Vergabepraxis ist wegen angespannter Personalsituation in Kitas in diesem Jahr schwierig 1300 Kinder noch ohne Betreuungsplatz

In Krefeld sind aktuell rund 1300 Kinder, die im Anmeldeportal „Kita-Online“ vermerkt sind, ab 1. August ohne Betreuungsplatz. Das teilt die Stadt mit. Davon sind rund 860 Kinder unter drei Jahre alt (U3) und rund 500 über drei Jahre alt (Ü3).

 Empfiehlt Eltern von U3-Kindern, sich an die Fachberatung für Kindertagespflege zu wenden: Sonja Pommeranz, Leiterin des Fachbereichs Jugendhilfe der Stadt Krefeld.

Empfiehlt Eltern von U3-Kindern, sich an die Fachberatung für Kindertagespflege zu wenden: Sonja Pommeranz, Leiterin des Fachbereichs Jugendhilfe der Stadt Krefeld.

Foto: Bischof/Andreas Bischof

Und das, obwohl mit insgesamt 4126 Betreuungsplätzen 139 mehr als im vergangenen Kita-Jahr zur Verfügung stehen.

Der Jugendhilfeausschuss habe deshalb in seiner jüngsten Sitzung Anfang Juni einheitliche Vergabekriterien festgelegt für die Vergabe von Betreuungsplätzen in städtischen Kitas. Um möglichst allen Kindern noch vor dem Schuleintritt den Zugang zur frühkindlichen Bildung und Förderung zu ermöglichen, sei im laufenden Kita-Jahr 2021/2022 die vorhandene Platzstruktur zugunsten der Ü3-Kinder angepasst worden. Die unter Dreijährigen sollten vorrangig über die Kindertagespflege versorgt werden.

Kinder, die das erste, aber noch nicht das dritte Lebensjahr vollendet haben, haben einen gesetzlichen Anspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in der Kindertagespflege, teilt die Stadt mit. „Für diese Altersgruppe empfehlen wir den Eltern, sich neben der Kita-Online-Anmeldung an die Fachberatungen der Kindertagespflege zu wenden“, sagt Sonja Pommeranz, Leiterin des Fachbereichs Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung. In Krefeld werde die Versorgung der U3-Kinder bereits vorwiegend über die Kindertagespflege abgedeckt.

Aber auch für die über Dreijährigen stehen im kommenden Kita-Jahr nur begrenzt Kita-Betreuungsplätze zur Verfügung. „Nicht jedem Kind kann ein Platz zugewiesen werden. Hier richten wir uns nach den Vergabekriterien“, erklärt Heike Badberg, Leiterin der Abteilung Kinder. Sie weist darauf hin, dass der Rechtsanspruch sich auf einen Betreuungsplatz in Krefeld bezieht und nicht auf den Platz in der angegebenen Wunsch-Kita.

Plätze gehen teilweise
nur an Vorschulkinder

Für die besondere Berücksichtigung der Ü3-Kinder bei der Vergabe von Kita-Plätzen habe die Stadt bereits gezielte Maßnahmen getroffen. Aufgrund einer geplanten Baumaßnahme werden beispielsweise in der Kita Bacherhofstraße zum neuen Betreuungsjahr insgesamt 19 Plätze nur an Vorschulkinder vergeben. Für Kinder ohne Betreuungsplatz in der Innenstadt haben erstmalig der Fachbereich Schule und der Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum das Projekt „Step by Step“ angeboten. Mit gleichzeitigem Einbeziehen der Familien stehen hier das Lern- und Arbeitsverhalten sowie die Selbstwirksamkeit der Kinder im Vordergrund.

Bei der Vergabe von Kitaplätzen müsse der Fachbereich Jugendhilfe zusätzlich die angespannte Personalsituation in diesem Bereich im Blick halten. Für das kommende Kita-Jahr fehlten dort noch rund 160 Fachkraftstunden – das entspreche vier Vollzeitkräften – und rund 920 Ergänzungskraftstunden (23,5 Vollzeitkräfte), um die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestbesetzung zu erreichen. 

Um die Mindestbesetzung in den betroffenen Kitas nicht zu unterschreiten und die Betreuung der Kinder gewährleisten zu können, wurden bisher aufgrund der fehlenden Personalstunden rund 200 Kita-Plätze nicht in die Vergabe mit einbezogen. Diese werden sukzessiv freigegeben, sobald die entsprechenden Stellen besetzt werden könnten. Zum 1. August fehlt zum Beispiel in der Kita Kreuzweg eine hohe Anzahl an Ergänzungskraftstunden in der Mindestbesetzung, weshalb aktuell noch Plätze für die Vergabe gesperrt sind.

Deshalb sucht die Stadt händeringend Personal. Auch auf die Ausbildung von Nachwuchskräften werde gesetzt. Red