Städtepartnerschaft Kropywnyzkyjy in der Ukraine soll Krefelds neue Partnerstadt werden

Krefeld · Das frühere Kirowograd bietet viele Anknüpfungspunkte in Wirtschaft, Kultur und Bildung und ist genauso groß wie Krefeld. Am Dienstag entscheidet der Stadtrat.

Oberbürgermeister Frank Meyer (Mitte) und Stadtdirektor Markus Schön (l.) haben im vergangenen Jahr im Rathaus die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum sowie den polnischen Generalkonsul Jakub Wawrzyniak empfangen.

Foto: Andeas Bischof/Stadt Krefeld

Die Stadtspitze im Rathaus ist bei ihrer Suche nach einer möglichen Partnerstadt in der Ukraine fündig geworden. Krefeld soll eine Projektpartnerschaft mit der Stadt Kropywnyzkyj, die mitten in der Ukraine, etwa 330 Kilometer südlich von Kiew liegt, eingehen. Mittelfristig solle daraus eine echte neue Städtepartnerschaft entstehen, teilte die Stadt am Freitagnachmittag mit. Schon am kommenden Dienstag soll der Stadtrat über diese Partnerschaft entscheiden.

„Es ist wichtig, Solidarität mit der Ukraine zu zeigen, aber wir müssen auch ins aktive, konkrete Handeln kommen“, sagt Oberbürgermeister Frank Meyer, „dies ist genau der richtige Zeitpunkt, um partnerschaftliche Kontakte in die Ukraine aufzubauen und im Angesicht des russischen Angriffskrieges unsere Unterstützung anzubieten.“ Auf Dauer solle daraus eine „Partnerschaft auf Augenhöhe“ entstehen, betont Meyer. Denn gerade solche internationalen Partnerschaften zwischen Kommunen seien seit jeher ein „gutes Instrument, wenn es darum geht, ein Europa mit gemeinsamen Werten zu verkörpern“.

Partnerschaft mit russischem Uljanowsk liegt auf Eis

Stadtverwaltung und Rat haben recht bald nach dem nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 die bestehende Partnerschaft mit der russischen Stadt Uljanowsk auf Eis gelegt. Zugleich entstand damals in Verwaltung, Politik und Stadtgesellschaft der Wunsch nach einer engen Kooperation mit einer ukrainischen Stadt. Schon im März 2022 führte OB Meyer erste Telefonate mit der ukrainischen Generalkonsulin in Düsseldorf, Iryna Shum, im April kam sie ins Krefelder Rathaus. Danach dauerte es freilich etwas länger, bis man entscheidend vorankam. Dies gelang schließlich mit Unterstützung der Organisation Engagement Global, die Kommunen bei der Vermittlung deutsch-ukrainischer Partnerschaften unterstützt. Und die Krefeld schließlich Kropywnyzkyj vorgeschlagen hat, da beide Städte etwa die gleiche Einwohnerzahl (knapp 230 000) haben und es einige potenzielle Anknüpfungspunkte zur Zusammenarbeit in Kultur, Bildung, Sport und Wirtschaft gebe. In einer Videokonferenz des Oberbürgermeisters mit Vertretern der Stadtspitze von Kropywnyzkyj sowie Engagement Global hätten alle Beteiligten tatsächlich viele Gemeinsamkeiten und großes Interesse an einer partnerschaftlichen Verbindung festgestellt, heißt es von Krefelder Seite. Und: „Beide Städte haben das Ziel formuliert, die freundschaftlichen Beziehungen zu einer Städtepartnerschaft auszubauen.“

Kropywnyzkyj war schon mehrfach Ziel russicher Raketenangriffe im aktuellen Krieg. Die Industriestadt liegt im Dneprhochland am Ufer des Flusses Inhul. Die Stadt wurde 1754 gegründet und zunächst nach der heiligen Elisabeth benannt (Jelisawetgrad); in der Sowjetzeit hieß die Stadt zunächst Sinowjewsk,   von 1940 bis 2016 dann Kirowograd. Ein Denkmal in der Stadt erinnert an die von der deutschen Wehrmacht und SS-Verbänden  ermordeten Juden von Kirowograd.

Mehr als 140 Unternehmen verschiedener Branchen sind dort ansässig. Deren Schwerpunkt liegt in der Lebensmittelindustrie und im Maschinenbau. Doch Kropywnyzkyj ist auch Heimat der staatlichen zivilen Flugakademie der Ukraine, die Ausbildung der Piloten sowie anderer Crewmitglieder und des Bodenpersonals auf diversen Flugzeugtypen. Im Fußball spielt der FK Sirka Kropywnyzkyj seit 2016 in der ersten ukrainischen Liga, das Sirka-Stadion fasst gut 14 000 Zuschauer.

Die Partnerstadt in spe verfügt über zehn unabhängige Hochschulen, davon sechs Universitäten, Akademien und Institute mit fast 7000 Studenten sowie vier weitere Hochschulen und Fachschulen mit mehr als 4000 Studenten. Und schließlich gelte Kropywnyzkyj als Tanzhauptstadt der Ukraine – „ein Thema, das in Krefeld ebenfalls eine hervorgehobene Rolle spielt“, heißt es in der Mitteilung aus dem Krefelder Rathaus.