Quereinsteiger in den Lehrerberuf Von der Bauleitung zur Unterrichtsleitung

Dennis Grikschas unterrichtet am Berufskolleg Glockenspitz. Er ist einer von 27 Seiteneinsteigern, die 2019 an Krefelder Schulen angefangen haben.

Seiteneinsteiger Dennis Grikschas fühlt sich wohl am Berufskolleg Glockenspitz.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

„Manchmal merkt man gleich, dass es passt“, sagt Marion Pork. Und so ein Fall sei auch Dennis Grikschas gewesen. Als der 40-Jährige sich im vergangenen Mai als Seiteneinsteiger am Berufskolleg Glockenspitz bewarb, hat er bei der Direktorin direkt einen guten Eindruck hinterlassen. „Er hat uns aber dann noch einen Tag warten lassen“, erinnert sich Pork.

Seit August unterrichtet der 40-Jährige nun am Krefelder Berufskolleg Bautechnik. „Er ist mit praktischer Erfahrung angetreten“, so Marion Pork. Solche Lehrkräfte würden dringend benötigt. Wohl auch deswegen hatte Dennis Grikschas – obwohl er kein ausgebildeter Lehrer ist – sogar ein wenig Auswahl bei seiner Stellensuche. Eine Stelle im Ruhrgebiet, die näher an seinem Wohnort gelegen wäre, schlug er aber aus. Weil es auch für ihn am Berufskolleg Glockenspitz passte.

Mit dem Unterrichten
hatte er schon Erfahrung

Was nicht bedeutet, dass es in seinem alten Beruf als Bauingenieur nicht mehr passte. Einige Jahre habe er in dem Job gearbeitet, viel Bauleitung gemacht, auch als Gutachter gearbeitet. „Ich wollte nicht weg aus meinem Job, aber ich wollte unterrichten“, sagt der Lehrer-Neuling. An einer Privatschule habe er nebenbei Tontechnik unterrichtet – sein Hobby. Das Feedback war gut und es machte ihm Spaß. Auch die Lehrer in seinem Bekanntenkreis ermutigten ihn: „Sie haben gesagt: ‚Mach das, das ist ein schöner Job.‘“, so Grikschas.

Schnell hat er sich am Berufskolleg beworben und auch ziemlich schnell integriert. Gleich nach Zusage hat er sich mit seiner Abteilung in Verbindung gesetzt – und direkt auch am Sommerfest der Schule teilgenommen, bevor er überhaupt im neuen Job war. Über den Sommer hat er sich mit dem Unterrichtsmaterial vertraut gemacht. „Ich hatte ja noch ein bisschen Zeit bis zum Unterrichtsbeginn“, so Grikschas.

Für die meisten Seiteneinsteiger ist der Start in den Unterricht, der – abgesehen von ein paar Tagen Einführung – gleich bei Stellenantritt ansteht, ein Sprung ins kalte Wasser. Dennis Grikschas war auch aufgeregt, als es im August erstmals in die Klasse ging, aber: „Ich wusste, ich kann vor Leuten reden.“ Außerdem hatte er sich zumindest mal ein Buch übers Unterrichten besorgt. Dennoch: „Entscheidend ist auf dem Platz“, so der 40-Jährige.

„Auf dem Platz“ ist Dennis Grikschas nun 17,5 Unterrichtsstunden pro Woche. Besonders spannend findet er dabei, wie unterschiedlich die Niveaus in den Berufskolleg-Klassen sind: von „ohne Hauptschulabschluss“ bis hin zur Weiterbildung nach dem Schulabschluss. Sechs Stunden Seminar pro Woche kommen hinzu, in denen er selbst die Schulbank drücken und jenen Stoff nachholen kann, den ihm seine klassisch ausgebildeten Lehrer-Kollegen voraus haben. Zwei Stunden pro Woche begleitet er zudem zwei Mentoren aus seinem Fachbereich in ihren Unterricht.

Mit Seiteneinsteigern hat man am Berufskolleg Glockenspitz Erfahrung, und Grikschas ist auch aktuell nicht der einzige dort: Ein weiterer „Neuling“ unterrichtet derzeit Chemie und Chemietechnik, hinzu kommen zwei reguläre Referendare.

In eineinhalb Jahren macht Dennis Grikschas dann selbst die Staatsprüfung. In einer unterrichtspraktischen Prüfung und einem Kolloquium muss er dann beweisen, dass er voll zum Unterrichten in seinem Fachbereich befähigt ist. Dann ist er kein Seiteneinsteiger mehr, sondern ein dauerhaftes Mitglied des Lehrerkollegiums. Aber bereits jetzt wirkt er am Berufskolleg Glockenspitz sehr angekommen.