Kulturfabrik Das Rocky Beach der Seidenstadt

Krefeld · Die KuFa ist zweimal ausverkauft. Das Vollplaybacktheater sorgt mit „Die drei ??? und der heimliche Hehler“ für Begeisterung.

Das Vollplaybacktheater schickte mit den „Drei ???“ viele Besucher der Krefelder Kulturfabrik auf eine Reise in die Jugend.

Foto: Dirk Jochmann

Zugegeben, das Lebensgefühl der 1980er-Jahre kann ich nicht aus erster Hand beschreiben. Wiederauflebende Musik aus jener Zeit und Erzählungen aus den Kindertagen der eigenen Eltern können dabei helfen. Gänzlich anders sieht das bei den Detektiven „Die drei ???“ aus. Justus, Peter und Bob dudelten in vergangenen Kindertagen in meinem Kinderzimmer und begleiteten mich an so manchem verregneten Nachmittag.

Ähnlich wie beim Lesen entstehen, bei einer CD oder einem Hörspiel, Bilder im Kopf des Zuhörers. Abstrakte visuelle Darstellungen der Hauptdarsteller entspringen der angeregten Fantasie, ein genaues Bild des kleinen und fiktiven Küstenstädtchens „Rocky Beach“ sorgte für Fernweh bei mir selbst.

Unerwartete Optik,
aber vertraute Stimmen

Nun am Mittwochabend war es endlich so weit, ein Besuch in Rocky Beach stand für mich auf dem Programm. Zugegeben, das kleine Rocky Beach, das auf der Bühne der Kulturfabrik aufgebaut wurde, entsprach nicht ansatzweise meinen kindlichen Vorstellungen eines Städtchens in der Nähe von Los Angeles, ein Erlebnis war es dennoch.

So schrill und bunt gekleidet wie Justus, Peter und Bob die Bühne der Kulturfabrik betraten, hatte ich mir sie nie vorgestellt. Die Stimmen der drei kamen mir allerdings sehr bekannt vor, zum Verwechseln ähnlich mit dem Original. Dabei lag weder eine Verwechslung vor, noch waren die drei Darsteller herausragende Synchronsprecher. Es lief tatsächlich das originale Hörspiel „Die drei ??? und der heimliche Hehler“, erschienen am 1. November 1985. Zu Gast war schließlich das Vollplaybacktheater aus Wuppertal, das bei seinen Auftritten auf die eigenen Stimmbänder gänzlich verzichtet. Seit mittlerweile 25 Jahren tourt die sechsköpfige Gruppe durch Deutschland, überzeugt mit selbst hergestellten Kulissen, Requisiten und Kostümen. Die Tonspur kommt vom Band und wird versetzt mit Zitaten aus Film, Funk oder Fernsehen.

Auf ihre ganz eigene Art und Weise, mit der originalen Tonspur als Leitfaden, präsentierte das Vollplaybacktheater die 1985 erschienene Folge der drei Fragezeichen in der ausverkauften Kulturfabrik. Während ihres Besuches in dem kleinen Ort Venice verschwindet der fünfjährige Ted Stratton und sein Hund wird tot aufgefunden. Für die drei Detektive beginnt die Ermittlungsarbeit, während jener sie weiteren Geheimnissen auf die Spur kommen. Vor dem Beginn des Stücks weist die Theatergruppe bereits auf mögliche Diskriminierungen im Stück hin, eine Diskussion, die bei Relikten aus vergangenen Tagen immer häufiger angestoßen wird: „Wir möchten die kulturellen Versäumnisse aus vergangenen Tagen nicht verbergen, dennoch sind sie weder heute noch früher zu akzeptieren.“ Mit einem detailliert gestalteten Bühnenbild im Hintergrund fällt eines schnell auf. Mit einer nahezu übertriebenen Mimik und Gestik sprechen die Darsteller jedes gesprochene Wort geräuschlos mit. So groß auf der einen Seite der Drang entsteht, die Stimmen der Darsteller endlich zu hören, so verblüffend ist die Beobachtung, dass über den gesamten Abend nicht ein Ton über die Lippen wich.

Überraschende Momente in bekannter Szenerie

Die Implementierung von bekannten Filmszenen oder Prominenten in das Stück sorgt für überraschende Momente in einer eigentlich bekannten Szenerie. Eine Vielzahl verschiedener und detaillierter Bühnenbilder und Requisiten bringt Abwechslung und beweist die aufwendige Vorarbeit.

Ein Abgleich mit der eigenen Fantasie und den eigenen Vorstellungen bekannter Szenen und Orte aus den Hörspielen lassen beim Autor Erinnerungen an die eigene Kindheit aufleben. Flinke Bühnenbildwechsel werden unterlegt mit Musik aus den 1980er-Jahren und kitzeln das letzte bisschen Erinnerung an die vergangene Zeit heraus. Insgesamt lebt die Darstellung von nostalgischen Erinnerungen an die eigene Kindheit, die durch die pantomimischen Leistungen der Darsteller und durch überraschende Momente immer wieder unterbrochen werden.

Die mit den drei Fragezeichen verbundene Fantasie aus Kindertagen, wurde mir an diesem Abend genommen, ein wunderbar lustiges Erlebnis im Gegenzug geschenkt.