Kita nach vier Jahren vor dem Aus

Nutzungsvertrag der Einrichtung am Girmesdyk läuft 2015 aus - Stadt und Evangelische Kirche sind uneins über die Pachtbedingungen.

Foto: Jochmann

Krefeld. Die 53 Kinder von „Kinderzeit“ spielen unbekümmert im Garten der Kindertagesstätte am Girmesdyk. Das Haus hat ausreichend Platz für die drei Gruppen, eine fast 4000 Quadratmeter große Außenfläche bietet den Kleinen beste Bedingungen zum Toben.

Auf den Mienen ihrer Eltern indes spiegelt sich Sorge: Im Jahr 2010 haben sie den Verein gegründet, um dem Nachwuchs in Eigeninitiative Betreuungsplätze zu sichern. Seitdem haben die Mitglieder von „Kinderzeit“ viel Zeit und Geld in das Haus und das Gelände investiert.

Doch das Geschaffene ist bedroht. Die evangelische Paulus-Gemeinde ist Eigentümerin des Grundstücks, der Mietvertrag mit der Stadt Krefeld für die Kita läuft nach vier Jahren aus — die Chancen auf eine Verlängerung über Juli 2015 hinaus stehen schlecht. Grund dafür ist die fehlende Einigung zwischen der Verwaltung und der Gemeinde. Die Stadt beruft sich auf das Kinderbildungsgesetz (KiBiz), das dem Besitzer einer sogenannten Gemeindebedarfsfläche untersagt, Miete für die Nutzung des Grundstücks zu verlangen.

„Die Regelung im aktuellen Vertrag sieht darum vor, dass unser Verein die Betriebs- und Unterhaltskosten für das Gelände und das Haus bezahlt“, sagt Anne Friede, Gründungsmitglied von „Kinderzeit“ und Leiterin der Einrichtung. Darüber hinaus hätten die Eltern in den vergangenen vier Jahren in Eigenarbeit eine Menge in und an dem Haus umgebaut und saniert. „In diesem Projekt steckt so viel Engagement, wir haben bereits mehr als 40 Neuanmeldungen für das kommende Jahr — es kann nicht sein, dass sich das jetzt alles auflösen soll“, so Friede.

Gesprächsversuche der Elterninitiative mit Gemeinde und Stadt seien zuletzt mit dem Hinweis abgelehnt worden, dass die Verhandlungen zwischen den Vertragspartnern liefen. Auf diese verweist die Stadt und begründet damit auch ihr Schweigen gegenüber der WZ-Anfrage zum Thema.

Dass entsprechende Terminanfragen seitens der evangelischen Kirche bislang von der Verwaltung abgelehnt worden seien, berichtet dagegen Pfarrer Volker Hendricks von der Paulus-Gemeinde.

Er begründet den Entschluss, den Kontrakt mit der Stadt nach vier Jahren nicht zu verlängern, mit Finanznöten der Gemeinde: „Unser Förderverein muss jedes Jahr Spenden sammeln, um die Stelle des Jugendleiters zu finanzieren oder um die Orgel zu reparieren. Wie sollen wir unseren Mitgliedern erklären, dass wir keine Miete für das Grundstück fordern“, sagt der Pfarrer.

Konkret schwebt der Gemeinde laut Hendricks eine Miete zwischen 2000 und 2500 Euro plus Nebenkosten vor — eine Summe, die für den Vorstandsvorsitzenden von „Kinderzeit“, Markus Trocha, „völlig indiskutabel“ ist. „Bei knapp 70 Personen müsse jedes Vereinsmitglied so monatlich mindestens 56 Euro mehr für die Kinderbetreuung aufbringen. Trocha: „Das können sich einige Eltern nicht leisten, es entspricht auch nicht dem aktuellen Quadratmeterpreis und dem Zustand des Geländes.“

Susanne Hauck und andere Eltern von „Kinderzeit“ werben derweil um Verständnis seitens der Gemeinde. „Kinder sind unsere Zukunft, bitte lassen Sie nicht zu, dass unsere Einrichtung geschlossen wird“, appelliert sie an Stadt und Gemeinde.

Dass die Kinder die Leidtragenden sein könnten, bedauert Pfarrer Hendricks. Angesichts des bestehenden Vertrags will er der Gemeinde gegenüber aber nicht den „Vorwurf eines plötzlichen Sinneswandels“ gelten lassen. Er sieht die Stadt in der Pflicht, einen für alle Beteiligten tragbaren Lösungsvorschlag zu unterbreiten. Das wird aber voraussichtlich erst möglich sein, wenn der Jugendamtsleiter der Stadt Krefeld aus dem Sommerurlaub zurückgekehrt ist.