Comedy Ausbruch aus dem Jammertal
Krefeld · Matze Knop nimmt in der Kulturfabrik die Zuschauer mit in das Fantasieland Matzeknopien, wo es keine Schwarzmalerei, kein sinnloses Geschwätz oder hohle Phrasen gibt.
Der Abend beginnt mit einer Video-Botschaft. Die Gäste sehen ein deutsches Wohnzimmer. Matze Knop sitzt als „Durchschnittsdeutscher“ mit Brille, kariertem Hemd und Seitenscheitel vor seinem Fernseher. Er hat nicht viel zu lachen. In den Nachrichten reiht sich eine Horror-Botschaft an die nächste. Genug! Knop stürmt aus dem Wohnzimmer, reißt sich das Hemd vom Leib und macht sich auf. Wie Leonardo di Caprio in dem Film „The Revenant“ wandert er über Berge, durch Wüsten und Eis. Auf der Suche nach einem Land, das weit entfernt ist und anders als Deutschland. Auf einer Insel wird er fündig – gleich zwischen Kaisersee, Puerto de la Richie und Mount Kloppor.
Mit den Zuschauern reist der Comedian in seinem neuen Programm nach Matzeknopien – eine Insel ganz nach seinen Vorstellungen: Die Kinder vom Handy entwöhnen und ab an die frische Luft – endlich lernt die Jugend die wichtigen Dinge für das Leben. Im Radio läuft echte Musik – keine modernen Singer- und Songwriter, die ihre Zuschauer mit melancholischen Texten in Depressionen stürzen. Für Politiker gibt es einen TÜV – nur nackte Ehrlichkeit für politische Sinnlosigkeit ist erlaubt. Auf den Straßen herrscht freie Fahrt. Tempolimit und Dieselverbote sind kein Thema. Männer sind wieder Männer. Das oberste Landesziel: Freiheit für Alle.
„Durch unser Volk zieht sich ein Jammertal: Auf der einen Seite Energievampire, auf der anderen Zeiträuber. Volkssport: Sorgen, stöhnen und klagen. Doch ein kleiner Flecken Erde wehrt sich erfolgreich gegen Schwarzmalerei, sinnloses Geschwätz und hohle Phrasen“ – so verspricht es das Programm. Und der Abend hält, was er verspricht.
In Matzeknopien ist der Alltag vergessen. Der Comedian wechselt ohne Probleme zwischen Themen und Rollen: Politik und Religion, Donald Trump und seinen Paraderollen wie Franz Beckenbauer (Dem Kaiser) und Jürgen Klopp (Kloppo). Kein Klischee ist sicher. Unterstützung bekommt Matze Knop via Video von Freund Oliver Pocher und anderen Promis: Pietro Lombardi, Lukas Podolski und Co. – alle sagen sie „Ja“ zu Matzeknopien.
Die rund 300 Zuschauer in der Kulturfabrik sind begeistert. Matze Knop spult nicht einfach sein Programm ab. Er bezieht seine Gäste geschickt mit ein. Hier der Lehrer in Rente mit seiner Frau, da der Verwaltungsangestellte mit einem Sohn der Generation Handy – ein gefundenes Fressen für den wortgewandten Comedian. Knops Humor ist ehrlich, subtil und knallhart zugleich. Er ist oft an der Grenze – aber nie unter der Gürtellinie.
Die 27-jährige Julia Plaschke sagt: „Der Abend war ein Kurzurlaub für den Kopf und echt anstrengend für die Lachmuskeln.“ Genau das ist es, was Knop erreichen will. Die Zuhörer entführen und den grauen Alltag vergessen lassen. Und dafür braucht es kein Matzeknopien, sondern Freiheit im Kopf. „Jeder kann sein eigenes Land gründen“, gibt Knop den Gästen zum Abschied noch mit auf dem Weg.