Kunst Inspiration nur durch Erinnerungsstücke
Krefeld · Was treibt Künstler in Zeiten von Corona an? Sibylle Gröne lässt sich von mitgebrachten Utensilien anregen. Doch ihr fehlt die Resonanz des Betrachters.
Atelierbesuche fallen aus, Umsätze fallen weg, Projekte und Ausstellungen werden abgesagt. „Es klafft eine große Lücke“, bedauert Sibylle Gröne die momentane Situation. Potenzielle Kunden finden kaum mehr den Weg in das Atelier der Krefelder Künstlerin bei Dujardin in Uerdingen, auch dort stattfindende Workshops mussten auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
„Zudem ruht meine Arbeit als freie Mitarbeiterin im Kaiser-Wilhelm-Museum, ebenso wie mein wöchentliches Kunstprojekt an einer Duisburger Förderschule, das für ein ganzes Schuljahr von mir ausgearbeitet wurde“, so Gröne. Wie und wann es damit weitergeht, weiß sie nicht: „Ich schaue in eine ungewisse Zukunft.“
Eine Belastungsprobe für alle Kunst- und Kulturschaffenden
Die Corona-Krise ist für alle Kunst- und Kulturschaffenden zur Belastungsprobe geworden. Vor allem die freischaffenden Kreativen geraten zunehmend in Existenznot. Für einen finanziellen Ausgleich sollte die Soforthilfe der Künstlersozialkasse sorgen. Für Gröne kam die Ernüchterung jedoch prompt: „Ich habe zwei Wochen nach Bekanntgabe meinen Antrag abgegeben, da hieß es, der Topf ist bereits leer. Es kann nicht sein, dass nur die ersten Antragsteller etwas von dem Geld bekommen.“ Weitere finanzielle Mittel sollen laut Künstlersozialkasse bereitgestellt werden, wann ist aber noch unklar.
So ganz ohne Einkommen ist die Künstlerin aber nicht. Mit einigen handwerklichen Auftragsarbeiten im Bereich der Blattvergoldung ist sie zurzeit gut beschäftigt. „Es ist ein Segen, dass diese Aufträge gerade jetzt gekommen sind.“
Aber beeinflusst die Corona-Krise neben der finanziellen Situation auch ihr kreatives Schaffen? „Das Ganze hat mit Sicherheit seine Auswirkungen. Es herrscht eine diffuse Problematik, die einen unterschwellig beeinflusst. Die Gedanken kreisen schon um das Thema, diese Energie würde ich sonst für andere Gedanken verwenden“, so Gröne. Inspiration für ihre Werke holte sich die Künstlerin bisher auf ihren vielen Reisen. Von dort mitgebrachte Naturmaterialien, wie verschiedenfarbige Erden oder verkohltes Tropenholz, lässt sie in ihre Arbeiten mit einfließen. Transformationen und Umwandlungen von Materialien spielen eine große Rolle in ihrem Œuvre. „Natürlich kann ich diese Dinge auch hier generieren, aber Reisen sind schon eine große Inspiration für mich“, so die Künstlerin. „Mein Aktionsradius ist, wie der von allen anderen auch, enger geworden. Ich empfinde das als Korsett, dass man sich nicht frei bewegen kann.“ Dies bemerkt sie auch im Umgang mit Kollegen. Der kreative Austausch mit ihnen beschränke sich derzeit aufs Telefon. Der Besuch eines befreundeten Künstlers aus Kanada wurde abgesagt.
„Ich möchte meine Kunst wieder einem Publikum zeigen“, so Grönes Wunsch für die Zukunft. „Die Resonanz von Betrachtern auf meine Arbeiten fehlt.“ Das momentan herrschende „Desaster“ werde sie aber nicht in ihren zukünftigen Werken thematisieren.