ist allen Parteien klar, dass das Haus saniert werden muss. Und ich kann mir nicht vorstellen, wie es hier ohne das Stadtwaldhaus aussähe“, sagt Lang, beeindruckt von der Historie: „Welches Haus hat schon eine knapp 120-jährige Geschichte und noch immer die Gastronomie, die ursprünglich dafür bestimmt war? Der Grundgedanke von Wilhelm Deuß ist noch immer präsent.“