Ironman Zum Schinden geht es nach Hawaii

Krefeld · Jens Gosebrink und Timo Schaffeld vom SC Bayer Uerdingen nehmen am Samstag, 12. Oktober, am Ironman-Triathlon teil.

 Das Radfahren ist die schwächste Disziplin von Jens Gosebrink.

Das Radfahren ist die schwächste Disziplin von Jens Gosebrink.

Foto: N.N.

Von Simon Gerdts und André Lerch

Für Jens Gosebrink sahen die letzten Tage vor der Abreise so aus wie eigentlich immer in seinem Leben als Amateur-Triathlet. Arbeiten, ein bisschen schwimmen. Am vergangenen Donnerstag flog er dann ab in Richtung Hawaii. Ein ausgedehnter Urlaub auf der Pazifik-Insel stand für den 34-Jährigen aus Wesel jedoch nicht im Terminkalender. Vielmehr will sich der Mann des SC Bayer Uerdingen am kommenden Samstag in der heißen Vulkanlandschaft schinden. Er startet beim Ironman auf Hawaii, beim vielleicht berühmtesten Ausdauer-Wettkampf der Welt.

Neun Tage nimmt sich der Amateursportler Gosebrink, um sich an das Klima und die Zeitumstellung zu gewöhnen. „Das ist schon ein kleines Privileg“, sagt er über seine Chance, dabei zu sein. Über die Langdistanz 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen ist eiserner Wille gefragt. Über neun Stunden wird er unterwegs sein zwischen Start bis Ziel. Die meiste Zeit wohl in der prallen Sonne.

Der 1,78 Meter große und 68 Kilogramm schwere Triathlet fing als Schwimmer an, kam dann mit 18 Jahren über einen Freund zum Triathlon nach Voerde. Dort blieb er hängen. Gosebrink geht seit sechs Jahren für den SC Bayer Uerdingen in der 2. Bundesliga an den Start. In Tallinn schaffte er Anfang August die Qualifikation für Hawaii mit persönlicher Bestzeit – als Siebter in seiner Altersklasse profitierte er davon, dass drei Athleten vor ihm auf den Start in Übersee verzichteten.

Jens Gosebrink nimmt das
erste Mal an dem Wettkampf teil

Für Gosebrink, der für ein Duisburger Verkehrssicherungsunternehmen arbeitet, wird es die erste Teilnahme auf Hawaii sein, aber sein insgesamt zwölfter Ironman-Wettkampf. Die vergangenen drei Jahre hatte es für ihn noch nicht gereicht. „Es war als Amateur immer ein Traum dort an den Start zu gehen. Das ist jetzt schon ein Ritterschlag für mich.“ Die Strapazen aber waren hoch in den vergangenen drei Monaten, in denen er gleich drei Ironman-Wettkämpfe absolvierte. Frankfurt, Tallinn und jetzt Hawaii. „Ich konnte kaum trainieren in dieser Zeit. Es ging mehr darum, meine Form zu konservieren.“

Im Wasser rechnet sich Gosebrink die besten Karten aus. Es ist seine Paradedisziplin, das Radfahren seine noch schwächste, obwohl er daran schon viel gefeilt hat. „Da muss ich irgendwie durchkommen“, sagt er. Mit dem Laufen habe er nie Probleme gehabt. Mit den Profis vergleicht er sich ohnehin nicht.

Sein Ziel: Unter die besten 30 seiner Altersklasse kommen. Und dann? „Das große Ziel habe ich erreicht, aufhören aber will ich noch nicht“, sagt er. Die Leidenschaft für das teure Hobby, das er über seinen Beruf finanziert, wird wohl weitergehen. Begleiten wird ihn seine Frau Clara.

Timo Schaffeld reist sogar als Titelverteidiger auf die Pazifik-Insel. 2018 feierte der 23-Jährige seinen bislang größten Erfolg auf  Hawaii. Er wurde nicht nur Weltmeister in der Altersklasse der 18- bis 24-Jährigen, sondern stellt mit der Zeit von 8:51:50 Stunden einen neuen Streckenrekord auf. Der Titel bedeutet gleichzeitig die Qualifikation für das Folgejahr. „Das Rennen hat eine große Bedeutung für mich. Ich will meinen Titel verteidigen. Meine Form ist so gut, dass ich es schaffen kann“, freut sich Schaffeld auf den Wettkampf mit einem außergewöhlichen Spirit. „Es ist etwas Besonderes, hier zu starten. Auf der ganzen Insel hängt an jeder Ecke Werbung für den Ironman. Alle trainieren vor dem Wettkampf gemeinsam“, so der Triathlet, der selbst über eine Woche vor seinem Start angereist ist.

Dass Schaffeld heute ein mehr als erfolgreicher Hobby-Triathlet ist, haben in seiner Jugend wohl die wenigsten erwartet. Er spielte längere Zeit Fußball, bis sich im Sommer 2013 kurz vor der Abiturprüfung seine Mannschaft auflöste. „Ich wollte weiter Sport treiben, ich brauchte einen Ausgleich und wollte gleichzeitig etwas abnehmen“, erinnert sich Schaffeld, der kurz darauf Mitglied des neu gegründeten Triathlon-Teams des Oberhausener TV wurde. Seit 2015 hat der gebürtige Oberhausener ein Zweitstartrecht beim SC Bayer Uerdingen und startet regelmäßig für die erste Mannschaft. „Die Distanz in der Bundesliga ist zwar wesentlich kürzer als bei einem Ironman, dennoch bietet diese eine kurze, intensive Belastung, die man so nicht im Training erreicht“, erklärt Schaffeld.

Ob es mal zum Profi reicht, weiß Schaffeld noch nicht. „Das lasse ich auf mich zukommen. Eine Profikarriere ist eher langfristig möglich, in fünf Jahren vielleicht. Die Top-Triathleten sind alle Ende 20, Anfang 30“, so Schaffeld, der hinzufügt: „Zudem müssen auch die Rahmenbedingungen passen, wie zum Beispiel die eigene Gesundheit sowie Leistungsfähigkeit und die Familienplanung.“

Die passende berufliche Karriere hat der Triathlet auf jeden Fall schon mal eingeschlagen, um sich im Idealfall einige Jahre dem Profisport zu widmen. Schaffeld ist Offizier bei der Bundeswehr. Er studiert berufsbegleitend Wirtschaftsingenieurwesen, 2020 steht seine Masterarbeit an. Bei der Bundeswehr gehört er einer Sportfördergruppe an und wurde so unter anderem Zweiter bei der Deutschen Militärmeisterschaft.