Ausbildungsplatz Elektroniker händeringend gesucht

Krefeld · Wer sich auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz nicht nur die klassischen Wunschberufe anschaut, sondern auch in weniger bekannte Sparten blickt, hat gute Chance auf einen Lehrplatz.

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Egal, ob in Krefeld, Düsseldorf oder in Wuppertal: Die Top 5 der beliebtesten Berufswünsche bei jungen Leuten sehen in vielen Großstädten ähnlich aus. Dabei unterscheiden sie sich aber meist zwischen Bewerbern und Bewerberinnen.

In der Gunst weit vorne lag bei den 1713 männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich zum Start des Ausbildungsjahr im September 2018 bei der Agentur für Arbeit in Wuppertal gemeldet haben, der Kfz-Mechatroniker. Danach folgten Maschinen- und Anlagenführer, Industriemechaniker, Fachlagerist und Verkäufer. In Krefeld lag der Mechatroniker im Vorjahr nur auf Platz 2 der Rangliste, auf Platz 1 schafften es hier Berufe im Bereich Verkauf. Auf den weiteren Plätzen folgten Industriemechaniker, Kaufmann/Büromanagement und Tischler.

Bei den Bewerberinnen stand in Wuppertal auf Platz eins die medizinische Fachangestellte, gefolgt von Verkäuferin, Büromanagement- und Einzelhandelskauffrau sowie zahnmedizinischer Fachangestellter. In Krefeld lautet die Reihenfolge: Verkäuferin, Kauffrau/Büromanagement, medizinische Fachangestellte, Friseurin, zahnmedizinische Fachangestellte.

Warum gerade die Friseurin trotz schlechter Karrierechancen und mäßiger Bezahlung sehr beliebt ist, erklärt Sebastian Stengel, Teamleiter Ausbildung bei der Agentur für Arbeit in Krefeld: „Die jungen Leute müssen einen Beruf, den sie erlernen wollen, erleben. Und den Friseurberuf kennen sie.“

Für Martin Klebe, Vorsitzendes Mitglied der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal, spiegeln sich in den Wünschen für die Zeit nach der Schule weiterhin „die klassischen Rollenbilder“. Die Teenagerinnen sähen sich gerne in kaufmännischen und medizinischen Ausbildungen. Die Jungs fühlten sich immer noch eher von den technischen Bereichen angesprochen.

Dr. Edgar Lapp, Leiter des Teams Berufsberatung, rät den Jungs allerdings zur Flexibilität. So wurde der Wunsch, Mechatroniker im Bereich Pkw-Technik zu werden, in Krefeld 176-mal geäußert. Dem standen aber nur 74 offene Stellenangebote gegenüber. Bessere Chancen habe man dann, wenn man zum Beispiel eine verwandte Ausbildung als Zweirad- oder Landmaschinen-Mechaniker mache – auch wenn dies nicht mit so viel Prestige verbunden sei wie zum Beispiel ein Job bei Porsche.

Mädchen sollen sich auch auf technische Berufe bewerben

Für die jungen Männer ergibt sich laut Martin Klebe ein Vorteil bei der Suche nach Ausbildungsplätzen. „Gerade in handwerklichen und technischen Berufen haben Betriebe ein Problem, Bewerber zu finden“, sagt er. Sprich: Die Chancen, eine Lehrstelle zu finden, sind dort besser, weil der Bedarf einfach größer ist. Er ermutigt deshalb auch die Mädchen und jungen Frauen, sich in diesen Berufsfeldern umzusehen.

So konnten im Ausbildungsjahr, das im September 2018 startete, in Wuppertal insgesamt 263 Lehrstellen nicht besetzt werden. Das größte „Loch“ gab es dabei im Bereich Elektroniker/Elektronikerinnen für Betriebstechnik mit 26 unbesetzten Azubiplätzen. Betriebe, die nach Industriemechaniker-Azubis suchten, blieben ebenfalls in 16 Fällen unversorgt.

Aus Prestige-Gründen dürften wohl die 22 freien Lehrstellen für Fachverkäufer/Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk und Bäckereien nicht besetzt worden sein. „Das ist ein Beruf, der im Ansehen sehr stark zu kämpfen hat“, sagt Klebe. „Der Verkauf von Elektronik ist eben beliebter als an der Fleischtheke zu stehen“, ergänzt Stengel.

Aber die Unternehmen bemühen sich, das mit besonderen Anreizen zu ändern. Dazu zählen laut Klebe besondere Weiterbildungsmöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten und Hilfen zur Mobilität, also zum Erreichen des Arbeitsplatzes. „Es gibt zum Beispiel einen Bäckerbetrieb, der den Azubis ein E-Mobil zur Verfügung stellt, wenn morgens früh noch kein Bus fährt“, berichtet Klebe.

In einigen Ausbildungsberufen gibt es ein Ungleichgewicht zwischen Nachfrage und Angebot. In Krefeld ist zum Beispiel die Nachfrage im Bereich Holzverarbeitung (Tischler) sehr groß, die Zahl der Stellen aber klein. Umgekehrt sieht es im Hochbau (Dachdecker, Zimmerer, Maurer) aus, wo die Betriebe händeringend nach Bewerbern suchen.

Und dann gibt es noch die „unterschätzten Berufe“, wie Lapp sie nennt. Dazu zählt etwa die Fachkraft für Abfall- und Kreislaufwirtschaft, die ihren Arbeitsplatz nicht hinter dem Müllwagen, sondern im Labor hat.

Gute Berufs-Chancen habe man laut Stengel auch als Fachkraft für Gerbtechnik, als Produktveredler im Bereich Textil oder als Packmittel-Technologe, der sich mit dem Design von Verpackungen beschäftigt. Zukunft habe die relativ neue Ausbildung von Kaufleuten für E-Commerce, denn der Online-Handel nehme an Bedeutung stetig zu.

Martin Klebes persönlicher Rat an alle, die sich auf die Suche machen: „Sie sollten sich nicht von der Fülle der Informationen erschrecken lassen.“