Natur Ein neuer Baumlehrpfad für Gartenstadt
Gartenstadt. · Insgesamt 16 Infotafeln sind von der ehemaligen Hauptschule bis zur Traarer Straße installiert worden. Eine Liebhaberin hat sie zusammengestellt.
Was zum Beispiel im Stadtpark Uerdingen Fußgänger und Radfahrer zum Entdecken einlädt, gibt es nun auch in Gartenstadt: Der Stadtteil hat einen eigenen Baumlehrpfad. Der zieht sich bisher von der ehemaligen Hauptschule entlang des Hohen Wegs vorbei am Spielplatz Stetinerstraße bis zur Traarer Straße. Die Idee dazu hatte Ute Stettin. Beim Spazierengehen sei der 79-Jährigen schon früher aufgefallen, wie viele unterschiedliche Bäume ihr Stadtteil beheimatet. Auch einige, die eher ungewöhnliche Namen tragen und weniger bekannt sind. Dazu gehöre etwa der sogenannte Taschentuchbaum. „Der Taschentuchbaum stammt aus China und ist in Mitteleuropa selten“, heißt es auf der passenden Tafel. Außerdem wird darauf aufmerksam gemacht, dass sich ein Spaziergang entlang des Weges, der sich wie eine grüne Lunge quer durch den Stadtteil entlang der Straßenbahnstrecke der Linie 042 zieht, im Mai und Juni lohnen könnte. Dann sei der Baum eine Attraktion, denn das Aussehen der Blüten erinnere an Taschentücher oder an Taubenflügel.
Weiße Blüte und grüne Frucht sind auf einer Tafel abgebildet
Im Oktober wurden Pfähle mitsamt Infotafeln installiert. Die Texte hat Ute Stettin zusammengetragen, die passenden farbigen Abbildungen ebenfalls. Auf der des Taschentuchbaums sind eine weiße Blüte, eine grüne Frucht und Blätter abgebildet. So kann der interessierte Spaziergänger auch im Winter sehen, wie der Baum zu seinem Namen gekommen ist. Die ehemalige Lehrerin habe sich schon immer für Geschichte und Biologie begeistern können. Bei schwieriger zu bestimmenden Exemplaren nehme sie Blätter mit und gebe nicht eher Ruhe, bis sie weiß, um welche Art es sich handelt. Ihre Hilfe: ein Buch über Bäume. Viele erkenne sie aber auch ohne Hilfsmittel. Schon früher in der Schule habe sie ihre Schüler Blätter sammeln lassen, um sie gemeinsam bestimmen zu können.
Einer der eher schwieriger zu erkennenden Bäume der Gartenstadt sei die „Kaukasische Flügelnuss“. Die erkenne niemand auf Anhieb, erklärt Stettin. Der Baum ist eigentlich in Bergwäldern des Kaukasus oder dem Nord-Iran verbreitet. Er ist aber zum Beispiel auch am Baumlehrpfad im Stadtpark Uerdingen zu finden. In Mitteleuropa sei der Baum mit den „gefiederten“ Blättchen als „malerischer Parkbaum“ bekannt, heißt es dort. Auch die „Türkische Hasel“ ist immer häufiger in Parks und Gärten anzutreffen, heißt es an der entsprechenden Infotafel in Gartenstadt. In den letzten Jahren sei der Baum, dessen Heimat die Bergwälder Südosteuropas seien, auch zunehmend als Straßenbaum beliebt. Denn er sei robust gegenüber Abgasen. Bei einer Stieleiche ist hingegen zu lesen, dass sie bei „den Griechen dem Göttervater Zeus, bei den Römern dem Jupiter und bei den Germanen einem Donner- und Gewittergott geweiht gewesen“ sei. Ein Grund laut Infotafel: Unter den einheimischen Baumarten gehören Eichen zu denen, die „nachgewiesenermaßen besonders oft vom Blitz getroffen wurden“.
Die Blut-Buche habe hingegen bei den Römern als „glücklicher Baum“ gegolten, weil aus ihrem Holz „Opfergeschirr geschnitten wurde“. Die Gallier hätten hingegen aus der Buchenasche Seife hergestellt. Warum es so viele verschiedene Bäume im Stadtteil gibt? Der Name komme eben nicht von ungefähr. Schon bei der Anlage des Stadtteils war auf eine intensive Begrünung geachtet worden. Stephan Goerlich und Wolf-Jürgen Kamieth vom Bürgerverein sehen den Baumlehrpfad auch als eines von mehreren Projekten, die zeigen, was der Verein für den Stadtteil bewirken kann.
Für die ersten 16 Infotafeln wurden 250 Euro investiert. Ein Teil der Mittel, die bei einem Bürgervereins-Wettbewerb der WZ gewonnen wurden, erklärt Goerlich, erster Vorsitzender des Bürgervereins in Gartenstadt. Weitere Infotafeln sollen übrigens folgen. Stück für Stück solle der Baumlehrpfad erweitert werden, unter anderem entlang der Grünanlage parallel zur Autobahn 57.