Kein Anschluss unter dieser Nummer

Kurz vor Weihnachten fällt das Telefon bei Familie Wüsten aus — ein Riesenproblem, ist der Notrufknopf der pflegebedürftigen Mutter damit verbunden. Die Telekom kann erst jetzt helfen.

Foto: Andreas Bischof

Bockum. Gisela Wüsten kann es langsam nicht mehr begreifen. „Zum Mond kann der Mensch fliegen, aber unser Problem wird nicht gelöst“, sagt die Krefelderin kopfschüttelnd. Das Problem: Bei Wüstens funktioniert das Telefon nicht — und zwar seit mehr als einem Monat, wie die Anwohnerin der Fasanenstraße erzählt. „Ich weiß es noch genau: Am 7. Dezember hatte ich einen Adventskaffee und da war das tote Telefon bereits Thema.“ Seitdem sei bei ihr nur das Besetztzeichen zu hören.

Auch ihre 88-jährige Mutter, die einige Schritte entfernt wohnt, sei davon betroffen. „In ihrem Fall ist es besonders schlimm, weil durch die Störung auch ihr Hausnotruf nicht mehr funktioniert“, sagt Wüsten. Mit dem Knopf, den die alleinlebende Schwerbehinderte um den Hals trägt, soll sie im Falle eines Falles schnell Hilfe rufen können, etwa nach einem Sturz. Derzeit würde sie aber per Knopfruck niemanden erreichen, der Notruf ginge ins Leere. Wüsten würde seit Wochen nun noch öfter nach drüben laufen als sie es ohnehin schon tue. „Das ist natürlich eine zusätzliche Belastung.“

Eine Telekom-Mitarbeiterin zu Gisela Wüsten

„Mehrfach“, betont Gisela Wüsten, habe sie per Handy bei der Telekom angerufen. Manchmal kam sie schnell durch, manchmal landete sie in der Warteschleife. Als „Großraumstörung“ habe das Unternehmen das Problem bezeichnet. Dann habe es geheißen: „Am 22. Dezember, also am Freitag vor Heiligabend, kommt ein Techniker raus.“ Und zwar nicht ins Haus, sondern zum Kasten an der Straße. Doch auch das brachte nicht den gewünschten Erfolg. Die Betroffene zitiert die Telekom aus ihrem Gedächtnis: „Man könne nichts machen, es sei eben eine Großraumstörung.“ Erneut war Warten angesagt. Die gesamte Kommunikation, inklusive der Weihnachtsgrüße, musste über Gisela Wüstens Mobiltelefon laufen. „Das war mir gar nicht so recht, weil ich meine Handynummer ursprünglich nur meiner Mutter geben wollte.“

Nach Weihnachten setzte sie sich dann zum wiederholten Male an den Küchentisch und rief bei der Telekom an. Endlich, noch vor Silvester, habe ihr eine junge Service-Mitarbeiterin gesagt: „Das kann doch nicht sein, dass Sie noch immer kein Telefon haben.“ Die junge Dame sei „sehr nett“ gewesen. Überhaupt lässt Gisela Wüsten nichts auf das Team der Hotline kommen, betone dessen Hilfsbereitschaft. Doch das eigentliche Problem war danach noch nicht gelöst. Noch ein weiterer Techniker-Termin verstrich ohne eine Lösung. „Uns wurde nur gesagt, es läge an Erdarbeiten an der Rendsburger Straße“, so Wüsten. „Doch mein Mann hat nachgeguckt — da ist überhaupt nichts.“ Doch selbst wenn die Ursache tatsächlich im Erdreich liegt, bleibt die Angelegenheit für sie, gelinde gesagt, merkwürdig. „Ich habe ja Verständnis dafür, dass mal aus Versehen ein dickes Kabel durchgekloppt wird. Aber die Störung darf doch nicht so lange dauern“, sagt Wüsten.

Doch was sagt die Telekom dazu? Die erklärt auf WZ-Anfrage, dass in ein größeres Kabel an der Uerdinger Straße Feuchtigkeit eingedrungen sei, was bei etwa 20 Anschlüssen zunächst temporär, dann dauerhaft zu Ausfällen geführt habe. Die erste Störungsmeldung habe man allerdings erst am 20. Dezember bekommen. „Leider hat es dann etwas länger gedauert, den genauen Schadensort zu lokalisieren.“ Die Tiefbauarbeiten sollten laut Konzern am gesterigen Dienstag beginnen. „Anschließend sollen rund zehn Meter Hauptkabel ausgetauscht werden. Im Normalfall sind die Arbeiten spätestens im Laufe des mittwochs beendet.“