Stadtentwicklung Krefelder Einzelhändler sorgen sich um die Zukunft des Westwalls
Krefeld · Dauerbaustelle, Vandalismus, Kriminalität, schwindender Zuspruch des Wochenmarktes: Die Probleme der Krefelder Vorzeige-Straße am Kaiser-Wilhelm-Museum sind groß – und schnelle Lösungen nicht in Sicht.
Die „Krefelder Freunde“ haben den Westwall in den Blickpunkt gerückt: Bei Oberbürgermeister Frank Meyer machten sie sich kürzlich für Maßnahmen zur Rettung des Wochenmarktes stark, der unter stetig sinkenden Besucher- und Händlerzahlen leidet. Planungsdezernent Marcus Beyer nannte in einem Zeitungsinterview die Straße andererseits einen „schlafenden Riesen“. Doch auch Klagen über die Dauerbaustelle im Bereich Kaiser-Wilhelm-Museum/Markstraße und zunehmende Drogenkriminalität sind oft zu hören. Wie passt das alles zusammen? Welche Überlegungen gibt es, den Westwall zu stärken? Und was sagen die ortsansässigen Händler?
Dagmar Küppers vom Geschäft „Dreimalschön“ hat aufgegeben: Ende des Monats schließt sie den Laden mit angeschlossener Werkstatt für Handarbeit. „Die Nähkurse laufen gut, aber hier fehlt das Laufpublikum“, berichtet sie. Dazu habe auch die langwierige Baustelle am Museum beigetragen. Sie berichtet aber ebenso von Urin und Hundehaufen im Eingangsbereich des Geschäftes sowie von aufgerissenen Müllbeuteln vor der Tür. Eigentlich sei der Westwall eine gute Adresse mit wunderschönen Häusern, doch die Gegend verkomme. „Wenn auch noch der Wochenmarkt weggeht, passiert hier überhaupt nichts mehr“, fürchtet sie.
Baustelle hat zu großen Problemen geführt
Ähnliches ist es von der Leitung der Einhorn-Apotheke von Christoph Selders an der Ecke zum Karlsplatz zu hören. Die endlose Bauphase, über die Selders schon vor drei Jahren im Gespräch mit unserer Zeitung geklagt hatte, ist immer noch nicht beendet. Unbeleuchtete Ecken hätten für Vandalismus und mehr Kriminalität gesorgt. „Man fühlt sich hier vor allem nachts nicht mehr wohl.“ Für den neu gestalteten Platz vor dem Museum, der sicher schön werde, sei eine gute Beleuchtung unbedingt notwendig.
Christa Redeker, Chefin des Eine-Welt-Ladens, sagt: „Wir merken schon, dass die Baustelle unsere Kunden behindert.“ Allerdings sei der Weltladen nicht mit einem herkömmlichen Geschäft zu vergleichen. „Wir haben keine Laufkundschaft, unsere Kunden suchen uns gezielt auf.“ Dennoch beobachtet die Vorsitzende die Situation am Westwall wie eine Geschäftsfrau. „Einerseits ist es natürlich gut, wenn man einen Parkplatz vor der Tür hat, aber wichtig ist natürlich auch ein attraktives Umfeld.“ Derzeit arbeite die Stadt ja an einem Gesamtkonzept – und dem sollte man eine Chance geben. „Ich setze darauf, dass der Platz hinterher schöner ist.“ Dennoch müsse auch der Weltladen sehen, wo er bleibt. Ein schönes Ladenlokal in guter Lage, das zudem zu einer günstigen Miete zu bekommen ist, sei nicht leicht zu finden. „Wir sind auf der Suche“, sagt Redeker.
Fazilet Korkmaz vom Kiosk an der Ecke Dreikönigenstraße klagt über die Baustelle: „Seitdem haben wir weniger Umsatz.“ Der habe schon durch die zurückgehende Bedeutung des Wochenmarktes gelitten. Eine Umgestaltung der großen Parkplatzflächen zu einer ansprechenden Grünanlage wünscht sie sich auf keinen Fall: So etwas habe es schon am Südwall gegeben, seitdem werde dort bis in die tiefe Nacht gefeiert.
Die Verlegung des Wochenmarktes in die Innenstadt hatte Marcus Beyer kürzlich als Möglichkeit genannt. Auf Nachfrage bei der Stadt erklärt Irene Ehlers vom Presseteam dazu: „Derzeit wird im Rahmen des Förderprogramms Stadtumbau eine ,Kulturhistorische städtebauliche Analyse’ für den Innenstadtbereich innerhalb der vier Wälle – die Wälle sind hier eingeschlossen – erarbeitet. Die Arbeiten sollen im Juni soweit abgeschlossen sein, dass eine Beschlussfassung durch die politischen Gremien erfolgen kann.“ Die Ergebnisse sollen dann die Grundlage darstellen, um ein Gestaltungskonzept zur Vervollständigung des Wallvierecks zu beauftragen. Dieses Konzept werde dann auch die Frage beantworten, ob der Markt auf mittlere Sicht mehr in Richtung Innenstadt wandere.
Zahl der Parkplätze könnte durch eine Umgestaltung sinken
Aktuell hat sich Frank Meyer die Probleme der Wochenmarkt-Händler angehört. Im Laufe des Gesprächs wurden verschiedene Verbesserungsvorschläge herausgearbeitet, die nun als Prüfauftrag an die Verwaltung gehen – etwa zu den Standgebühren.
Bei einem Workshop zur Kulturhistorischen Analyse hatten Bürger das Parken auf dem Westwall negativ bewertet. Könnte sich daran etwas ändern, wird der „schlafende Riese“ geweckt? Laut Ehlers habe schon Marcus Beyer dazu erklärt, dass der Wall in seiner heutigen Gestaltung in einigen Bereichen zwar multifunktional genutzt werde (Parkplatz und Marktfläche), aber keine Aufenthaltsfunktion ausübe. „Eine Steigerung der Aufenthaltsfunktion geht aber unweigerlich mit einer Überplanung dieser Flächen einher, die dann zukünftig nicht mehr im heutigen Umfang genutzt werden könnten.“ Beyer sei bewusst, dass dies „ein weiter Weg“ ist. Doch im Rahmen des Stadtumbaus Innenstadt sei die Gestaltung der vier Wälle als Baustein enthalten.
Die Ausschreibung dieser Leistungen habe sich aus unterschiedlichen Gründen verzögert und solle nun nach Abschluss der Kulturhistorischen Analyse erfolgen. „Aus dieser Arbeit können möglicherweise erste Ansätze für die Gestaltung abgeleitet werden“, so Ehlers.