Rosenmontag 1900 Teilnehmer bangen bis zur letzten Minute
Krefeld · Regencapes und wasserfeste Kleidung schützen die Kostüme. Nach anfänglicher Sorge ist die Erleichterung groß, als der Rosenmontagszug starten kann.
Von Yvonne Brandt
Manuel Bloomen ist ein eingefleischter Karnevalist. Seit mehr als 40 Jahren ist er aktiv. 20 Jahre lang war er im Vorstand der KG Mösche Männeckes, zehn weitere Jahre organisierte er für das Comitee Crefelder Carneval den Rosenmontagszug und den Altweiberball im Seidenweberhaus. Eine Anfrage der Leibgarde der Prinzessin der Stadt Krefeld (Westgarde 1933) vor zehn Jahren konnte er nicht ausschlagen. Seither kümmert er sich mit um das Wohl seiner jeweiligen Lieblichkeit. Trotz dieses Erfahrungsschatzes bangte Bloomen noch am Sonntag wegen der Freigabe des Umzuges. Am Montagmorgen entspannte er sich von Stunde zu Stunde. Die befürchteten Sturmböen, die zur Absage geführt hätten, sind ausgeblieben.
Bei schlechtem Wetter muss die Wurftechnik geändert werden
„Ich beneide keinen bei einer solchen Entscheidung“, sagt Bloomen. Noch regnet es kräftig vom Himmel. Die vorsichtshalber gekauften durchsichtigen Plastikcapes sind verteilt, und der Ex-Prinz von 1987 hat seins schon übergezogen. Eine sich voll saugende blau-rote Uniform am Körper ist unangenehm, eine fette Erkältung fast unausweichlich.
Der Ausbruch des zweiten Golfkriegs 1990/91 und der schwere Orkan Kyrill im Januar 2007 sowie der Sturm im Februar 2016 hatten die Absage des Umzugs zur Folge gehabt. Denn die Gefahr ist einfach zu groß, dass etwas passiert und Menschen verletzt werden.
Mit der richtigen Kleidung können sich die Teilnehmer vor schlechtem Wetter zwar schützen, aber die Verpackung des Wurfmaterials ist anfällig. „Die Kartons sind schon ganz pappig“, erzählt Bloomen. Wer ein Wagendach über dem Kopf hat, dem geht es schon besser. „Wir müssen anders werfen“, erklärt Bloomen. Und zwar nicht zu weit oder in die zahlreichen Pfützen. „Was da drin liegt, wird meist nicht mehr aufgehoben.“ Ein Blick zum Ende des Zuges auf den Boden bestätigt diese Aussage. Bei schönerem Wetter wären die Sammeltüten vor allem der Kinder noch praller gewesen.
Die „1. Krefelder Marine“ hat sich in gelben Friesen-Nerz gehüllt. Sie sind die Einzigen auf dem Platz, die dadurch kaum auffallen und in ihren Originalbooten aussehen, als ob es gleich auf hohe See gehen könnte. Die anderen sind noch in Capes oder wasserdichte Jacken gehüllt. Auf die Bitte unserer Redaktion, den CDU-Parteichef Marc Blondin und Oberbürgermeister Frank Meyer bei einer offenen und freundlichen Begrüßung zu fotografieren, legen beide den Nässeschutz zur Seite und Blondin richtet für Meyer das Stirnband für die Olympia-Bewerbung. In dem Moment arbeiten beide für das gleiche Ziel.
Die Pferde des 1. Amazonencorps stehen etwas abseits zur Roonstraße hin, sind neugierig und spitzen die Ohren. „Sie sind wach, haben spitze Ohren – von sichtbarem Stress ist nichts zu sehen“, sagt Birgit Esters. Auch nicht, als sie sich mit den anderen Reiterinnen an den Anfang setzt und um 12.11 Uhr loszieht. Zahlreiches Sicherheitspersonal sorgt dafür, dass die sammelwütigen jüngeren Besucher nicht unter die Hufe der Tiere und die Räder der Wagen kommen. Bloomen und Zugleiter Albert Höntges sind zufrieden.