Stadtbild Die Stromkästen der Stadt werden mit Bildern beklebt oder bemalt

Gellep/West. · Im Süden Krefelds gibt es acht Stromkästen mit historischen Motiven zu entdecken. Auch in anderen Stadtteilen geben sich Bürger Mühe, die grauen Kästen ansprechend zu gestalten. Schüler wurden nun dafür geehrt.

Graue Kästen überall im Dorf, das ist nicht schön, befand der ortsansässige Bürgerverein. So wurden die grauen Telekom-Kästen liebevoll mit Motiven aus der Zeit des römischen Kastells gestaltet. Die Gestaltung konnte mit Hilfe des Museums Burg Linn und einer Fachfirma für Folierungen und Druck erfolgen. Insgesamt wurden acht Flächen mit historischen Motiven gestaltet. Angelika Leventis an der Düsseldorfer Straße Ecke Legionstraße. 

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Überall in Krefeld findet man sie: Graue Stromkästen, die entweder einfach trist daherkommen oder sogar noch beschmiert sind. Doch immer häufiger werden sie zu Leinwänden. In Gellep-Stratum hat der Bürgerverein gemeinsam mit dem Museum Burg Linn Folien zur Historie anfertigen lassen. Das Künstlerduo Tubuku verschönert schon seit längerem triste Kästen mit Kunst und auch Klaus Menzer vom Bürgerverein West findet, dass die grauen Kästen nicht gerade zur Verschönerung der Stadt beitragen. Bei einem Spaziergang im Samtweberviertel hat er dann einige mit Motiven aus „Herr der Ringe“ bemalte Kästen gesehen und seine Bekannte, die Ratsfrau Gabi Schock, hat am Rande ihres Vorgartens einen mit der Krefelder Krähe verzierten Kasten stehen.

Der Projektstart
verlief schwieriger als gedacht

Dies brachte ihn auf die Idee, in Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein West das Projekt „Bunte Stadt – graue Kästen“ ins Leben zu rufen und die Kästen wieder schön aussehen zu lassen. Allerdings fehlten dafür die „Künstler“, also fragte er bei Schulen und anderen Institutionen für Jugendbetreuung nach, ob diese Lust hätten, die Kästen zu gestalten. Bei den meisten Einrichtungen blieb er erfolglos, bis die Gymnasien Fichte und Arndt, vertreten von den Kunstkursen der damals neunten Klassen unter der Leitung von Andrea Hamacher (ehemals Arndt-Gymnasium) und Gudrun Peuckert (ehemals Fichte-Gymnasium), sich meldeten. Ein gemeinsames Projekt würde sicher bei dem Zusammenwachsen der beiden Schulen zu einer, dem Hannah-Arendt-Gymnasium, helfen.

Die Bezirksvertretung West stellte ein Budget von 1 000 Euro für Materialien und Preisgelder zur Verfügung. . „Es war schon schwierig, unter den Schülern Freiwillige zu finden“, erzählt Gudrun Peuckert und auch Hartmut Schaafs, erster Vorsitzender des Bürgervereins West, bestätigt: „Die Vorlaufzeit dauerte länger als die Produktionszeit.“

Die Gestaltung erwies sich zunächst als problematisch. Eine Schwierigkeit war: Nicht alle Stromkästen dürfen bemalt werden, sondern nur die vom Anbieter Telekom. Die Kästen der Telekom kann man aber nicht direkt ausfindig machen und es liegen auch keine Listen bei der Stadt Krefeld vor, also mussten die Schüler den ausgewählten Kasten fotografieren und mit genauer Adresse an die Telekom schicken. Wenn der Kasten der Richtige war, gab es noch eine weitere Schwierigkeit, denn die Motive, mit denen die Kästen bemalt werden, dürfen nicht zu politisch sein. Zum Beispiel wurde das Motiv eines VW Bully mit einem Anti-Atomkraft-Zeichen nicht genehmigt. An diesem Punkt gaben schon einige Gestalter ihre Arbeit auf. Zudem musste auch noch mit der Telekom und der Feuerwehr geklärt werden, ob die Kästen über eine Stromschlagsicherung verfügen.

Bei der Bemalung haben schon ein paar mehr Bewohner der angrenzenden Viertel auf die sonst unscheinbaren Stromkästen geachtet und sich für das Projekt interessiert. „Am Anfang haben uns Anwohner gefragt, ob wir eine Strafarbeit verrichten müssen“, erinnert sich Schülerin Rafiye aus dem Kunstkurs von Frau Peuckert. Mit der Zeit kamen noch mehr Freiwillige dazu, unter anderem die Kunst-AG der Albert-Schweitzer-Realschule unter der Leitung von Frau Jutta Pawellek und die Jugendfreizeitstätte St. Josef mit der Betreuerin Svenja Schreiber.

„Es wäre schön, wenn noch mehr Kästen bemalt werden könnten, denn so leben sie wieder und werden beachtet“, meint Initiator Klaus Menzer. Die Arbeit lohnt sich auf jeden Fall, auch Lehrerin Andrea Hamacher findet es schön, „wie Kunst öffentlich ausgestellt wird und nicht einfach in einem Ordner verschwindet“.

Dies bringe auch eine andere, positivere Stimmung in die Viertel – aber auch für die Schüler hat die Arbeit einen positiven Nebeneffekt: „Man ist durch das Projekt stärker innerhalb der Gemeinschaft zusammengewachsen“, sagt Rafiye. „Wir würden so etwas jederzeit nochmal machen und auch andere Klassen und Schulen dazu ermutigen, sich daran zu beteiligen“, ergänzt ihre Mitschülerin Sümeyra.

Jetzt wurden die jungen Künstler im Rathaus für ihre Arbeit, Krefeld zu verschönern, geehrt, die Mühe hat sich gelohnt.