Finanzen Baukostensteigerung stellt Konzerne vor Probleme
Krefeld · Inflation und steigende Zinsen wirken sich auch in Krefeld auf die Bauwirtschaft aus
Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia mit Sitz in Bochum hat Ende Januar alle für dieses Jahr vorgesehenen Neubauprojekte auf Eis gelegt. Begründet hat er dies mit den Auswirkungen der Inflation auf die Bauwirtschaft und gestiegenen Zinsen. Die Aktien des Konzerns, der nach eigenen Angaben 549 000 Wohnungen an rund 400 Standorten besitzt, sind seitdem stark unter Druck geraten. Macht sich die Krise auf dem Wohnungs- und Bausektor auch in Krefeld schon so drastisch bemerkbar?
Entwarnung gibt Thomas Siegert, Vorstand der Wohnstätte Krefeld. Diese hat 8900 Wohnungen im Bestand und weitere in Planung. „Die Wohnstätte hat im Oktober 2022 ihr vorerst letztes Neubauprojekt planmäßig fertiggestellt“, so Siegert. Die nächsten Neubauprojekte würden voraussichtlich erst in den Jahren 2024 und 2025 beginnen. Hierfür sei jedoch Voraussetzung, dass die erforderlichen Bebauungspläne planmäßig durch die Stadt Krefeld fertiggestellt werden.
Aktuell führt die Wohnstätte mehrere große energetische Sanierungsmaßnahmen zur CO2-Minderung im Bestand durch. Diese werden nach Auskunft von Siegert ebenfalls planmäßig fertiggestellt.
Probleme, wie sie der Vonovia-Konzern hat, sind aber auch ihm nicht fremd. „Grundsätzlich werden auch uns die gravierenden Baukostensteigerungen vor größere Probleme stellen“, sagt Siegert. Die Wohnstätte Krefeld werde daher weiterhin versuchen, die Baukostensteigerungen durch die sogenannte Modulbauweise und die Standardisierung von Bauprojekten zu reduzieren. „Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass der Gesetzgeber die öffentliche Förderung von Bauprojekten weiter verbessern muss, um die geplanten und benötigten Baumaßnahmen umsetzen zu können.“
Von ähnlichen Erfahrungen berichtet Maik Borowski, Kaufmännischer Vorstand der 1899 gegründeten Allgemeinen Wohnungsgenossenschaft Krefeld (AWG). Diese hat einen Bestand von rund 500 Wohnungen. „Nachdem wir im vergangenen Jahr eine große Modernisierungsmaßnahme an der Geldernschen Straße erfolgreich abgeschlossen haben, sind für das Jahr 2023 keine umfangreichen Wohnungs- und Gebäudesanierungen oder Neubaumaßnahmen geplant“, sagt Borowski. Bei Renovierungen und vereinzelten Wohnungs-Modernisierungen durch Mieterwechsel könne man sich auf lokale und regionale Handwerksbetriebe verlassen, mit denen die AWG seit vielen Jahren partnerschaftlich zusammenarbeite.
„Natürlich spüren auch wir die enormen Kostensteigerungen und teilweise sehr lange Lieferzeiten“, schränkt Maik Borowski ein. Geplante Maßnahmen müssten aktuell jedoch nicht verschoben oder gestrichen werden.
„Man kann eigentlich nur noch in allerbesten Lagen bauen“, sagt Jörg E. Weitzel von der Krefelder Kueppersgruppe. Der Geschäftsführer des privaten Immobilienunternehmens in vierter Generation spricht von einer „ganz schwierigen Situation“, die man in der Form seit langer Zeit nicht gehabt habe. Es sei mit weiter steigenden Mieten zu rechnen, selbst in weniger hochwertigen Wohnungen.