Fahrradklima-Test 2022 Radwege in Krefeld landen beim ADFC-Test auf dem letzten Platz
Krefeld · Schlimmer geht immer: Noch schlechter als 2020 hat Krefeld beim ADFC-Fahrradklima-Test abgeschnitten.
Schon seit vielen Monaten wird über ein neues Krefelder Radverkehrskonzept diskutiert. Mehrfach stand es zur Entscheidung im Rat auf der Tagesordnung, wurde aber immer wieder vertagt. Dabei wäre es allerhöchste Zeit, dass es verabschiedet und endlich umgesetzt wird: Im ADFC-Fahrradklima-Test 2022 hat Krefeld einmal mehr grottenschlecht abgeschnitten und kommt mit einer Gesamtnote von 4,52 auf den letzten Platz im Vergleich von 26 Städten in Deutschland zwischen 200 000 und 500 000 Einwohnern.
Alle zwei Jahre legt der deutsche Fahrradclub ADFC seine Rangliste im Klimatest vor. Als Krefelder war man da schon lange bescheidene Ergebnisse gewohnt, zuletzt, im Test 2020, landete die Stadt mit der Durchschnittsnote 4,4 (Skala wie in der Schule von 1 bis 6) auf dem drittletzten Platz in der Kategorie der Städte mit 200 000 bis 500 000 Einwohner. Doch es geht tatsächlich noch schlechter, wie der aktuelle Zufriedenheits-Index der Radfahrenden zeigt, der am Montag in Berlin vorgestellt wurde.
Besonders schlecht wird die Qualität der Radwege bewertet
Dabei nennt sich Krefeld seit 30 Jahren „fahrradfreundliche Stadt“; und noch vor drei Jahren wurde von der Stadtspitze die „Krefelder Fahrradoffensive“ vorgestellt, die mit ihren Investitionen in die Fahrrad-Infrastruktur einen Radverkehrsanteil von 30 Prozent ermöglichen soll.
622 Krefelder Radfahrer haben diesmal bei der vom ADFC durchgeführten Befragung teilgenommen, die nicht repräsentativ ist, wobei viele Teilnehmer Vielfahrer mit dem Rad sind. Aber nur knapp 20 Prozent der Teilnehmer sollen ADFC-Mitglieder sein.
Beim Blick auf die Ergebnisse im Detail zeigt sich, dass vor allem die Beschaffenheit der Wege, die Radfahrer nutzen (müssen), sehr schlecht bewertet wird – von echten Radwegen kann in Krefeld ja nur an wenigen Stellen gesprochen werden. So vergeben die Befragten im Bereich „Komfort beim Radfahren“ im Schnitt die Note 5,4 in puncto Platz (breiter oder schmaler Weg); gar eine 5,6 kam heraus in Bezug auf den baulichen Zustand des Weges (von glatt bis holprig).
„Fünfen“ hagelte es auch bei Fragen zur Sicherheit beim Radfahren (Hindernisse, bedrängende Autos etc.) bis hin zur Falschparker-Kontrolle und der Ampelschaltung für Radler. Die besten Noten bekam Krefeld von seinen Radfahrern für die geöffneten Einbahnstraßen in Gegenrichtung (2,9), dass alle Generationen radfahren („Alt und Jung“, 3,0) oder die Erreichbarkeit des Zentrums (3,5).
Im Herbst 2022 hatten der ADFC, Fridays for Future Krefeld und die Initiative wirstadt.org noch die „gesteigerte Investitionsbereitschaft“ in Radwege gelobt. Denn 47 Millionen Euro sollen in die Krefelder Radwege gesteckt werden. Der Weg zur echten Mobilitätswende gehe aber „nicht mit zögerlichen Schritten wie bisher in Krefeld, sondern braucht eher so etwas wie den Doppel-Wumms“, hieß es schon damals. Der im Radverkehrskonzept vorgeschlagene Etat von vier Millionen Euro pro Jahr für Radverkehrsmaßnahmen sei daher realistisch und müsse schon für 2023 in den Haushalt eingestellt werden. Tatsächlich wurden es dann nur eine Million Euro – und dies, obwohl CDU und Einzelvertreterin Björna Althoff (Klimaliste) in einem Haushaltsantrag eben jene vier Millionen Euro gefordert hatten.
Karl-Heinz Renner vom ADFC in Krefeld gibt gegenüber der WZ allerdings zu Bedenken, dass die Stadt 2023 ohnehin die vier Millionen Euro nicht ausgeben könnte, da beim Kommunalbetrieb (KBK) dafür die notwendigen Planer fehlen. Nachdem es gerade Neueinstellungen gegeben habe, seien zwei Millionen Euro umsetzbar.
Menschen, die regelmäßig Rad fahren oder damit beginnen wollen, bewerten laut ADFC in erster Linie den Ist-Zustand. „Wiederholte Zusagen der Verwaltung, den Sanierungsstau endlich abzuarbeiten und das Radverkehrsnetz zu modernisieren, führen nicht zur Verbesserung der Bewertung, solange den Versprechungen keine Taten folgen. So wächst der Frust bei den Radfahrenden in Krefeld.“
Nach Ansicht des Krefelder ADFC-Vorsitzenden Andreas Domanski ließe sich schon mit kleineren Maßnahmen die Situation beim Thema Sicherheit deutlich verbessern. „Beispielsweise durch konsequente Ahndung von Falschparkern auf Radfahrstreifen, Parken in zweiter Reihe und in Kreuzungsbereichen, Geschwindigkeitsreduzierungen im Kfz-Verkehr sowie fahrradfreundlichen Führungen an Baustellen.“
Das sei aber noch nicht genug. „Die Menschen in Krefeld wollen Straßen, die zum Radfahren einladen: kurze, sichere und attraktive Wege sind gefragt. Dafür brauchen wir ein durchgängiges Radwegenetz innerorts und sichere und komfortable Radverbindungen in die Nachbarkommunen.“ Die Umsetzung des Radverkehrskonzepts könnte vieles davon Wirklichkeit werden lassen.
Karl-Heinz Renner glaubt, dass die Noten schon jetzt besser ausgefallen wären, wenn wie vorgesehen im Herbst 2022 das Knotenpunktnetz der Radregion Rheinland nach acht Jahren Planung in Krefeld endlich eingeführt worden wäre. Doch auch hier gab es Verzögerungen. „Schade. Damit hätten wir Punkte sammeln können.“ Nun werde die Vergabe im Mai erfolgen, im Sommer werden die Knotenpunktschilder dann aufgestellt.