Große Ehrung für den Krefelder In der Welt zu Gast, in Krefeld zu Hause
Dieter Pützhofen wurde am Freitagabend von Oberbürgermeister Frank Meyer zum Ehrenbürger ernannt. Der Stadtrat hatte dieser hohen Auszeichnung mit breiter Mehrheit zugestimmt.
Dieter Pützhofen hat einiges erlebt. Wenngleich dieser Satz so auch über jeden anderen Krefelder geschrieben stehen könnte, trifft er auf den ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt in besonderem Maße zu. Insgesamt 22 Jahre stand der CDU-Politiker an der Spitze des Rathauses, hat dabei die Bürger in „seiner Stadt“ nie aus den Augen verloren. Es bedürfe Themen, die die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt stärken, die sie stolz sein ließen, hatte Pützhofen im WZ-Gespräch zu seinem 80. Geburtstag im vergangenen Jahr gesagt. Er selbst hat diese Themen über Jahre aufgespürt, die Krefelder stolz auf ihre Stadt gemacht. Nicht zuletzt deshalb wurde er am Freitagabend bei einem Festakt im Krefelder Hof zum Ehrenbürger der Stadt ernannt.
Oberbürgermeister Frank Meyer lobte Pützhofen in seiner Rede als Politiker, der sich mit der Rolle des reinen „Grüßonkels“ nie zufrieden gegeben hätte, verwies dabei auf ein Zitat des neuen Ehrenbürgers selbst. Pützhofen hatte nämlich einst gesagt: „Wer nicht Tünnes sein will, der muss sich um Probleme kümmern. Deswegen war ich es immer schon gewohnt, Dinge zu regeln, bis hin zum kleinsten Knöiskram.“ Meyer erkannte: „Pützhofen begreift Politik als Dienst am Bürger – anders als ein Monarch schwebt der Volksvertreter eben nicht über den Dingen, sondern vertritt als Gleicher unter Gleichen die Belange seiner Mitmenschen.“ Pützhofen habe sich als Kümmerer und Problemlöser verstanden, als einer, der anpackt und die Dinge regelt. Diese Mischung habe den inzwischen 80-Jährigen als Oberbürgermeister – ob im Haupt- oder Ehrenamt – stets ausgezeichnet. „Einerseits zuhören zu können, Mitstreiter zu gewinnen, Allianzen zwischen Stadt und Bürgerschaft zu schmieden – andererseits den Willen und die Durchsetzungskraft zu entwickeln, das Beschlossene auch umzusetzen“, honorierte Frank Meyer.
Pützhofen hatte maßgeblichen Anteil an der Rettung des KEV
Tatsächlich lassen sich aus der Amtszeit Pützhofens eine Menge Belege für eben diese Beschreibung finden. Zum Beispiel die Unterstützung der Händler und Immobilienbesitzer beim Glasdach auf der Königstraße, die Rettung des KEV vor der Pleite, als er 30 wohlhabende Krefelder und Unternehmer ins Rathaus einlud und sie um Geld bat: „Wenn wir wollen, dass Krefeld eine Eishockeystadt bleibt, dann müssen Sie mir dabei helfen“, so sein damaliger Appell. Das taten sie, ebenso wie beim Bau der Herzchirurgie. Pützhofen hatte für die Einrichtung am Standort Krefeld bei Minister Hermann Heinemann in Düsseldorf geworben. „Kriegt ihr, aber ihr müsst sie selbst bezahlen“, erinnerte sich Pützhofen im WZ-Interview an dessen Worte. Gemäß seines Credos sammelte er mit viel Unterstützung in kürzester Zeit 13 Millionen Mark für die neue Herzchirurgie.
Doch das Wirken Pützhofens in 22 Jahren als Oberbürgermeister hat noch viele weitere Facetten, bewegt sich manches Mal auch im vermeintlich kleinen Stadtteil. Oberbürgermeister Frank Meyer erzählte eine Anekdote: „Als Oberbürgermeister haben Sie seinerzeit einer Mutter von vier Kindern geholfen, die verzweifelt darum kämpfte, vor ihrem Haus an einer viel befahrenen Straße in Gartenstadt mit dem Auto halten zu können, um ihren schwierigen Alltag besser zu bewältigen – auf Ihre Intervention hin wurde ein Sonderparkplatz für sie eingerichtet.“ Dieter Pützhofen selbst hatte zu dieser Anekdote einmal erklärt: „Gegen solche Geschichten verblasst selbst ein Abendessen mit Herrn Reagan.“
Dabei hat Pützhofen zu den USA und zur amerikanischen Hauptstadt eine besondere Beziehung: Durch die Feier „300 Jahre Deutsche in Amerika“ im Jahr 1983 und den Besuch von Georg Bush sen. in Krefeld hat sich für ihn eine Verbindung in die große Weltpolitik geöffnet. Und eigentlich erzählt er auch gerne von ebenjenem Dinner mit Henry Kissinger und Ronald Reagan, bei dem George Bush ihn „Mein lieber Freund Dieter“ genannt hatte. Doch das, was wirklich zählt für den 23. Ehrenbürger der Stadt Krefeld, ist eben das, was vor der Haustür passiert.
„Die große Welt und das internationale Parkett, das haben Sie sicher genossen, aber alles, was zählt, liegt im Grunde zwischen Hüls und Linn, Traar und Fischeln, Uerdingen und Forstwald: Für Sie privat müsste man noch Hamburg und Chicago dazu rechnen, wo ihre Söhne Christian und Thomas mit ihren Familien leben“, sagt Meyer am Freitagabend anerkennend. Pützhofen sei in der Welt ein gern gesehener Gast gewesen, die stabilste Verbindung im Leben, die Wurzel, die tief in die Erde reicht, das ist und bleibe jedoch Krefeld. Das zeige auch die Einschätzung Pützhofens, dass die Ehrenbürgerwürde die bislang wichtigste Auszeichnung sei. „Das beweist noch mal, auf welchem Platz Krefeld in ihrer Prioritätenliste steht“, so Meyer. Auf der langen Liste befinden sich bereits die Stadtältestenwürde, der Stadtring, das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und der Ritterschlag zum Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Als erster Nicht-Niederländer hat Pützhofen zudem das Ehrenabzeichen der Stadt Venlo erhalten – „ein Ausdruck guter partnerschaftlicher Beziehungen zu unseren Freundinnen und Freunden jenseits der Grenze“, erklärte Meyer. gob